Spionage in Marburg: Seit Jahrzehnten mitten im „Schlachtfeld“

Viele haben es noch nicht bemerkt, doch längst ist der Krieg auch in Marburg angekommen. Allerdings ist das der heimliche Krieg mit den Mitteln von Spionage und Desinformation.
Über das Thema „Spionage“ haben Jens Bertrams, Dr. Eckart Fuchs und marburg.news-Redaktionsleiter Franz-Josef Hanke am Mittwoch (24. April) ausführlich im Podcast „Lagebesprech 170“ gesprochen. Anlass waren nicht nur die Spionage-Vorwürfe gegen einen Mitarbeiter des AfD-PolitikersMaximilian Krah und mutmaßliche Zahlungen russischer Oligarchen an seinen Parteikollegen Petr Bystron sowie die Verhaftung weiterer mutmaßlicher Spione für Russland und China, sondern auch der Jahrestag der Enttarnung des DDR-Spitzels Günter Guillaume am 24. April 1974. Sie leitete damals den Rücktritt des Bundeskanzlers Willy Brandt ein.
Erinnert wurde auch an das Ehepaar Anschlag, das im Oktober 2011 in Michelbach verhaftet wurde. Während ihre Tochter ahnungslos zum Studium an die Philipps-Universität ging, spionierten die Eltern im Auftrag russischer Geheimdienste die deutsche Industrie aus. Auf dem Dach ihres Hauses hatten sie eine Antenne installiert, mit deren Hilfe sie heimlich verschlüsselte Funksprüche absetzten, wenn die Tochter nicht zuhause war.
Bereits vor Jahrzehnten war in Marburg ein russischer Spion enttarnt worden, der als Offizier bei der Bundeswehr gedient und danach an der Philipps-Universität geforscht hatte. Wie viele Mitglieder kommunistischer Organisationen und der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) in den 70er und 80er Jahren aus Überzeugung mit dem DDR-Ministerium für Staatssicherheit zusammenarbeiteten, dürfte viele Jahre später kaum noch zu klären sein. Vorsicht gilt jedoch gerade auch heute angesichts der vielen Rechts- und Linkspopulisten, die russische Kriegspropaganda und Narrative zur Zerstezung demokratischer Strukturen in der Bundesrepublik gerade in den jüngsten Jahren verbreitet haben und weiterhin verbreiten.
Der Blick sollte sich dabei in erster Linie auf die selbsternannten „Querdenker“ und die sogenannte „Alternative für Deutschland“ (AfD) richten, deren Propaganda häufig eine wirre Mixtur aus Verschwörungsmythen, Verleumdungen und Lügen sowie Halbwahrheiten zusammenhexelt. Aber auch das neu gegründete „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) hat ein zerstörerisches Potenzial, indem es Die Linke spaltet und russische Appeasement-Parolen zu sofortigen Friedensverhandlungen in der Ukraine ebenso unkritisch weiterreicht wie rassistische Ressentiments. Bemerkenswert ist dabei auch immer wie Liste derjenigen, die neben Altkanzler Gerhard Schröder zum Empfang der russischen Botschaft in Berlin zum Ende des 2. Weltkriegs am 9. Mai antreten.
Der Informationskrieg tobt auch in Marburg. Desinformation und Zersetzung sind die klassischen „Waffen“ der Geheimdienste auf diesem „Schlachtfeld“. Spätestens seit Ende der 60er Jahre ist Marburg auf diesem Feld immer mit dabei gewesen.

* Franz-Josef Hanke

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