Ein mutmaßlicher Betrüger nahm am Dienstag (5. Dezember) Kontakt zu einem 75-jährigen Marburger auf. Er bot ihm einen sechststelligen Kaufpreis für seine hochwertige Büchersammlung an.
Diese Sammlung wolle er an Dritte vermitteln. Zunächst sollte der Senior jedoch ein Faksimile für rund 3.000 Euro ankaufen. Eine Familienangehörige hörte das angebliche Verkaufsgespräch mit und alarmierte daraufhin die Polizei.
Sie nahm den 26-jährigen Tatverdächtigen noch in der Wohnung des Senioren fest. Auf ihn kommt nun eine Anzeige wegen versuchten Betrugs zu. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen übernommen.
Vertreter dubioser Firmen kontaktieren immer wieder gezielt Besitzer von Brockhaus- oder Bertelsmann-Lexika-Sammlungen unter dem Vorwand, die Sammlung für einen Verkauf in Augenschein zu nehmen und sie mit angeblich wertvollen Büchern zu erweitern. Oftmals wird durch geschickte Gesprächsführung ein Vor-Ort-Termin beim potentiellen Opfern vereinbart. Die Polizei warnt vor der Betrugsmasche, der vornehmlich ältere Menschen zum Opfer fallen.
Die dubiosen Vertreter nehmen zunächst telefonisch Kontakt mit ihren Opfern auf und behaupten dann, entweder die Buchsammlung gewinnbringend an interessierte Sammler veräußern oder den Wert der bereits erworbenen Buchsammlung erheblich steigern zu wollen. Ihr Ziel ist in beiden Fällen, weitere Exemplare – sogenannte „Faksimile“ – zu horrenden Preisen zu verkaufen. Um festzustellen, durch welche Exemplare die bisherige Sammlung ergänzt werden soll, müssen die Vertreter die bereits erworbenen Bücher in Augenschein nehmen. Das geht natürlich nur bei den potentiellen Opfern zu Hause.
Bei diesen Vor-Ort-Terminen werden den Lexika-Besitzern oftmals hohe Summen in Aussicht gestellt, die mit dem Verkauf der Buchsammlung verdient werden könnten – sofern sie beispielsweise ein weiteres kostspieliges Buch erwerben, um ihre Sammlung zu komplettieren. Anschließend wird den Opfern ein Vertrag zum Unterzeichnen vorgelegt. In vielen Fällen bieten die dubiosen Vertreter, wie auch in hier in Schwerin geschehen, die Vermittlung eines Bankkredits zur Finanzierung an.
Die Polizei rät: „Lassen Sie sich grundsätzlich nicht zur Unterzeichnung von Verträgen an der Haustür hinreißen! Halten Sie vorher Rücksprache mit Verwandten oder anderen Vertrauenspersonen und gleichen Sie ab, wie hoch der Verkaufswert der entsprechenden Güter tatsächlich zum Beispiel in Antiquariaten oder im Internet ist.“
Außerdem empfahl Polizeisprecherin Kerstin Müller, eventuell geschlossene Verträge nachträglich aufzulösen: „Sollten Sie kürzlich Opfer einer solchen Betrugsmasche geworden sein, dann machen Sie von ihrem 14-tägigen Rücktrittsrecht gebrauch, erstatten Sie Strafanzeige und wenden Sie sich an den Verbraucherschutz!“
* pm: Polizei Marburg