Die Beltershäuser Straße soll ein modernes Stadtviertel mit Allee-Charakter werden. Stadt und Kreis haben die Rahmenplanung am Dienstag (21. Mai) vorgestellt.
Die Universitätsstadt Marburg und der Landkreis Marburg-Biedenkopf planen, den Bereich rund um die Beltershäuser Straße im Süden Marburgs zu einem nachhaltigen, durchmischten und urbanen Stadtgebiet umzugestalten. Die städtebauliche Rahmenplanung haben Vertreterinnen und Vertreter von Stadt, Landkreis und des Planungsbüros „ebene4“ nun zum ersten Mal öffentlich vorgestellt.
„Viele Ideen für die Beltershäuser Straße sind aus den unterschiedlichen Beteiligungsschritten entstanden“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Manche dieser Ideen befinden sich auch bereits in der Umsetzung, etwa die Nutzung des Garagenhofs am Damaschkeweg als Kultur- und Aufenthaltsort.“
Spies begrüßte rund 50 Bürgerinnen und Bürger bei der Informationsveranstaltung über die Rahmenplanung zur Beltershäuser Straße. Auch Landrat Jens Womelsdorf freute sich über die breite Beteiligung, die die Rahmenplanung für die Beltershäuser Straße ermöglichte. „Die Bürger*innen haben zahlreiche Hinweise und Ideen aus den verschiedenen Beteiligungsschritten wie Stadtspaziergang, Perspektivenwerkstatt oder Befragung von Mitarbeiter*innen in der Kreisverwaltung eingebracht.“
Das Planungsbüro „ebene4“ stellte in einer öffentlichen Sitzung die erarbeitete Rahmenplanung für das zirka 30 Hektar große Gebiet gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadt Marburg und des Landkreises Marburg-Biedenkopf vor. Wichtig ist dabei: die Rahmenplanung ist keine Detailplanung und kein Bebauungsplan, sondern gibt – wie der Name bereits sagt – einen Rahmen für die weitere Planung vor. Sie ist ein Konzept, wohin sich das Gebiet entwickeln kann. Die Rahmenplanung besteht aus einer Vielzahl an städtebaulichen Maßnahmen, die im gesamten Plangebiet verteilt sind.
Eine zentrale Rolle bei der Umgestaltung spielt die Beltershäuser Straße, die sich bislang als eine trennende Achse durch das Gebiet zieht. Das soll sich ändern. Ziel ist, dass die Straße für alle Verkehrsteilnehmer*innen gut nutzbar ist und zudem komfortabel überquert werden kann.
Das Planungsbüro „ebene4“ hat verschiedene Bereiche als Potenzialflächen für eine bauliche Entwicklung herausgearbeitet. Beispielhaft ist der „Quartiersbaustein Beltershäuser Straße“ zu nennen. Auf der jetzigen Stellplatz- und Brachfläche östlich der Kreisverwaltung schlägt das Planungsbüro ein gemischtes Quartier vor mit Büro, Verwaltung, Dienstleistungen und Wohnen sowie einem zur Beltershäuser Straße hin orientierten Mobilitätshub. Als Eingang in das neue Stadtviertel soll ein Quartiersplatz angelegt werden, der kann etwa durch Cafés, soziale Anlaufstellen oder Dienstleistungen belebt werden.
„Ziel ist es, in dem neuen Quartier auch bezahlbaren Wohnraum für unterschiedliche Zielgruppen zu schaffen“, sagte Manuela Klug vom städtischen FachdienstStadtplanung und Denkmalschutz. So sollen zirka 340 Wohneinheiten entstehen. Davon sollen rund ein Drittel Sozialwohnungen sein.
Die einzelnen Quartiersbausteine lassen sich unabhängig voneinander umsetzen. Bevor einzelne Bausteine der Rahmenplanung umgesetzt werden können, muss die Stadtplanung zunächst in den meisten Fällen Bebauungspläne zur planungsrechtlichen Absicherung aufstellen. Als erstes könnte es an die Umgestaltung und Aufwertung der Freifläche Garagenhof am Damaschkeweg gehen. Für diese Umgestaltung ist kein Bebauungsplan erforderlich.
Beim „Stadtlabor Richtsberg“ geht es seit 2023 um den Garagenhof. Dabei wurden Stadtmöbel errichtet wie zum Beispiel ein Kulturlager, in dem Stühle und Geräte gelagert werden können, und Bilderrahmen für eine Open-Air-Galerie sowie aktivierende Angebote für die Bewohnerschaft entwickelt. Es gab einen zweiwöchigen Kindertheaterworkshop in einem Zirkuszelt, eine Halloween-Party und viele weitere kreative Angebote. Diese Aktivitäten werden vom Bewohnernetzwerk für soziale Fragen (BSF) und dem Fachdienst Kultur der Stadt zusammen mit der Nachbarschaft weiterentwickelt.
Auch für die Nutzung der Freiflächen gibt es einige Ideen. Ein „Grüner Loop – also eine Art Rundweg im Grünen – soll verschiedene Grünbereiche und Aufenthaltsflächen miteinander verbinden.
Die Stadt Marburg hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu sein. Das zeigt sich in allen Bereichen und Planungen für das Quartier rund um die Beltershäuser Straße. Die Rahmenplanung hat die Stadtverordnetenversammlung (StVV) der Stadt Marburg als Grundlage für die bauliche Entwicklung des Gebiets bereits im Februar beschlossen.
„Ich möchte mich bei allen Bürger*innen bedanken, die ihre Zeit und ihre Ideen hier in den Prozess mit eingebracht haben“, sagte Stadtrat Dr. Michael Kopatz. „Ich denke, dass wir hier viele gute Vorschläge und Maßnahmen haben, die im Quartier für eine hohe Lebens-, Arbeits- und Wohnqualität sorgen. Natürlich werden wir die Bürger*innen auch bei den weiteren Schritten mit einbeziehen.“
Am Ende der Vorstellung gab es die Gelegenheit, sowohl im Plenum als auch im Anschluss an einzelnen Info-Stellwänden zu bestimmten Maßnahmen Fragen zu stellen. Weitere Informationen zum Thema finden sich auf der Homepage der Stadt Marburg unter www.marburg.de/abindensueden. Auf der Seite findet sich im Downloadbereich auch die gesamte Rahmenplanung als Pdf zum Herunterladen. In der Rahmenplanung findet sich auch eine Aufschlüsselung eingereichter Ideen und ob diese im Konzept berücksichtigt worden sind, zum Teil berücksichtigt oder eben nicht berücksichtigt wurden. Bei den Vorschlägen, die mit eingebaut wurden, finden sich die entsprechenden Maßnahmennummern, die sich auch auf den Visualisierungen wiederfinden. Bei den Ideen, die nicht berücksichtigt werden konnten, steht eine Begründung, warum sich diese im Konzept nicht wiederfinden.
* pm: Stadt Marburg