Am Ostersonntag hat er noch den Segen „Urbi et Orbi“ gespendet. Am Ostermontag ist Papst Franziskus im Alter von 88 Jahren verstorben.
Große Hoffnungen haben viele – nicht nur in Marburg – besonders zu Beginn seiner Amtszeit im Jahr 2013 an Franziskus geknüpft. Seinen Namen als Papst hat Jorge Mario Bergoglio mit Bedacht gewählt: Wie Franziskus von Asisi wollte er Fürsprecher der Armen und Ausgegrenzten sein.
Als erster Nichteuropäer und erster Jesuit im Amt des Papstes hat er mit vielen Traditionen gebrochen. Er bevorzugte kleine Autos und verweigerte sich dem Prunk päpstlicher Präsentationspraxis. Gefängnisinsassen wusch er die Füße und kniete dafür nieder vor ihnen.
Dennoch hat Franziskus auch viele – nicht nur in Marburg – enttäuscht. Die drängendsten Reformen der katholischen Kirche wie die Abschaffung des Zwangszölibats und die Priesterweihe für Frauen hat er nur halbherzig angepackt. Auch in der Debatte über den sexuellen Missbrauch junger Menschen durch Priester hat er die Deutlichkeit gegenüber den Abwieglern in Kirchenämtern vermissen lassen, die viele für notwendig gehalten haben.
Den Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat er nicht seines Amtes enthoben, was gerade in Köln vom Papst erwartet worden war. Umso betrüglicher ist, dass Woelki nun als einer von drei deutschen Kardinälen am Konklave zur Wahl des nächsten Papstes teilnehmen wird. Glücklicherweise steht aber kaum zu erwarten, dass ausgerechnet der Kölner Erzbischof zum nächsten Papst gewählt werden könnte.
Ohnehin wird sein Nachfolger es schwer haben: Zu groß sind die Fußstapfen, in die er treten müsste. Franziskus hat als Mensch weitgehend überzeugt, obwohl seine Einstellungen zu Sexualmoral und Erneuerung der Kirche eher konservativ geprägt waren.
Doch auch im erzevangelischen Marburg dürfte die Trauer um Franziskus dennoch überwiegen. Allein seine Hinwendung zu den Armen und Benachteiligten stößt in der mittelhessischen Universitätsstadt auf große Sympathie. Zu hoffen bleibt nur, dass sein Nachfolger weiter voran schreitet als Franziskus, den möglicherweise die konservativen Kräfte in der katholischen Kirche gerade zum Ende seiner Amtszeit mächtig ausgebremst haben.
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