Für 2018 verzeichnet die Stadtbücherei einen Anstieg sowohl der Besucher wie auch der aktiven Nutzer. Hinzu kommt ein wachsendes Interesse an digitalen Medien.
Auch wenn sie „Bücherei“ heißt, hat die Stadtbücherei viel mehr zu bieten als nur Bücher, erklärte Stadträtin Kirsten Dinnebier. Das ist bei den Nutzern immer mehr gefragt, bestätigte Fachdienstleiter Jürgen Hölzer: Während Ausleihen im Bereich des klassischen Buchs weiterhin rückläufig sind, ist die Zahl der insgesamt ausgeliehenen Medien im Vergleich zu den Vorjahren konstant, weil immer mehr Kundinnen und Kunden der Stadtbücherei die so genannte „Onleihe“ nutzen.
„Im vergangenen Jahr haben wir erstmals die Marke von 100.000 Medien bei der Onleihe geknackt“, berichtete der Bibliotheksleiter. 467.065 Medien wurden 2017 insgesamt in Marburg ausgeliehen. 117.479 wurden per „Onleihe“ bestellt, 349.586 über den Präsenzbestand in der Bücherei vor Ort.
Dabei gab es den höchsten Umschlag in Bezug auf den jeweiligen Bestand im Bereich Hörbücher. Darauf folgen mit deutlichem Abstand die Kinderliteratur und der Bereich Musik.
Den größten Anteil an den Ausleihen wiederum machen mit rund 60 Prozent nach wie vor Bücher aus. Hier liegen die Sachbücher mit knapp 23 Prozent vor der Kinder- und Jugendliteratur und den Hörbüchern.
Erstmals reduziert hat sich der Medienbestand. Zwar wurden 8.000 neue Titel angeschafft, dafür aber auch 11.000 gelöscht. Was vor allem in den Bereichen Recht, Gesellschaft, Staat und Politik begonnen wurde, soll sukzessive fortgesetzt werden mit dem „Ausmisten“ alter und nur wenig nachgefragter Medien.
„Wir haben als Bücherei keine Archivfunktion wie eine wissenschaftliche Bibliothek“, erläuterte Hölzer. Aktualität sei wichtig.
Deshalb gibt es zum Beispiel – sowohl bei den Sachbüchern wie auch bei der Belletristik – auch ein Regal, in dem alle Titel der neuesten Spiegel-Bestsellerliste sofort nach deren Erscheinen zur Verfügung stehen. Um weiter und noch mehr neue Titel anschaffen zu können, wurde der entsprechende Etat im Haushalt der Universitätsstadt Marburg für 2018 von 100.000 auf 110.000 Euro erhöht.
Die Regalflächen, die durch die Reduzierung des Medienbestands frei werden, können für andere Bereiche genutzt werden. Seit Jahren ist die Stadtbücherei mit ihrem Platz in den Räumen an der Ketzerbach am Limit.
Planungen für einen Umzug seien aber nur langfristig machbar, erklärte Dinnebier. Umso wichtiger ist es, den Nutzerinnen und Nutzern auf der vorhandenen Fläche möglichst viel zu bieten und die Stadtbücherei auch zu einem angenehmen Lern- und Aufenthaltsort zu gestalten.
Dazu gehört unter anderem auch, dass freies W-LAN verfügbar ist. Bereits seit Jahren konnte man in der Bücherei im Internet surfen. Das bisherige –
etwas umständliche – Ticket-System ist aber nun abgeschafft und die Technik auf das Freifunknetz umgestellt.
Dinnebier betonte, dass die Stadtbücherei sowohl ein Ort zur Freizeitgestaltung und zur Steigerung der kulturellen Attraktivität der Universitätsstadt Marburg sei, wie auch ein Baustein im Bereich Bildung und Integration. „Die Stadtbücherei mit ihren Medien- und Dienstleistungsangeboten steht für das Grundrecht auf Information, für Chancengleichheit und Teilhabe, für die Unterstützung von Aus-, Fort- und Weiterbildung, für Leseförderung und für die Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz“, sagte die Stadträtin.
2017 fanden außerhalb der Öffnungszeiten über 50 Führungen durch die Bücherei statt, an denen mehr als 830 Kindergarten- und Schulkinder sowie Erwachsene teilgenommen haben. 105 Medienkisten zu verschiedensten Themen wurden zusammengestellt und an Kindergärten oder Schulen verliehen.
Um die Lesekompetenz zu fördern, wurde das Angebot an Büchern in Leichter Sprache im vergangenen Jahr erweitert. „Diese Titel werden sehr gut genutzt“, berichtete die stellvertretende Bibliotheksleiterin Cornelia Wiegand. Damit sollen Menschen angesprochen werden, die noch nicht gut Deutsch sprechen oder die Schwierigkeiten mit dem Lesen haben.
Für sie stehen auch die Informationen über die Stadtbücherei selbst in einem Flyer in leichter Sprache zur Verfügung. Er ist außerdem in acht verschiedenen Sprachen übersetzt.
Auch auf der Homepage gibt es einen Button „Leichte Sprache“. Er erläutert alle Angebote in einfachen, kurzen Sätzen. Zusätzlich soll es demnächst ein Video in Gebärdensprache geben.
Erfreulich sei, dass die Stadtbücherei auch von vielen Menschen mit Migrationshintergrund genutzt werde. „Da läuft ganz viel über Empfehlungen“,beobachtete Wiegand.
Wer einmal da war, der bringe danach Familie oder Freunde mit. Oft werde auch mit deutschen Paten in der Bücherei gelernt.
Im Hinblick auf Migranten ebenso wie bei anderen Menschen zum Beispiel mit einer Leseschwäche oder anderen Problemen sei es wichtig, die Hürden niedrig zu halten. Die Stadtbücherei soll allen Menschen den Zugang zu Büchern und zu Sprache eröffnen.
Was die Beschäftigten selbst überrascht hat, ist der Anstieg der sogenannten „aktiven Nutzer“. Das sing Personen, die mindestens einmal im Jahr etwas ausleihen. Obwohl es weniger Neukundschaft als 2016 gegeben hat, erhöhte sich die Zahl der aktiven Nutzerinnen und Nutzer um 14 Prozent auf 8.953.
Auch die Besucherzahl lag 2017 mit 84.970 höher als im Vorjahr. Knapp 3.000 Nutzerinnen und Nutzer verzeichnet die Statistik für die Onleihe. Hier stehen insgesamt 170.000 Medien zum Download zur Verfügung, und es kooperieren im Onleihe-Verbund Hessen inzwischen rund 100 Bibliotheken – zum Start waren es gerade mal zehn. Es gebe in Marburg ein sehr technikaffines Publikum, sagt Jürgen Hölzer. Im Verbund belegt Marburg den dritten Platz im Hinblick auf das Ausleihvolumen.
Großes Interesse gab es im vergangenen Jahr auch wieder an den Veranstaltungen des Kinderprogramms. 2018 finden erneut einmal pro Monat spezielle Events für kleine Gäste auf dem Terminplan.
Im Februar wartet zum Beispiel „Mitmachmucke“ mit Jan & Henri. Im März findet erneut der „Star Wars Reads Day“ für kleine Yedi-Ritter statt.
Nach den Herbstferien wird dann eine neue Abteilung eröffnet, nach der es in den letzten Jahren immer wieder große Nachfrage gegeben habe, wie Jürgen Hölzer erklärt: Gesellschaftsspiele. Rund 400 verschiedene Spiele für Jung und Alt sollen angeschafft werden und dann zur Ausleihe für die Nutzer zur Verfügung stehen. Außerdem planen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, eine regelmäßige Sprechstunde für Fragen rund um die Onleihe einzuführen.
* pm: Stadt Marburg