Am Donnerstag (16. Oktober) wurde bei der Bahn mal wieder gestreikt. Die Bahnsteige des Haupbahnhofs standen leer, wo sich sonst reger Betrieb von Gleis zu Gleis oder nach draußen an die Bushaltestellen drängt und quetscht.
Obwohl viele Menschen genervt von den Ausfällen und der Umstellung ihrer Pläne sind, zeigen sich viele verständlich für die Gründe der Protestierenden. Ich würde mich auch nicht mit solchen Löhnen und Arbeitsbedingungen zufrieden geben wenn sich Konzernchef Richard Lutz 2022 mal eben einen Bonus von mehr als 1,26 Millionen Euro gegönnt hat.
Allerdings würde ich auch aus anderen Gründen kein Zugbegleiter sein wollen. Die müssen nämlich des öfteren in Zügen eine Kundenzufriedenheitsumfrage machen. Mich würde es nicht wundern wenn auf den Satz “ Wie zufrieden sind Sie heute mit der Deutschen Bahn?” ab und zu mal ein Schlag in die Fresse folgt.
Warum ist unsere tolle DB aber eigentlich so heruntergewirtschaftet, wenn sie doch zu 100% dem Staat gehört? Sollte es dann nicht einfacher sein einmal in die Hände zu spucken und etwas zu bewegen? Naja bewegt hat ein gewisses CSU Trio in 16 Jahren Amtszeit der Union nicht viel. Das Dreieck des Schreckens Peter Ramsauer, Alexander Dobrindt und Andreas Scheuer haben schließlich hobbymäßig von 2009 bis 2021 den Posten des Verkehrministers warmgehalten. Das kaputtsparen der Bahn nahm also seinen Lauf.
Der gegenwärtige Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) wollte ja den Bahnausbau zur Chefsache machen. Wann er wohl mitbekommt, dass er dieser ‘Chef’ ist?
Warum ist eigentlich ein Mann der Porsche Partei zum Verkehrsminister geworden wenn die meisten Leute sich bessere öffentliche Verkehrsmittel wünschen? Das ist ja fast als würde man einen schwer glutenunverträglichen Bäcker oder einen kahlköpfigen Friseur haben. So ganz nimmt dich doch da keiner für voll.
Dafür aber wird es nie langweilig. Ob ein unvorhergesehenes Ende der Fahrt, Gleiswechsel, Verspätung, Ausfall, schlecht kommunizierte Wagon-Trennung oder überlaufene Züge, sodass Leute auf dem Boden sitzen müssen. Meistens darf man sich sogar auf eine willkürliche Kombination von dreien oder mehr freuen.
Wenn dein Zug eine Verspätung von 34 Minuten hat, verzage nicht gleich. Mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit hat der Anschlusszug ebenfalls mindestens 40 Minuten Verspätung. Eigentlich gewinnt man ja nur! Denn so werden aus schrecklich, stressigen 4 Minuten Umsteigezeit, in denen man von Gleis 2 zu Gleis 16 hetzt, entspannte 10 minuten in denen du nicht nur schlendern, sondern eventuell auch noch einen Kaffee genießen kannst.
Wenn dein Zug allerdings ausfällt, gestreikt wird, oder etwas defekt ist, dann Glückwunsch! Du hast soeben einen drei stündigen Aufenthalt im überfüllten McDonalds am wunderschönen atemberaubenden Frankfurter Hauptbahnhof gewonnen. Denn das ist der einzige Ort, an dem du eine Steckdose findest, um dein vermutlich am letzten Prozent Akku nagendes Handy laden kannst. Bitte nur nicht gleich in Freudentränen ausbrechen.
* pm: Paula Weppert