Weg im Wald: Splitt gefährdet Radverkehr nach Bauerbach

Manchmal sei „gut gemeint“ das Gegenteil von gut. Mit diesem Hinweis kritisierte Die Linke Planungen zum Weg vom Waldtal nach Bauerbach.
Der Landesbetrieb Hessen-Forst will Waldwege vom „Fremdstoff“ Bitumen „befreien“ und durch „naturnahe, standorttypische“ Materialien aus den „umliegenden Steinbrüchen“ ersetzen, die durch Wasser gebunden würden. Wenn aber ein asphaltierter Waldweg von Radfahrern nicht nur zur Freizeitgestaltung genutzt wird, sondern um möglichst zügig zur Arbeit oder zur Universität zu kommen, würde ein solcher Rückbau zu weniger Rad- und mehr Autoverkehr führen, erklärte Die Linke.
Hessen-Forst und der grünen Umweltministerin Priska Hinz sei das offensichtlich egal. Den Vorschlag der Stadt, einen Waldweg vom Alten Kirchhainer Weg bis zur Mensa auf den Lahnbergen in einen Radweg zu verwandeln, umso den Autoverkehr zu verringern, hatte Hinz als „gravierenden Eingriff in den Lebensraum Wald“ bezeichnet, der zu unterbleiben habe.
In dieselbe Kerbe schlägt nun Hessen-Forst. Ab August soll der einzige asphaltierte Weg über die Lahnberge – vom Waldtal nach Bauerbach mit einem Abstecher zum Klinikum – in einen Splitt-Weg verwandelt werden.
Linken-Magistratsmitglied Nico Biver, der diesen Weg als Moischter selber öfters nutzt, wunderte sich: „Dass der Weg vorwiegend von Radfahren genutzt wird, kommt in den Überlegungen von Hessen-Forst gar nicht vor.“ Im Flachen sei ein Splitt-Weg für den Radverkehr noch erträglich, auch wenn er den Rollwiderstand erhöht, den Radfahrende nur mit zusätzlicher Muskelkraft überwinden können, auch wenn sie E-Bikes fahren.
„Aber wenn es steiler wird, sind die Abfahrten nicht nur für die Radfahrer, sondern wegen der längeren Bremswege auch für andere Nutzer gefährlich“, warnte Biver. „Durch jedes Unwetter entstehen Rinnen und Schlaglöcher, die zügiges Fahren verhindern.“
Die Marburger Linke fordert deshalb den Erhalt und die Renovierung des bestehenden Wegs, der durch die Untätigkeit von Hessen-Forst schon einige Asphaltlücken aufweist. Das wäre auch die bessere Alternative zu der Planung, auf der Panoramastraße Platz für Radverkehr zu schaffen.
„Die Strecke über den Waldtalweg ist vom PKW-Verkehr getrennt und nicht länger als die Panoramastraße“, erklärte Biver dazu. Auf Kritik der Marburger Linken stößt auch, dass solche Entscheidungen mit der Stadt Marburg nicht abgesprochen werden, obwohl sie erhebliche Auswirkungen auf die Verkehrssituation und die Umwelt haben.
„Wenn Hessen-Forst trotz seiner gemeinwohlverpflichteten Zielsetzung selbst nicht willens ist, Radwege durch den Wald zu bauen oder zu erhalten, sollte sie sie an die Stadt übergeben“ forderte der Linken-Fraktionsvorsitzende Jan Schalauske. „Wenn es darum ging, auf den Lahnbergen Wald für neue Gebäude des Klinikums und der naturwissenschaftlichen Fachbereiche, für Straßen, Parkplätze oder gar für Windkraft her zu geben, hatten die Landesregierung und Hessen-Forst keine Bedenken. Das muss erst recht für asphaltierte Radwege gelten.“

* pm: Fraktion Marburger Linke in der StVV

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