Dutzende bekannten am Samstag (25. November) beim EPH Farbe. Ihr Motto war „Nein zu Gewalt gegen Frauen und Mädchen“.
Zahlreiche Menschen kamen am „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ mit orangefarbener Jacke, Weste, Schal oder Mütze zum Erwin-Piscator-Haus (EPH). Mit der Kundgebung am Samstag (25. November) startete der 16-tägige Aktionszeitraum unter dem Motto „Orange the world“. Orange gilt dabei als Symbol für eine bessere, hellere Zukunft und die Hoffnung auf ein gewaltfreies Leben.
„Wir erteilen jeder Form von Gewalt gegenüber allen Menschen eine klare Absage“, erklärte Stadträtin Kirsten Dinnebier: „Vielfach wird ausgeblendet, wie schrecklich und allgegenwärtig Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist.“ Frauen, die sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind, trauten sich oft nicht, darüber zu sprechen. Und diejenigen, die darüber sprechen, erführen oft massives Misstrauen und Anfeindungen.
„Diese Gewalt darf nicht verharmlost oder gar geduldet werden“, bekräftigte die Stadträtin. „Lassen Sie uns täglich unsere Haltung zeigen – ein klares Nein zu Gewalt gegen Frauen und Mädchen!“
Landrat Jens Womelsdorf verdeutlichte: „Gewalt gegen Frauen ist immer noch ein weit verbreitetes gesellschaftliches Problem, und oft ein Tabuthema. Die Stimmen derjenigen, die von Gewalt betroffen sind oder waren, müssen gehört werden. Jeder und jede von uns hat die Möglichkeit, den Unterschied zu machen. Es ist an der Zeit, nun endlich ins Wirken zu kommen.“
Gemeinsam mit Stadträtin Dinnebier hat Womelsdorf die Schirmherrschaft für den Aktionstag „Nein zu Gewalt gegen Frauen“ übernommen. Als Präsidentin des Marburger ZONTA-Clubs richtete sich Dr. Ortrun Schneider an die Anwesenden: „In Deutschland ist jede dritte Frau von Gewalt betroffen.“ Was man dagegen unternimmt? „Das wichtigste Gesetz ist die Istanbul-Konvention. Damit verpflichtet sich unser Land seit 2018 dazu, alles dafür zu tun, um Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt zu verhüten und zu bekämpfen.“
Allerdings gebe es keine Strategie zur Umsetzung. Daher forderte Schneider: „Das Thema muss ganz oben auf die Agenda aller Ressorts gesetzt werden, von Kommunen über Länder bis zum Bund.“
Auch das Hessische Landestheater Marburg unterstützte den Aktionstag durch musikalische Beiträge zum Thema, vorgetragen von Schauspielerin Zenzi Huber mit Christian Keul an der Gitarre. Am Aktionstag informierten im Erwin-Piscator-Haus außerdem Marburger Organisationen der feministischen Anti-Gewalt-Arbeit über ihre Arbeit und Aktionen. Im Anschluss an die Veranstaltung wurden orangene Speisen und Getränke serviert. Zudem wurde am Aktionstag die städtische Fahne mit der Aufschrift „Für ein selbstbestimmtes Leben. NEIN zu Gewalt gegen Frauen“ am Marburger Rathaus gehisst.
Weltweit organisieren Frauenrechtsorganisationen im Rahmen der UN-Kampagne „Orange the World“ verschiedene Aktionen und Kampagnen gegen jegliche Form der Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Die 16-tägige UN-Kampagne findet jedes Jahr zwischen dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November und dem 10. Dezember statt. Letzterer wurde als Internationaler Tag der Menschenrechte festgelegt.
Unter dem Motto „Orange the World“ werden überall auf der Welt Gebäude orangefarben angestrahlt. Außerdem symbolisiert die Farbe Orange eine bessere, hellere Zukunft und die Hoffnung auf ein gewaltfreies Leben. Auch in der Universitätsstadt Marburg und im Landkreis Marburg-Biedenkopf gibt es im Aktionszeitraum mehrere Veranstaltungen, die ein Bündnis aus freien Trägern und kommunalen Institutionen vorbereitet hat. Dazu gehören unter anderem der Zonta Club Marburg, das städtische Referat für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung, das kommunale Frauen- und Gleichstellungsbüro des Landkreises Marburg-Biedenkopf und die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Philipps-Universität.
So wird vom 25. November bis zum 12. Dezember eine Poster-Kampagne im Marburger Einzelhandel zur Bekämpfung von Gewalt gegenüber Frauen informieren. Zusätzlich werden die Schaufenster im Marburger Kaufhaus Ahrens und in anderen Marburger Einzelhandelsgeschäften zum Thema „Nein zur Gewalt gegen Frauen“ gestaltet. Im Kaufhaus Ahrens ist außerdem bis Ende des Jahresder Zonta-Spendentrichter zugunsten für von Gewalt bedrohten Frauen zu finden. Beim Bewohnernetzwerk für Soziale Fragen e. V. (BSF) am Richtsberg wird vom 25. November bis zum 10. Dezember eine themenbezogene Bauwagenausstellung zu sehen sein.
Auch der Soroptimist Club (SI-Club) Marburg plant zwei Aktionen, die das städtische Gleichstellungsreferat unterstützt. In Kooperation mit dem Institut für Bildende Kunst der Philipps-Universität möchte der SI-Club durch Sichtbarmachung auf das Thema aufmerksam machen. So sind Stadtspaziergänge geplant, die die Teilnehmenden zu sieben historischen Frauenorten in Marburg leiten. An jeder Station ist eine Sammelkarte zu finden, die über den Ort und den Spaziergang informiert. Auch gibt es im Aktionszeitraum eine Plakat-Ausstellung beim Kunstverein Marburg, die auch von außen sichtbar ist.
Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik von 2022 bestätigen den dringenden Handlungsbedarf. Es gibt eine Zunahme von 9,4 Prozent bei Partnerschaftsgewalt gegenüber 2021: 157.550 Fälle insgesamt – 432 Fälle pro Tag -, 80 Prozent der Betroffenen sind Frauen. Mit 1.896 Fällen haben auch die Zahlen sexueller Nötigung/Vergewaltigung, zum Teil mit Todesfolge, zugenommen – um 20,1 Prozent.
Daher arbeiten die Gleichstellungsbeauftragten von Stadt, Universität und Landkreis solidarisch zusammen, um eine Verbesserung der Situation für Betroffene zu erreichen. Organisationen wie Frauennotruf Marburg, Frauen helfen Frauen, JUKO Marburg, ProFamilia, WenDo Marburg, Wildwasser, Terre des Femmes, Soroptimist Club Marburg und Zonta Club Marburg vernetzen sich solidarisch. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.marburg.de/neinzugewaltgegenfrauen.
* pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf