Rettungskräfte aus der Partnerstadt Moshi übten in Marburg. Dabei erfolgte auch die Übergabe von Feuerwehrautos an die Delegation aus Tansania.
Die Stadt Marburg intensiviert ihre Partnerschaft mit Moshi in Tansania. Eine Delegation aus Rettungskräften hat kürzlich die Universitätsstadt besucht, um sich über die Arbeit von Ersthelfer*innen und Einsatzkräften zu informieren. Neben wertvollen Einblicken nahmen die Gäste auch die Zusage mit nach Hause, dass sie zwei ausgediente Marburger Feuerwehrautos für den Einsatz in Moshi erhalten werden.
Es waren ganz besondere Tage für die Delegation aus dem westafrikanischen Land. In ihrer Heimatstadt Moshi, die in Sichtweite zum Kilimandscharo liegt, sind die zwei Frauen und vier Männer als Rettungskräfte in unterschiedlichen Funktionen tätig. Sie arbeiten jedoch unter gänzlich anderen Bedingungen als in Deutschland. Beispielsweise gibt es dort weder einen flächendeckenden Rettungsdienst, noch einen Notruf und damit auch kein Katastrophenmanagement. Zwar gibt es eine Feuerwache aber deren technische Ausstattung ist stark limitiert.
„“Wir freuen uns außerordentlich auf den Austausch mit Ihnen und sind gespannt, welche Erfahrungen Sie mit uns teilen werden“, hatte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies während der Begrüßung der Delegation im Marburger Rathaus gesagt. Die Worte des OB waren bereits ein Hinweis auf den nahenden Gegenbesuch: Derzeit befindet sich eine Abordnung aus Marburg in Moshi, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Im Zentrum steht dabei erneut der Austausch über Notfalleinsätze und Rettungstechniken.
Der Oberbürgermeister wies in diesem Kontext darauf hin, dass auch die Marburger Einsatzkräfte etwas lernen könnten. Zum Beispiel sei das der Fall, wenn es um den Umgang mit Waldbränden geht, die aufgrund des Klimawandels auch hierzulande häufiger auftreten. Der Besuch zeigt, wie sehr die beiden Partnerstädte daran interessiert sind, den gegenseitigen Dialog zu intensivieren.
Um der Delegation aus Moshi einen Eindruck von der Arbeit der hiesigen Ersthilfe zu vermitteln, organisierte die Freiwillige Feuerwehr Marburg einen fachübergreifenden Übungstag. Am Feuerwehrneubau in Cappel wurden dazu verschiedene Gefahrensituationen und Rettungsszenarien simuliert. Im Fokus stand dabei die Rettung von Personen aus verunfallten Autos.
Mit Smartphones und Tablets dokumentierten die Gäste aus Moshi jeden Schritt des Rettungsdienstes Mittelhessen und der beteiligten Feuerwehrleute. Diese Aufnahmen sollen in Moshi als Lehrmaterialien genutzt werden, um das Wissen und die Eindrücke aus dem Übungstag zu verinnerlichen und weiter zu tragen. Auch deshalb stellten die sechs tansanischen Rettungskräfte während des Einsatzes viele Fragen zum Vorgehen. Jeder Schritt wurde ausführlich kommentiert, sodass die Männer und Frauen schließlich selbst bei einem Rettungsszenario aktiv wurden.
Am letzten Tag des Delegationsaufenthalts in Marburg besuchte dann auch der tansanische Botschafter Hassani Iddi Mwamweta die Stadt. Er wurde von Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies im Rathaus begrüßt und nahm dort an einem Arbeitstreffen zur künftigen Zusammenarbeit teil. Dabei betonte der Botschafter, wie wichtig ihm Städtepartnerschaften seien. Es gehe nicht nur darum, Beziehungen zwischen den Regierungen und den offiziellen Stellen beider Länder und Städte zu haben, sondern um die Verbindung zwischen den Menschen. Gemeinsam arbeite man daran, eine bessere Welt zu gestalten.
Oberbürgermeister Spies unterstrich die Bedeutung Afrikas für die Zukunft und betonte, wie wichtig es sei, dort Freund*innen zu haben. Globale Entwicklungen würden zunehmend durch das Verhältnis zu Afrika beeinflusst.
Dem Botschafter und der Delegation aus Moshi wurde dann vor dem Rathaus ein ehemaliges Einsatzfahrzeug der Feuerwehr Moischt symbolisch übergeben. Es wird – wie ein weiteres Fahrzeug der Feuerwehr Schröck – für den Einsatz in der Partnerstadt Moshi gespendet. Beide Fahrtzeuge sind für den hiesigen Dienst ausrangiert, die Wehren haben jedoch bereits Ersatz in Aussicht.
Der Transport der beiden Fahrzeuge wird derzeit vorbereitet. Oberbürgermeister Spies betonte, dass es sich jedoch nicht um ein Geschenk handle, für das man Dank erwarte. Vielmehr hätten sich viele Marburgerinnen und Marburger sofort in der Verantwortung gesehen, zu helfen, nachdem sie von einem Großbrand in der Partnerstadt erfahren hatten. Bei diesem Brand wurden Anfang des Jahres auf einem Markt Hunderte von Händlerständen zerstört. Damit wurde auch die Existenzgrundlage vieler Menschen stark gefährdet.
Eine besser ausgerüstete Feuerwehr hätte hier bestimmt Schlimmeres verhindern können. Mit den beiden Fahrzeugen und weiterer Ausstattung werde folglich ein weiterer Schritt getan, um die Feuerwehr in Moshi zu unterstützen.
Die Delegation aus Marburg, die sich derzeit in Tansania befindet, hilft nun beim Aufbau eines Notfall- und Rettungssystems vor Ort. Die Feuerwehrleute und Rettungskräfte aus Marburg bekommen dort tiefe Einblicke in die Arbeit, über die die tansanische Delegation bereits in Marburg berichtet hat.
Dieser Austausch bildet den Auftakt für eine intensive Zusammenarbeit und den geplanten Aufbau eines Rettungswesens in Moshi, das möglicherweise auch über die Stadtgrenzen hinaus für ganz Tansania von Bedeutung sein könnte. Die Kooperation mit Moshi ist derzeit das größte Vorhaben im Rahmen der Städtepartnerschaften.
Am Sonntag (13. Oktober) gibt es in Moischt noch einen Höhepunkt des partnerstädtischen Austauschs. Während eines öffentlichen Festes der Freiwilligen Feuerwehr Moischt, dessen Einnahmen komplett als Spende nach Moshi gehen sollen, ist eine Liveschalte in die tansanische Stadt geplant. Dabei wird das ausgediente Feuerwehrauto dann symbolisch übergeben.
* pm: Stadt Marburg