Im Fokus: Literatur von Hans Sachs neu erschließen

Die Universitäten Marburg und Siegen starten ein umfassendes Langzeitprojekt zur kritischen Neuedition des wichtigsten deutschsprachigen Theaterkorpus des 16. Jahrhunderts. Ihre DFG-Edition erschließt das Theater des Hans Sachs neu.
Das von Prof. Dr. Nathanael Busch von der Philipps-UniversitätMarburg und Prof. Dr. Hans Rudolf Velten von der Uni Siegen geleitete Forschungsprojekt widmet sich dem Theater des Nürnberger Schuhmachermeisters und Dichters Hans Sachs. Er war einer der prägendsten literarischen Stimmen der Reformationszeit. Sachs, der als bedeutendster deutschsprachiger Autor des 16. Jahrhunderts gilt und dessen Rezeption bis in die Gegenwart reicht, hinterließ über 6.200 Texte. Darunter waren 203 Theaterstücke, deren dramatische Qualität, sprachliche Präzision und Wortreichtum bis heute beeindrucken.
„Sachs war ein Multiplikator und Popularisierer, der Stoffe von der Weltliteratur bis zur Bibel seinem Publikum zugänglich machte – und zugleich einer der wirkmächtigsten Vertreter frühbürgerlicher Literatur“, betonte Busch. Am 19. Januar 2026 jährt sich der Todestag von Hans Sachs zum 500. Mal, was dem Projekt zusätzliche Aktualität verleiht. Dass bislang keine zuverlässige Edition seiner Spieltexte existiert, mache das Projekt besonders notwendig und wissenschaftshistorisch bedeutsam.
Die Forschungsgruppen in Marburg und Siegen erstellen erstmals eine umfassende kritische und kommentierte Edition sämtlicher Tragödien, Komödien und Fastnachtsspiele sowie themengleicher Meisterlieder und Spruchgedichte. Sie soll künftig sowohl als digitale Transkription im Deutschen Textarchiv (DTA) als auch in gedruckter Form mit begleitender e-Ressource vorliegen. Das Projekt wird ab 1. Januar 2026 durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und ist auf eine Laufzeit von siebeneinhalb Jahren angelegt. Die Gesamtsumme von rund 2,6 Millionen Euro fließt zu gleichen Teilen an die beiden Standorte. Für die erste Förderperiode (Jahre 1-3) erhält Marburg 667.981 Euro.
Mit der Neuedition entsteht erstmals eine solide wissenschaftliche Grundlage, um das theatralische Werk des Hans Sachs und seine Wirkung im Kultur-, Wissens- und Religionskontext des 16. Jahrhunderts umfassend zu erforschen. Die gewonnenen Einblicke in Stoffgenese, Dramaturgie und poetische Verfahren versprechen Impulse für die Germanistik ebenso wie für Geschichte, Theologie und Wissensgeschichte.
„Wir hoffen, dass die Edition dazu beiträgt, Sachs‘ literarische Bedeutung wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken“, erklärte Busch. „Vielleicht werden in Zukunft wieder mehr Menschen den Namen Hans Sachs kennen, der am Ende vieler seiner Texte schrieb: Auf dass daraus kein Unheil wachs‘ – das wünscht zu guter Nacht Hans Sachs.“

* pm: Philipps-Universität Marburg

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