Parken und Platzmangel waren Thema bei den „3.000 Schritten mit dem Oberbürgermeister“ am Ortenberg. Am Mittwoch (16. Oktober) diskutierte Dr. Thomas Spies Lösungen für den Ortenberg.
Auch am kleinen Ortenberg zeigen sich die großen Herausforderungen der Verkehrswende. Beim Spaziergang mit dem Oberbürgermeister zeigten die Anwohnenden verkehrstechnische Problemstellen, aber auch Verständnis für die komplexe Situation der Stadtverwaltung, die vielfältigen Interessen der Bevölkerung zu berücksichtigen. „Was schnell machbar ist, ist das Zurückschneiden der Hecken, sodass Äste und Blätter nicht mehr auf den Gehweg ragen und den ohnehin begrenzten Platz für Fußgänger*innen noch weiter einengen“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies etwa zur Hälfte der „3.000-Schritte“-Tour am Ortenberg.
Rund 30 Menschen hatten sich an diesem herbstlich klaren Nachmittag zusammengefunden, um dem Oberbürgermeister einige markante oder gefahrenträchtige Stellen am Ortenberg zu zeigen. Dabei konzentrierte sich die Gruppe um den Gemeindevorsitzenden Pit Metz auf die Georg-Voigt-Straße.
Bereits nach den ersten Wortmeldungen an diesem Tag war klar: Der Ortenberg steht exemplarisch für ein zentrales Problem vieler Städte. Einerseits wird eine moderne Verkehrsinfrastruktur angestrebt, andererseits gibt es jedoch die topografischen Gegebenheiten, die berücksichtigt werden müssen. Und wie so oft stehen auch hier die Interessen der Radfahrenden häufig im Widerspruch zu denen der Autofahrenden; und auch Fußgänger*innen haben ihre eigenen Bedürfnisse in Bezug auf Sicherheit.
Diese Konflikte treten besonders deutlich in der Georg-Voigt-Straße zutage, die als Hauptverkehrsachse durch den Ortenberg führt. Entlang dieser Straße ragen städtische und private Hecken in den Gehweg. Wie beschrieben, ist dies jedoch ein Problem, dass laut Spies nicht besonders schwierig zu lösen ist.
Anders steht es da um die Parkplatzproblematik in der Georg-Voigt-Straße. Schnell hatte ein Teilnehmer an einer besonders engen Passage der Straße den Zollstock aufgeklappt. Hier zeigt sich, wie wenig Platz übrig bleibt, wenn die zum Teil auf dem Gehweg parkenden Autos komplett auf der Straße parken würden, um mehr Raum für Fußgänger*innen zu schaffen. Wenn auf der gegenüberliegenden Seite ebenfalls ein Fahrzeug steht, kann kein Bus mehr passieren. „Und im Notfall muss auch die Feuerwehr überall durchkommen.“ Urteil des Bundesverwaltungsgerichts auch bald in Marburg spürbar
Ein Grund für die Diskussion um das Gehwegparken ist ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, erläutert Michael Hagenbring, Leiter des Fachdienstes Straßenverkehr. Demnach habe das Gericht ausgeführt, dass Straßenverkehrsbehörden auf Verlangen der Anwohner*innen gegen illegales Gehwegparken einschreiten müssen, sofern die Benutzung des Gehwegs erheblich beeinträchtigt wird.
Das bedeutet aber nicht, dass jedes falsch geparkte Fahrzeug bei Beschwerden von Anwohne*innen sofort abgeschleppt wird. Denn die Richter*innen hätten laut Hagenbring klargestellt, dass die Entwicklung eines stadtweiten Parkkonzepts, das besonders stark belastete Quartiere priorisiert, ein zulässiger Weg sei. Und dementsprechend verfährt die Stadtverwaltung nun auch: Bis Ende des Jahres soll die Prioritätenliste stehen, die dann sukzessive für die einzelnen Straßen abgearbeitet wird.
Auch am Ortenberg zeigte sich, wie sehr die Interessen der Anwohner*innen voneinander abweichen, je nachdem, ob sie zu Fuß gehen, Rad fahren oder ein Auto besitzen. Während die Fußgänger*innen mehr Platz fordern, drängen Autofahrer*innen auf Parkmöglichkeiten. Radfahrer*innen wünschen sich sichere Wege und weniger Gefahrenstellen. „Diese grundsätzlichen Probleme können die Straßenverkehrs- und Kontrollbehörden nur begrenzt lösen“, erklärte Spies. Jedoch werde man stets nach sinnvollen und umsetzbaren Lösungen in Absprache mit den Bürger*innen suchen.
Abseits der ganz großen Herausforderungen der Verkehrswende sprachen die Ortenberger*innen aber auch einige Mängel an, die weniger umfangreiche Arbeiten erfordern. Einen umgeknickten Pfosten richtete Spies zum Beispiel im Vorbeigehen wieder auf. In Bezug auf Schlaglöcher, Straßenschäden und Unebenheiten machte Jörg Bauscher vom Fachdienst Tiefbau darauf aufmerksam, dass diese jederzeit über den Mängelmelder www.marburg.de/maengelmelder oder per Email an tiefbau@marburg-stadt.de gemeldet werden können. Wichtig sei dabei eine genaue Ortsangabe, idealerweise mit Foto, Hausnummer und einer Telefonnummer für Rückfragen.
In Höhe der Bushaltestelle an der kleinen Ortenberggasse zeigte sich, dass viele Fahrräder an dem dahinter liegenden Geländer angeschlossen sind. Hier gab es den Wunsch der Anwohnerinnen und Anwohner, einen Fahrradparkplatz zu schaffen. Der – von der Georg-Voigt-Straße in Richtung Lahn abgehende –
Spiegelslustweg ist bergauf eine Einbahnstraße. Dies werde jedoch von vielen Fahrradfahrer*innen missachtet, die dem Verkehr entgegen in die Straße einbiegen würden. Hier solle die Stadt prüfen, ob die Einbahnstraßenregelung nicht aufgehoben werden könnte.
Am Ende der „3.000-Schritte“-Tour stellte sich Oberbürgermeister Spies im Haus der Ortenberggemeinde den Fragen der Anwesenden. Erneut wurde die Parkplatzsituation thematisiert. Ein Teilnehmer erkundigte sich, ob es möglich sei, das Gelände der Psychiatrie nach deren Umzug als Quartiersparkplatz zu nutzen. Da das Grundstück jedoch nicht der Stadt, sondern dem Land Hessen gehöre, müsse man dort nachhören, ob bereits Pläne für die zukünftige Nutzung bestehen, erklärte der Oberbürgermeister. Am Ende der Veranstaltung gab es noch einige lobende Worte des Gemeindevorsitzenden Metz für den gelungenen Austausch der Stadtverwaltung mit den Bürgerinnen und Bürgern des Stadtteils.
* pm: Stadt Marburg