Bessere Beratung: Stadt will Armut bekämpfen

Finanzierung für Sozial- und Schuldner*innen-Beratung
Mehr Geld und Personal für Beratung gegen Schulden und Armut
Die Corona-Pandemie, die Energie-Krise und andere Auswirkungen des Russland-Ukraine-Kriegs sind nur einige der vielen Faktoren, die dazu beitragen, in eine Überschuldung zu geraten- auch in Marburg. Die Universitätsstadt arbeitet mit verschiedenen Werkzeugen und Projekten gegen steigende Armutstendenzen. Dazu gehört die Finanzierung der bestehenden Sozial- und Schuldnerberatung im Waldtal, am Richtsberg und im Stadtwald in noch größerem Umfang als bisher.
„Wir wollen – so gut wie möglich – die Menschen in unserer Stadt dabei unterstützen, dass sie nicht in die Armut abrutschen zum Beispiel durch Schulden oder andere Umstände“, erklärte Stadträtin Kirsten Dinnebier. „Der Stadt ist es daher ein großes Anliegen, die Finanzierung für die Sozial- und Schuldner*innenberatung auszuweiten.“
Ergänzend erläuterte die Sozialdezernentin: „Dafür hat der Magistrat eine zusätzliche Förderung aus freiwilligen Mitteln der Universitätsstadt Marburg im Umfang von bis zu 60.000 Euro im Haushaltsjahr 2023 beschlossen. Dies soll ebenfalls für 2024 gelten.“
Vorangegangen war dem ein Stadtverordnetenbeschluss und Bericht zur „Bestandsaufnahme und Bedarfsanalyse zur Sozial- und Schuldnerberatung“. „Diese hat ergeben, dass in Marburger Stadtteilen mit besonderem Förderbedarfzusätzliche Unterstützung empfehlenswert ist“, berichtete die Stadträtin. „Mit der Ausweitung des Beratungsangebots soll auch der Armutstendenz entgegengewirkt werden.“
Peter Schmidt vom städtischen Fachbereich Soziales und Wohnen erläuterte, dassaus Überschuldung Einkommensarmut entstehen kann, die es auch in Marburg gibt. Die Sozial- und Schuldnerberatung kann Betroffenen Hilfestellungen geben. Drei Gemeinwesenträger stellen dafür speziell ausgebildetes Personal sowie Räumlichkeiten zur Verfügung. Das sind der Arbeitskreis Soziale Brennpunkte (AKSB), das Bewohnernetzwerk für Soziale Fragen (BSF) sowie die Initiative für Kinder-, Jugend- und Gemeinwesenarbeit (IKJG).
Mit der finanziellen Unterstützung der Stadt hat das BSF einen neuen Mitarbeiter eingestellt. AKSB und IKJG haben Stunden bei dem bestehenden Personal aufgestockt. Beim BSF erweitert nun Matthias Elsas mit 20 Stunden das bestehende Beratungsduo Susanne Friedrich und Eva Braun. Er erläuterte sein Arbeitsfeld und sprach über seinen Einstieg im September sowie über seine Zusatzfortbildung zum Thema. „Durch seinen Einsatz kann die Sozial-
und Schuldnerberatung des BSF nun an jedem Werktag angeboten werden“, berichtete BSF-Geschäftsleitung Karin Ackermann-Feulner.
Susanne Friedrich ist mit 32 Stunden und Eva Braun mit 27,5 Stunden bereits seit einiger Zeit für den BSF als Sozial- und Schuldnerberatende tätig. Sie erläuterten, welche Möglichkeiten es gibt, sich beraten zu lassen – per Telefon, mit Termin oder in der offenen Sprechstunde. Die Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme für die Beratungsangebote der IKJG und des AKSB sind ähnlich.
Für die Sozial- und Schuldnerberatung des AKSB können Interessierte einen Beratungstermin telefonisch vereinbaren. Es ist aber auch möglich, sich in eine Liste vor Ort einzutragen, oder das Sekretariat um einen Rückruf zur Terminfindung zu bitten. Die Beratung erfolgt meist persönlich, in manchen Fällen auch telefonisch.
AKSB-Geschäftsführerin Luitgard Lemmer schilderte, was sich nun verändert hat: „Beim AKSB Marburg e. V. gab es vor der Sonderförderung durch die Stadt Marburg einen Mitarbeiter, der sich im Umfang von 30 Stunden pro Woche ausschließlich um die Sozial- und Schuldnerberatung kümmerte. Nun sind zusätzlich zehn Stunden pro Woche bewilligt, die sich zwei Mitarbeiterinnen teilen, die neben der Sozial- und Schuldnerberatung auch Familienberatung übernehmen und im Projekt Netzwerk für Bildung und Arbeit im Stadtteil eingesetzt sind. So ist ein schnellerer Zugang zur Beratung möglich geworden, das hilft enorm. Außerdem haben wir nun die Möglichkeit, auch in türkischer und englischer Sprache zu beraten.“
Ebenso hat die IKJG die Ressourcen in ihrem Beratungsteam erweitert – auf insgesamt 30 Stunden. „Diese haben wir auf die Kolleg*innen des schon bestehenden Beratungsteams anteilig verteilt. Somit kann zeitnaher auf Anfragen reagiert werden als in der Vergangenheit. Auch die Zeiträume der Ansprechbarkeit wurden dadurch ausgeweitet.“, berichtetedie pädagogische Leiterin Elena Presenza von der IKJG. „Die Kolleg*innen reagieren auf Anfragen entsprechend der Fall-Lage und notwendigen Zeitressourcen, sowie in der Priorität zwischen Krisenintervention, länger- und kurzfristigen Beratungsbedarfen. Damit sind wir wesentlich flexibler aufgestellt, können krankheits- und urlaubsbedingte Engpässe für Kriseninterventionen auffangen und uns fachlich ergänzen.“
Bei der IKJG ist eine Beratung per Telefon, in Präsenz oder online möglich. Die geschulten und erfahrenen Kolleg*innen können darüber hinaus auf ein breites Netzwerk zurückgreifen, sollte eine fachliche Weitervermittlung notwendig sein. Daneben gehen aus der Beratung teilweise auch Gruppenangebote hervor, wenn bestimmte Themen oder Fragestellungen mehrere Menschen betreffen und sich diese dazu eignen, gebündelt bearbeitet zu werden. Dann ist beispielsweise auch das Hinzuziehen von Expert*innen – etwa für eine Veranstaltung – möglich. „Diese niedrigschwelligen Zugänge über den Einzelfall hinaus sind für uns wesentlicher Bestandteil der beraterischen Arbeit und des Verständnisses der Arbeit im Gemeinwesen“, so Presenza.
Die Beratung am Richtsberg wird an zwei BSF-Standorten angeboten: Eva Braun ist montags, dienstags und freitags von 9 bis 12 Uhr und donnerstags von 14 bis 17 Uhr am Unteren Richtsberg im Damaschkeweg 96 die Ansprechpartnerin. Telefonisch ist sie unter (06421) 44122 oder 484727 erreichbar und per Mail an braun@bsf-richtsberg.de. Susanne Friedrich und Matthias Elsas sind am Oberen Richtsberg, Am Richtsberg 66, anzutreffen – montags und dienstags von 9 bis 12 Uhr, dienstags zusätzlich von 15 bis 18 Uhr, mittwochs und donnerstags von 14 bis 17 Uhr sowie freitags von 10 bis 13 Uhr. Telefonisch sind sie unter (06421) 4870817 zu erreichen, per Mail an friedrich@bsf-richtsberg.de bzw. elsas@bsf-richtsberg.de.
Ansprechpartner für die Sozialberatung im Waldtal beim AKSB Marburg, Ginseldorfer Weg 50, 1. Obergeschoss rechts, ist Walter Rösner. Eine Terminvereinbarung ist möglich entweder telefonisch unter (06421) 6900210 oder per E-Mail an w.roesner@aksb-marburg.de. Daneben nehmen auch Züfiye Tükenmez und Sabine Luster Beratungstermine an, Telefon (06421) 690020.
Die Sozial- und Schuldner*innenberatung der IKJG findet im Stadtteilzentrum, Dietrich-Bonhoeffer-Str. 16, statt. Die Kontaktaufnahme ist telefonisch möglich, unter (06421) 9920488, per E-Mail an beratung@ikjg.de oder in der offenen Sprechstunde, donnerstags zwischen 11 und 13 Uhr.

* pm: Stadt Marburg

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