Es ist zukunftsweisend: Erfolgreicher Start für LOEWE-Zentrum DYNAMIC

Ein Verbund hessischer Universitäten entwickelt neue Ansätze zur Erforschung psychischer Krankheiten. Eine Auftaktveranstaltung in Marburg war der erfolgreiche Start für das „LOEWE-Zentrum DYNAMIC“.
Mit einer innovativen Herangehensweise wollen die beteiligten Forscherinnen und Forscher im „LOEWE-Zentrum DYNAMIC“ ein grundlegend verbessertes Verständnis für psychische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten entwickeln. Mit einer Auftaktveranstaltung an der Philipps-Universität haben die mehr als 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von verschiedenen hessischen Universitäten und Forschungseinrichtungen Anfang Februar den Startpunkt für ihr ambitioniertes Vorhaben gesetzt. Das LOEWE-Zentrum erhält zunächst für vier Jahre insgesamt 14,7 Millionen Euro Fördermittel des Landes Hessen.
Koordiniert wird der Verbund in der ersten Förderphase an der Philipps-Universität. Sprecher Prof. Dr. Winfried Rief freute sich, dass es nach der Förderzusage im Vorjahr nun endlich losgeht: „Wir haben uns intensiv auf diesen Zeitpunkt vorbereitet, Kooperationen auf- und ausgebaut, uns national und international mit innovativen Ansätzen auseinandergesetzt.“
Das Neue an der „DYNAMIC“-Forschung sei, dass nicht mehr nach einfachen Erklärungen für die psychischen Erkrankungen gesucht werde, sondern die komplexen Zusammenhänge akzeptiert und zum Gegenstand der Forschung gemacht würden, erklärte der Psychologe. Die Untersuchung sogenannter „dynamischer Netzwerke“ berücksichtigt, dass es nicht einfache Ursache-Wirkungsketten gibt; vielmehr bezieht sie komplexe Vernetzungen im Gehirn sowohl psychologisch als auch neurobiologisch ein. Die einzelnen Elemente der Netzwerke stabilisieren sich dabei gegenseitig, so dass oftmals eine Veränderung nur möglich ist, wenn sich das komplette Netzwerk und seine Interaktionen verändern.
„Hier haben bisherige Erklärungsversuche, einfache Ursachen zu finden, schlichtweg versagt; und wir müssen lernen, die Komplexität der psychischen Erkrankungen in den Fokus der Forschung zu nehmen“, sagte Rief. Er ist zuversichtlich, dass jetzt genau der Zeitpunkt ist, um diesen Forschungsansatz umzusetzen, da sowohl auf Ebene der Messungen als auch der statistischen Modelle und mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz nun verschiedene Innovationen zusammengeführt werden können.
Beim ersten Treffen des LOEWE-Zentrums haben Forschende der Universitäten in Marburg, Frankfurt, Darmstadt und Gießen sowie des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) und des Ernst-Strüngmann-Instituts (ESI) neue Projekte anhand dieser Grundidee vorbereitet. Zudem wollen sie die bisherigen Erkenntnisse nutzen, um bestehende Datensätze nochmals mit dieser neuen methodischen Herangehensweise zu analysieren.
Eine Besonderheit des Verbunds ist die enge Kooperation zwischen klinischer Psychologie und Psychiatrie. „Hier gibt es viel mehr Synergieeffekte, als wir bislang in der Wissenschaft – auch in Hessen – genutzt haben“, erläuterte der Frankfurter Psychiater Prof. Dr. Andreas Reif als Co-Sprecher des Verbunds. „Deshalb sehen wir hier sehr großes Potential nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die Patientenversorgung.“
Von den Erkenntnissen sollen Patientinnen und Patienten langfristig profitieren. Außerdem sollen nachhaltige Forschungskooperationen der beteiligten Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen etabliert werden. Das Zentrum will dabei nicht nur durch vordefinierte Projekte glänzen, sondern eine kreative Plattform darstellen, aus der heraus viele neue Impulse, andere Projektinitiativen und Kooperationen entstehen.
„Wir möchten, dass sich hier eine langfristig stabile Forschungsplattform entwickelt, mit der Hessen zu einem international sichtbaren Zentrum der Forschung im Bereich psychischer Erkrankungen wird“, waren sich die beiden Sprecher einig. In einer zweiten Förderphase bis 2030 hoffen sie daher auf eine Aufstockung der Finanzierungssumme auf 33 Millionen Euro und die Entwicklung nachhaltig bestehender Strukturen.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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