Flucht ist Preisgrund: Marburg erhielt 20.000 Euro

Beim „Wettbewerb Kommune bewegt Welt“ der Engagement Global gGmbH ist die Universitätsstadt Marburg mit dem ersten Preis ausgezeichnet worden.
In der Kategorie „mittelgroße Kommune“ erhielt sie zusammen mit der Initiative Solidarische Welt und dem Verein Pachamama Connexion die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung. „Kommune bewegt Welt“ ist ein Wettbewerb von Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

Durchgeführt wird er von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt. Die Preisverleihung erfolgte bereits in Köln. Die besondere Auszeichnung wurde am Freitag (3. März) im Historischen Saal des Rathauses noch einmal gefeiert.

Bürgermeister Dr. Franz Kahle betonte in seiner Begrüßung, dass Marburg dank vieler Initiativen bereits einen sehr guten Ruf genieße. Mehrere Auszeichnungen habe die Universitätsstadt deshalb bereits erhalten. Mit der jetzigen hohen Auszeichnung habe er überhaupt nicht gerechnet.: „Als es in Köln verkündet wurde, dass wir den ersten Preis erhalten, war ich umso mehr hocherfreut.“

Der bundesweite Preis wurde zum zweiten Mal vergeben. Er würdigt herausragende Beispiele „einer Zusammenarbeit von Kommunen, migrantischen Organisationen und von Eine-Welt-Akteurinnen und -Akteuren“.

Kevin Borchers von Engagement Global,erläuterte, dass der Gedanke einer fairen Welt im Vordergrund stehe. Dabei gehe es darum, dass die Kommune Gruppen vor Ort bei ihrer Arbeit in diesem Sinne unterstützt. Kommune bedeute hier nicht nur die Politik, sondern die ganze Stadtgesellschaft.

Die Universitätsstadt Marburg hatte bereits an der Erstauflage 2014 des Wettbewerbs teilgenommen und die Anregung mitgenommen, die Handlungsfelder Integrations- und Entwicklungspolitik zu verknüpfen. In Kooperation mit der Initiative Solidarische Welt und dem Verein Pachamama Connexion nahm die Stadt 2016 mit ausgewählten Projekten erneut an dem Wettbewerb teil.

„Egal welcher Wettbewerb ausgerichtet wird, irgendwann gewinnt Marburg ihn“, lobte Borchers die Stadt und nannte als Beispiel „Hauptstadt des fairen Handels“. Die jetzige Bewerbung habe genau dem Ziel entsprochen bei „interkultureller Entwicklung die Kompetenzen von Migrantinnen und Migranten als gleichberechtigter Partner einzubeziehen. „In der Breite wie in Marburg ist das wirklich selten“, lobte Borchers.

„Angesichts der Preisverleihung habe ich ganz unbescheiden realisiert, wie viele Organisationen in Marburg sich damit beschäftigen, den Gedanken einer fairen Welt wirklich zu leben“, erklärte Bürgermeister Kahle. Als herausragendes Beispiel nannte er den Elisabeth-Kaffee. Mit ihm sichert die Universitätsstadt die Bildungsarbeit des Weltladens und ihres wichtigsten Entwicklungsprojekts.

Marburg zeichnet sich grundsätzlich durch eine aktive Integrationspolitik mit öffentlicher Wertschätzung der Akteure und durch ihre Einbeziehung in städtische Kommunikations- und Entscheidungsprozesse sowie durch Beteiligung von Organisationen der Zivilgesellschaft im Feld der Entwicklungspolitik aus. Die Zusammenarbeit mit der Frauenorganisation Alproma aus Honduras und der Kleinbauern-Kooperative Sanjukta Vikas aus Indien bei der Produktion und Vermarktung des fairen Bio-Stadtkaffees und -Tees ist ein soziales und ökologisches Leuchtturmprojekt. „Als Stadt bieten wir die Plattform, die die verschiedenen Initiativen zusammenbringt“, hob Kahle hervor.

Der Verein Pachamama Connexion ist laut Aussage seiner Vorsitzenden Maria Alejandra Tascón ein ausgewähltes Beispiel der Vernetzung von Migration und Entwicklung. Mit seinem Projekt „Leben ist Lernen“ fördert er den gleichberechtigten interkulturellen Dialog zur nachhaltigen Entwicklung in Deutschland und schafft gleichzeitig die Basis für die Entfaltung der Zusammenarbeit mit Organisationen in Lateinamerika. „Es ist eine Bildungsinitiative der anderen Art“, erläuterte Tascón.

Der Verein setzt sich mit der globalen Problematik auseinander, indem er beispielsweise die Situation der Geflüchteten in Europa und weltweit sowie die sozio-ökologische Krise betrachtet. Konkret unterstützt er das in Bolivien und Ecuador entstandene Konzept „Buen Vivir“, um Alternativen für ein „Gutes Leben“ kulturübergreifend zu entfalten.

Adji Gaye von der städischen Stabsstelle Integration berichtete abschließend darüber, wie das Preisgeld verwendet werden soll. Die Hälfte werden die an der Bewerbung beteiligte Initiative Solidarische Welt und der Verein Pachamama Connexion erhalten. Über die andere Hälfte hätten sich Vertreter mehrerer Initiativen, Vereine und Organisationen eingehend Gedanken gemacht und entschieden, dass 2.000 Euro für eine vereinsübergreifende Veranstaltung verwendet werden.

Die restlichen 8.000 Euro fließen in entwicklungspolitische Projekte. Konkret erhalten der Senegal-Verein – unter anderem für ein Straßenkinderprojekt – und der Afrikanische Studierendenverein, der beispielsweise Afrika-Kulturtage in Marburg veranstalten möchte, jeweils 3.000 Euro. 1.000 Euro erhalten Terra Tech und die Initiative Afghanisches Hilfswerk.

 * PM:Stadt Marburg

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