Doppelte Expertise: ZEVEDIkoordiniert bundesweites Netzwerk

Das „Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung“ (ZEVEDI) wird künftig den bundesweiten Kompetenzaufbau zur Datentreuhandschaft koordinieren. Geplant ist ein Kompetenznetzwerk für „Datentreuhandmodelle“.
Unter Federführung der Technischen Universität Darmstadt hat ein Verbund von Wissenschaftlern aus Hessen, Sachsen und Nordrhein-Westfalen im Rahmen des BMBF-Calls zur Förderung von Projekten zur Skalierung und Akzeptanzsteigerung von intersektoralen Datentreuhandmodellen in der Praxis den Auftrag zum Aufbau eines Kompetenznetzwerks Datentreuhandmodelle eingeworben. Datenmärkte mittels „neuer Intermediäre“ zu verändern, ist ein Kerngedanke europäischer Datenpolitik. Sogenannte „Datentreuhänder“ gelten als der künftige Schlüssel zur Erleichterung des Datenteilens, denn sie versprechen den Dateninhabern die Wahrung ihrer Datensouveränität.
In den vergangenen Jahren sind im Rahmen der Dateninfrastrukturinitiative „GAIA-X“ erste Treuhandprojekte entstanden. Unter Beteiligung von „ZEVEDI“ ist so das Leuchtturmprojekt „EuroDaT“ entstanden, das auch im Koalitionsvertrag der Hessischen Landesregierung gewürdigt wird. Und auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat mehrere Förderwettbewerbe für Forschungsvorhaben zu Datentreuhandmodellen ausgerufen und dabei 38 einschlägige Projekte gefördert.
Damit wurde der Aufbau von Datentreuhändern in den verschiedensten Datendomänen unterstützt. Das reicht von der Agrarwirtschaft über Gesundheitswesen und Mobilität bis hin zu Smart Cities und öffentlicher Verwaltung. Daraus sind sehr unterschiedliche Modelle von Datentreuhandschaft hervorgegangen.
Nun hat das BMBF neben einzelnen Fördervorhaben zur Skalierung existierender Datentreuhänder auch den Aufbau eines „Kompetenznetzwerks Datentreuhandmodelle“ ausgeschrieben. Geschaffen werden soll eine Dachstruktur, die den Kompetenzaufbau vorantreibt und hilft den Datentreuhandgedanken praxisnah – aber auch politisch weitsichtig –
weiterzuentwickeln. Mit dieser Aufgabe wird ein Konsortium unter Leitung des ZEDEVI betraut. Neben dem an der TU Darmstadt angesiedelten ZEVEDI sind Forscherinnen und Forscher der Philipps-Universität Marburg, der TU Dresden und der RWTH Aachen beteiligt.
„In der Praxis kursieren ganz unterschiedliche Treuhandverständnisse, die einander sogar widersprechen“, berichtete Prof. Petra Gehring aus Darmstadt, die das Projekt leitet. „Auf Basis bisheriger Forschungsprojekte zum Thema Datentreuhandschaft werden konkrete Bedarfe existierender Datentreuhänder in rechtlicher, organisatorischer und technischer Hinsicht eruiert, um dann niedrigschwellig geeignete Werkzeuge und Schulungsmaterialien zur Förderung der verschiedenen Modelle bereitzustellen.“
Dazu gehöre auch die Schaffung eines Forums für den kontinuierlichen Austausch zwischen Praktikerinnen und Praktikern. Gehring führt die Entscheidung für ZEVEDI auch auf die Erfahrungen zurück, die ZEVEDI mit den laufenden Fördervorhaben „EuroDaT“ des BMWK und „ReFo_DaT“ des BMBF im Bereich der Datentreuhand habe sammeln können. Die am Projekt beteiligten Wissenschaftler sind der Jurist Prof. Sebastian Omlor aus Marburg, Prof. Lars Bernard (vom DTI, an der TU Dresden, die Juristin Prof. Anne Lauber-Rönsberg von der TU Dresden, Prof. Andreas Pinkwart vom TUD|excite an der TU Dresden sowie Prof. Stefan Decker vom Fraunhofer FIT an der RWTH Aachen.
„In diesem Verbund haben wir langjährige Erfahrung in Datenprojekten und Projekten des Forschungsdatenmanagements (NFDI, Gaia-X, Datenräume) an Bord“, erläuterte Gehring. Mehrere der Partner haben ebenfalls an BMBF- und BMWK-Projekten zur Datentreuhand teilgenommen.
„Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Hessen zu einem führenden Marktplatz für Datentreuhänder vor allem für die Digitalwirtschaft zu entwickeln“, betonte Hessens Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus. „ZEVEDI wird mit seiner hervorragenden Expertise den Aufbau des Kompetenznetzwerks entschieden voranbringen.“
Das Projekt startet am Samstag (1. Juni). Es hat eine Laufzeit von 25 Monaten. Das Fördervolumen beträgt rund 2 Millionen Euro.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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