In Korea hat sich Präsident Yoon Suk-yeol selbst ausgetrickst. Sein Absturz hat bereits begonnen.
In Syrien hat der Diktator Baschar Al-Assad ausgedient. Offenbar ist er vor herannahenden Truppen islamistischer Milizen nach Moskau geflohen. Nach 14 Jahren Krieg ist der Augenarzt ohne Weitblick nun endlich am Ende.
Ob die neue Herrschaft besser wird als seine Schreckensherrschaft, muss sich erst noch erweisen. Viele Hinweise deuten darauf hin, dass in Syrien mit dem Sieg des Islamisten Abu Muhammad al-Dschaulani „der Teufel mit Beelzebub ausgetrieben“ worden ist. Doch der bisherige Langzeit-Diktator Assad hat seine beiden wichtigsten Unterstützer verloren und stand damit dann letztlich auf verlorenem Posten.
Russland hat wichtigere Kämpfe zu führen in der Ukraine und in Europa. Seine zuletzt halbgare Unterstützung Assads deutet darauf hin, dass der russische Präsident Vladimir Putin selbst unter massivem Druck steht. Das belegt auch der Einsatz nordkoreanischer Soldaten an der ukrainischen Grenze, die Putins Mangel an menschlichem „Kanonenfutter“ drastisch verdeutlichen.
Yoons Mangel an demokratischer Gesinnung ist sein wahrer Absturzgrund. Als erim Parlament eine Haushaltsabstimmung verlor, verhängte er kurzerhand das Kriegsrecht und ließ Spezialeinheiten das Parlament besetzen. Dieser Einsatz wurde freilich nur halbherzig durchgeführt, weil er als „Hochverrat“ zu bewerten ist, worauf in Korea die Todesstrafe steht.
Ein Votum des Parlaments für eine Amtsenthebung des Präsidenten haben Parteifreunde von ihm verhindert, indem sie die Mehrheit der Abgeordneten seiner Partei an der Teilnahme bei der Abstimmung hinderten. Nachdem das öffentlich bekanntgeworden ist, dürfte das kein zweites Mal mehr möglich sein. Die behinderten Parlamentarier werden ihr Votum am Samstag (14. Dezember) vermutlich ungehindert abgeben können und dann gegen Yoon stimmen.
Derweil haben in der Nacht in Seoul mehr als eine Million Menschen für den Rücktritt Yoons demonstriert. Wahrscheinlich wird ihn schon bald das gleiche Schicksal ereilen wie seinen syrischen Amtskollegen Assad. Allerdings dürfte er wohl eher Zuflucht beim koreanischen „Erzfeind“ Japan finden als in Moskau.
Während dieser Turbulenzen läuft das Grauen anderswo weiter wie gehabt: Im Sudan kämpfen mörderische Milizen auf Kosten der Bevölkerung gegeneinander um Macht und Bodenschätze. In Äthiopien lässt Präsident Abiy Ahmed große Teile des Stadtzentrums von Addis Abbeba abreißen, um dort neue Prachtalleen mit Straßenbeleuchtung zu errichten, während die vertriebenen Bewohner sowie die Bevölkerung anderer Stadtteile stundenlang keinen Strom hat. Der innenpolitische Krieg gegen ihm missliebige Volksgruppen sowie orthodoxe Christen nimmt immer perfidere Formen an.
In Marburg bekommt man meist nur wenig mit von alledem. Zwischen den Lahnbergen und dem Schlossberg leben die Menschen auf einer „Insel der Seligen“ und müssen doch auch für „ihre“ Demokratie kämpfen. Wer das Asylrecht als letzte Hoffnung Geflüchteter einschränken will, der sägt damit sowohl an der Demokratie in Deutschland als auch am Schutz der Menschenrechte Geflohner aus allen Teilen der Welt. Darum müssen die Menschen in Marburg mehr machen zum Schutz der Demokratie in Deutschland.
* <a href=“http://marburg.news/team/fjh“>Franz-Josef Hanke</a>