Von T4 zum Holocaust: Lebenshilfe gedenkt der Opfer des Massenmords an Behinderten

Etwa 300.000 behinderte und kranke Menschen wurden während der Nazi-Zeit in ganz Europa systematisch getötet. Sie galten als „Ballastexistenzen“ oder „Volksschädlinge“.
Als angeblich „lebensunwert“ wurden sie aussortiert. An ihnen probte der Diktator Adolf Hitler den späteren millionenfachen Mord an den Juden.
Das grausame „Euthanasie“-Programm verbarg sich hinter dem Decknamen „T4“. Benannt war es nach seiner Zentrale in der Berliner Tiergartenstraße 4, wo das Töten geplant und verwaltet wurde. An dieser Stelle befindet sich heute eine Gedenk- und Informationsstätte.
Medizinischer Chefberater dieses Programms war der SS-Standartenführer Prof. Dr. Wilhelm Pfannenstiel aus Marburg. Mindestens drei weitere Ärzte aus Marburg haben sich an diesem Programm zur systematischen Ermordung von Menschen mit Behinderungen aktiv beteiligt.
Anlässlich des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar betonte die Lebenshilfe-Bundesvorsitzende Ulla Schmidt: „Als Demokraten müssen wir alle dafür sorgen, dass Menschen mit Behinderung nicht ausgegrenzt werden. Sie gehören in unsere Mitte und sie müssen sich darauf verlassen können, dass ihr Lebensrecht niemals wieder in Frage gestellt wird.“
Dazu fordert die ehemalige Bundesministerin auch ein klares Bekenntnis von der AfD, wenn am Mittwoch (31. Januar) die offizielle Gedenkstunde im Bundestag begangen wird. 2017 hatte sich ganz besonders Schmidt dafür eingesetzt, dass erstmals die „Euthanasie“-Opfer im Mittelpunkt der Gedenkstunde standen. Der behinderte Schauspieler Sebastian Urbanski aus Berlin trug einen Brief vor, den Ernst Putzki an seine Mutter geschrieben hatte, bevor er in der Tötungsanstalt Hadamar ermordet wurde.
„Heute werden zwar Menschen wie wir nicht mehr umgebracht; dafür werden sie aber kaum noch geboren“, erklärte Urbanski. „Wir sind aber auch ein Teil der Gesellschaft. Das wird leider immer noch oft vergessen. Wir werden einfach an den Rand geschoben.“
Als Bundesvorsitzende der Lebenshilfe hat Schmidt in diesem Jahr die Schirmherrschaft für den zweiten bundesweiten Schul- und Jugendtheaterwettbewerb zu Biographien von Opfern der NS-„Euthanasie“-Verbrechen „Andersartig gedenken on stage“ übernommen. Theatergruppen können im Schuljahr 2018/2019 Stücke erarbeiten und bis zum 29. Mai 2019 beim Förderkreis Gedenkort T4 als Träger des Projekts einreichen. Weitere Informationen gibt es unter www.andersartig-gedenken.de.

* pm: Bundesvereinigung Lebenshilfe

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