Ausgrenzung aus: Waldtal feiert neues Nachbarschaftszentrum

Der Stadtteil Waldtal feiert sein neues Nachbarschaftszentrum. Es ist ein Ort für Begegnung, Beratung und Information.
Das moderne Nachbarschaftszentrum Waldtal bietet künftig auf drei Etagen einen gemeinsamen Ort für die Menschen des Stadtteils und ihre Gäste. Begegnung, Information, Beratung und Versorgung gibt es künftig barrierefrei, mit viel Licht und spannenden Ein- und Ausblicken. Offiziell eröffnet wurde es nun mit Führungen und einem kleinen Programm.
Auf rund 2.500 Quadratmetern gibt es viele Möglichkeiten der Begegnung: Der Neubau mit seinen drei Etagen wurde nicht nur inhaltlich, sondern auch architektonisch als Treffpunkt mit vielen gemeinschaftlich nutzbaren Flächen angelegt. Das Nachbarschaftszentrum ist ein Informations- und Beratungszentrum und bietet zugleich viel Raum für Freizeitaktivitäten.
Der Bevölkerung des Waldtals steht es für soziales Engagement, Veranstaltungen und Feiern ebenso zur Verfügung wie Organisationen und Institutionen für ihre Angebote. Zudem findet sich im Gebäude ein Kunstwerk aus 320 individuell angefertigten Kacheln, an dem etwa 300 Bewohner*innen des Waldtals mitgewirkt haben. Das kreative Kunstprojekt wurde von der im Stadtteil lebenden Künstlerin Angela Schmidt initiiert.
Die Eröffnung des neuen Nachbarschaftszentrums hat der Stadtteil gemeinsam mit der Stadt und vielen weiteren Beteiligten nun – mit einem Gottesdienst, Bühnenprogramm und vielen Glückwünschen gefeiert. „Wir freuen uns sehr, das Nachbarschaftszentrum den Bürger*innen des Waldtals nun offiziell zu übergeben“, sagte Bürgermeisterin Nadine Bernshausen. „Das Projekt ist nicht nur in Gemeinschaft entstanden, sondern Sie alle beleben dieses Haus durch die vielfältigen Angebote und leben so Gemeinschaft vor Ort.“
Stadtrat Dr. Michael Kopatz ergänzte: „Das Zentrum ist ein großartiges Projekt, dass ohne die vielen engagierten Waldtäler*innen, den Aktiven vor Ort und den Mitarbeitenden der Stadt nicht möglich gewesen wäre. Daher möchten wir uns noch einmal bei allen Beteiligten bedanken, die bei diesem Projekt mitgewirkt haben.“
Auch Ortsvorsteher Gerhard Dziehel sowie Oliver Kutsch von der Stadt Marburg stellten die gute und konstruktive Zusammenarbeit heraus. Zu finden sind im Nachbarschaftszentrum künftig das St.-Martin-Haus der Caritas mit Jugendclub und die Stadtteilarbeit des Arbeitskreises Soziale Brennpunkte (AKSB) samt „Kinderhaus“. Auch die Evangelische Elisabethkirchengemeinde (Bezirk Waldtal), die Waldtalgemeinde und der Ortsbeirat finden dort Platz.
Die Wohnungsbaugesellschaften bieten ebenfalls Beratung an. Auch als Ort der Gesundheit soll das Nachbarschaftszentrum dienen. Ein großer Saal, ein Foyer mit angrenzendem Café und ein Gruppenraum stehen für alle Arten von Veranstaltungen zur Verfügung.
10,7 Millionen Euro hat die Stadt Marburg in diesen Ort investiert. Dabei hat sie Förderungen von gut 5,5 Millionen Euro aus den beiden Bundesprogrammen „Soziale Integration im Quartier“ sowie „Sozialer Zusammenhalt – Zusammenleben im Quartier“ einwerben können.
Über einen Aufzug werden im Gebäude alle Ebenen erschlossen. Auch alle Zugänge sind barrierefrei, die Gestaltung der Innenräume mit kontrastreichen, reflektionsarmen Farben hilft Menschen mit Seheinschränkungen. Hinzu kommen barrierefreie WC-Anlagen auf jeder Ebene, höhenverstellbare Arbeitsbereiche in Küche und Werkstatt sowie Bodenindikatoren im Außenbereich.
Das Nachbarschaftszentrum am Waidmannsweg 1 liegt direkt an der Bushaltestelle. Die Natur wurde beim Bau bewusst einbezogen, der Baumbestand mit sehr alten Bäumen blieb erhalten.
Standort und Architektur des Nachbarschaftszentrums wurden so ausgerichtet, dass sie Räume für Menschen in Einklang mit der Natur und der geografischen Lage am Hang schaffen. Der Baukörper passt sich dem Geländeverlauf an. Das Gebäude wirkt so weniger voluminös, Öffnungen in der Fassade und große Glasflächen machen das grüne Umfeld von innen erlebbar und die Räume hell und freundlich.
Das Nachbarschaftszentrum hat ein nachhaltiges Gründach erhalten sowie Fassadenbegrünung auf der Westseite als Sonnenschutz und zur Verbesserung des Mikroklimas im Gebäude. Die Farbwahl an den Außenwänden des Gebäudes orientiert sich an natürlichen Tönen. Der Bezug zur Umgebung setzt sich auch mit der Verbindung zur benachbarten Lowka’schen Wiese fort, die als Versammlungsfläche im Grünen dient.
Das neue Gebäude und die Wiese liegen zudem an der neu gestalteten „Sozialen Achse“ im Waldtal, die ebenfalls aus Fördermitteln des „Sozialen Zusammenhalts“ finanziert wurde. An die Wiese grenzt auch die Kita „Kleine Strolche“ an. Kita und Krippe runden das Angebot vor Ort ab.
Auf der nördlichen Seite hat der Jugendclub einen Innenhof erhalten. Auf der Westseite empfängt eine Freifläche mit Sitzgelegenheiten die Besucherinnen und Besucher. Das Foyer ist großzügig verglast.
Für die Wärme im Gebäude sorgt vor allem eine Sole-Wasserwärmepumpe. Sie wird im Sommer auch für die Kühlung eingesetzt. Die Lüftungsanlage hat einen Wärmerückgewinnungsgrad von mehr als 80 Prozent.
Es gibt eine energiesparende Warmwasserbereitung und eine Geothermie-Anlage. Das Kinderhaus erhielt eine Lüftungsanlage, bei der auch der Infektionsschutz eine wichtige Rolle spielt. Das gesamte Gebäude ist mit energiesparenden LED-Leuchten ausgestattet, das Gründach wurde mit Photovoltaik kombiniert.
Im neuen Nachbarschaftszentrum entsteht zudem noch ein Gesundheitszentrum, das sich noch in der Planungsphase befindet. In Kooperation mit dem Verein für solidarische Gesundheit, der Gesunden Stadt Marburg und Medizinern vor Ort wird ein integriertes Versorgungskonzept entwickelt, das die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung im Waldtal nachhaltig verbessern soll.Durch die enge räumliche Zusammenarbeit der verschiedenen Akteurinnen und Akteure im Gebäude werden wertvolle Synergieeffekte geschaffen, von denen die gesamte Nachbarschaft profitiert. Derzeit laufen intensive Gespräche, um die Umsetzung dieses Vorhabens zu entwickeln.
Bislang gibt es im Stadtteil weder eine Arztpraxis noch eine Apotheke oder andere medizinische Versorgungsangebote. Das stellt insbesondere für ältere Menschen, chronisch Kranke und Personen mit eingeschränkter Mobilität eine große Hürde dar. Studien zeigen, dass die Lebenserwartung in sozial benachteiligten Stadtteilen signifikant niedriger ist – ein gezieltes medizinisches Angebot ist daher dringend erforderlich.

* pm: Stadt Marburg

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