Beratungsstellen haben sich Inklusiv und geschlechtersensibel schulen lassen. Eine Abschlussveranstaltung der Stadt Marburg würdigte ihr Engagement.
Beratung für alle Menschen zugänglicher zu machen, ist das Ziel des Projekts „Beratung für alle“. In der zweiten Runde haben sich fünf weitere Beratungsstellen auf den Weg gemacht, inklusiver und geschlechtersensibler zu arbeiten. Die Stadt Marburg hat das mit einer Abschlussveranstaltung gewürdigt.
„Aufklärungs-, Unterstützungs- und Beratungsangebote sind nicht für alle gleichermaßen zugänglich“, sagte Stadträtin Kirsten Dinnebier. „So können gesellschaftliche Benachteiligungen beispielsweise die Kontaktaufnahme oder Verständigung erschweren. Diese Benachteiligungen betreffen häufig Menschen mit Behinderung, Frauen, weiblich gelesene Personen oder queere Menschen, und in besonderem Maße, wenn sich mehrere Diskriminierungsmerkmale überschneiden.“
Diese Ausgangssituation habe ein Handeln notwendig gemacht. Um Marburger Beratungsstellen dabei zu unterstützen, inklusiver und geschlechtersensibler zu arbeiten, gibt es das Projekt „Beratung für alle – inklusiv und geschlechtersensibel beraten“. Die Stadt Marburg hat zusammen mit dem Arbeitskreis „Frauen und Behinderung“ einen Leitfaden und ein Prüfverfahren entwickelt. In dem Prüfverfahren werden die Beratungsstellen geschult, beraten und dabei begleitet, kleine oder große Maßnahmen für mehr Inklusion und Geschlechtersensibilität umzusetzen.
Einige Beispiele dafür sind Team-Fortbildungen zu Geschlechtersensibilität, zu Gewalt gegen LGBT*IQ und zu Leichter Sprache, die Barrierefreie Gestaltung der Internetseite, zum Beispiel durch Einsatz von Gebärdenvideos und Screenreader für die Lesbarkeit, Überprüfung von Räumlichkeiten auf die Nutzbarkeit mit einem Rollstuhl, die Neugestaltung von Informationsmaterialien, sodass sie barrierefrei sind und Diversität widerspiegeln sowie Schilder für Klingel, Türen, Webmarker und Türöffner in Brailleschrift für Blinde. Hinzu kommen die Einführung eines Gesprächskreises für Frauen mit Behinderung, die Einrichtung eines Beratungszeitraums nur für Frauen, die Erstellung einer hörbaren Wegbeschreibung sowie der Hinweis auf Webseiten für genderneutrale Toiletten und Toiletten für Menschen mit Behinderung.
Am ersten Prüfverfahren von September 2023 bis Mai 2024 hatten sieben Marburger Beratungsstellen teilgenommen. In der Prüfphase von Oktober 2024 bis März 2025 haben sich fünf weitere Beratungsstellen auf den Weg zu einer inklusiveren und geschlechtersensibleren Beratung gemacht. Um die Teilnahme zu würdigen, gab es im Erwin-Piscator-Haus (EPH) eine Abschlussveranstaltung für Vertreter*innen von Marburger Beratungsstellen sowie für ehemalige und aktuelle Teilnehmende von „Beratung für alle“. Organisiert hat die Veranstaltung das Referat für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung.
Auf die Begrüßung durch Stadträtin Kirsten Dinnebier folgte ein Rückblick von Projektmitarbeiterin Klara Ackermann sowie Rita Schroll vom Hessischen Koordinationsbüro für Frauen mit Behinderung (HKFB). So entstand das Prüfverfahren aus einer Studie zur Teilhabe von Frauen und Mädchen (2018 bis 2019). Entwickelt hat das Prüfverfahren eine Arbeitsgruppe. Auf Wunsch der Teilnehmenden entstand das Forum „Beratung für alle“ zur Vernetzung, fachlichem Austausch und kollegialer Beratung aller Teilnehmenden des Prüfverfahrens.
Stadträtin Dinnebier und Prof. Dr. Susanne Gerner überreichten den Teilnehmenden eine Urkunde. Gerner hatte die Studie zur Teilhabe von Frauen und Mädchen umgesetzt und beide Durchläufe wissenschaftlich begleitet sowie ausgewertet. Sie ist an der Evangelischen Hochschule Darmstadt am Studienstandort Schwalmstadt-Treysa Professorin für Theorien und Methoden Sozialer Arbeit.
Dr. Christine Amend-Wegmann vom städtischen Fachbereich Gleichstellung, Vielfalt und Erwachsenenbildung bedankte sich bei den Beratungsstellen für das Interesse und die Teilnahme am Projekt: „Mein Dank gilt allen Beteiligten: den Beratungsstellen, den engagierten Schulungsleiterinnen, der AG Frauen und Behinderung, dem Team des Gleichberechtigungsreferats und allen Aktiven, die das Projekt mit großem Einsatz entwickelt und umgesetzt haben“, sagte sie. Zum Abschluss gab es noch Zeit zur Vernetzung und zum Austausch.
Fünf Beratungsstellen haben das zweite Prüfverfahren abgeschlossen: Das sind die AG Freizeit, die Bundesagentur für Arbeit (BA) Marburg, die Sozial- und Schuldnerberatung des Bewohnernetzwerks für soziale Fragen (BSF), die Beratungsstelle des fib und die Initiative für Kinder-, Jugend- und Gemeinwesenarbeit (IKJG).
* pm: Stadt Marburg