Durch Armut bewegt: Neue Servicestelle klärt über Sozialleistungen auf

Beratung in der Servicestelle für Soziales

Die Servicestelle für Soziales feiert ihre Eröffnung im Erwin-Piscator-Haus (Foto: Amelie Berting)

Wer leistungsberechtigt ist, soll sein Recht auch in Anspruch nehmen. Darum hat die Stadt Marburg am Freitag (1. März) im Erwin-Piscator-Haus (EPH) die neue Servicestelle für Soziales eröffnet.
Die Universitätsstadt Marburg bietet eine vielfältige soziale Infrastruktur und zahlreiche Angebote an Sozialleistungen und Unterstützungsmöglichkeiten. Teilweise werden soziale Leistungen wie Wohngeld, Sozialhilfe, der Teilhabepass und Beratungen jedoch nicht in Anspruch genommen. Häufig fehlt das Wissen, welche Hilfen und Leistungen es gibt und welche den Berechtigten zustehen oder welche Stelle für die Leistungen zuständig ist.
Um allen Marburgerinnen und Marburgern kostenfrei einen Überblick über die sozialen Angebote zu geben, ruft die Universitätsstadt die Servicestelle für Soziales ins Leben. Zur Eröffnung der neuen Servicestelle waren am Freitagmittag zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter sozialer Einrichtungen und Organisationen ins EPH gekommen. „„In Marburg gibt es so vielfältige Informationen, soziale Angebote und Hilfen“, erklärte Stadträtin Kirsten Dinnebier. „Wir wollen genau das mit der neuen Servicestelle an einem Ort bündeln und für die Marburger*innen ganz einfach zugänglich machen – im Herzen der Stadt im Haus der Stadtgesellschaft – zusammen, diskriminierungs- und barrierefrei.“
Dinnebier stellte ihnen die Gründe für die Einrichtung dieser neuen Anlaufstelle und deren Personal vor.
Die Stadträtin nannte das Beispiel einer Familie, die nach intensiver Beratung Sozialleistungen von 700 Euro monatlich erhalten habe. Da die Eheleute glaubten, sie hätten keinerlei Ansprüche auf Wohngeld oder andere Sozialleistungen, hatten sie vorher keinen Antrag gestellt und somit auf das Geld verzichtet. Derartiger Unwissenheit möchte die Stadt nach Aussage von Stadträtin Dinnebier mit der neuen Servicestelle abhelfen.
Im Anschluss an ihre kurze Rede bestand die Möglichkeit, sich die Räumlichkeiten der Beratungsstelle anzusehen und dort mit den Beraterinnen und Beraern ins Gespräch zu kommen. An drei separaten Arbeitsplätzen erwarten sie montags bis freitags Ratsuchende oder Menschen, die Unterstützung beim Ausfüllen von Anträgen benötigen. Dabei ähnelt die Einrichtung des Raums derjenigen in modernen Co-Working-Spaces, wo jeder Schreibtisch mit Sitzmöglichkeiten für Ratsuchende vom nächsten und dem Durchgang dorthin durch eine Barriere ähnlich einer Theke getrennt ist.
Montags bis donnerstags erwartet die Kulturwissenschaftlerin Maria Mahler Menschen, die sie über Sozialleistungen und deren Voraussetzungen informieren kann. Freitags steht ihnen Mahlers Kollegin Isabelle Abanda zur Verfügung. Eine Voranmeldung zum Besuch der Beratungsstelle ist nicht erforderlich.
Erfahren können Marburgerinnen und Marburger dort alles, was zum Erwerb des Stadtpasses, zum Bezug von Sozialleistungen wie Wohngeld, Bürgergeld oder anderen staatlichen Zahlungen nötig ist. Darum sind in der Servicestelle auch die Arbeitsagentur Marburg, die Praxis Gmbh und andere Leistungsträger vertreten. Eine enge Zusammenarbeit besteht nach Angaben von Dinnebier auch mit dem KreisJobCenter (KJC).
Beratung zu Pflege- und Gesundheitsleistungen bietet daneben das Beratungszentrum mit integriertem Pflegestützpunkt (BiP) am Rudolphsplatz. Langfristig wünscht sich Dinnebier aber eine Zusammenlegung beider Angebote: „Diese Servicestelle ist ein erster Schritt. Unser großes Ziel ist eine Service- und Beratungsstelle, wo wir alle Leistungen bündeln.“

* Franz-Josef Hanke

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