Späte Entnazifizierung: „Walter-Voß-Weg“ wird „Katharina-Eitel-Weg“

Der bisherige „Walter-Voß-Weg“ wird in „Katharina-Eitel-Weg“ umbenannt. Die Enthüllung des neuen Straßenschilds werden Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies und Stadtverordnetenvorsteherin Marianne Wölk am Dienstag (7. November) um 11 Uhr vornehmen.
der Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung (StVV) haben beschlossen, dass sämtliche gegenüber Walter Voß erteilten Ehrungen aufgrund seiner aktiven Unterstützung des nationalsozialistischen Regimes zurückgenommen werden. Der nach ihm benannte Weg erhält dementsprechend einen neuen Namen.
Voß war zur Zeit der Machtergreifung der Nationalsozialisten Bürgermeister in Marburg. Später wurde er zum kommissarischen Oberbürgermeister ernannt. Wie eine von der Stadt in Auftrag gegebene wissenschaftliche Studie zur NS-Vergangenheit kommunaler Mandatsträger und Gremien untersucht hat, wirkte Voß an der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft mit und war 1933/1934 mitverantwortlich für die Verfolgung von Sozialdemokraten, Kommunisten, Juden und weiteren Marburger Bürgern.
Auf Vorschlag des Magistrats der Universitätsstadt Marburg hat die StVV daher am Freitag (30. Juni) einstimmig beschlossen, dass der bisherige „Walter-Voß-Weg“ künftig den Namen „Katharina-Eitel-Weg“ tragen soll. Mit der Neubenennung des Weges nach Katharina Natalie Eitel möchte die Stadt auch das ausgeprägte soziale Engagement der im Mai 2016 verstorbenen Künstlerin würdigen, die lange Zeit selbst im bisherigen Walter-Voß-Weg lebte und wirkte.
Die Umbenennung fand unter Beteiligung der Anwohner statt. Aus ihren Reihen stammt auch der ausgewählte Vorschlag.
Beim Termin zur offiziellen Umbenennung wird Prof. Dr. Eckart Conze von der Philipps-Universität sprechen. Unter Federführung des renommierten Historikers hatten Mitarbeiter des Seminars für Neuere Geschichte der Philipps-Universität im Auftrag der Universitätsstadt Marburg die kommunale Selbstverwaltung in der Zeit des Nationalsozialismus sowie die NS-Belastung von Magistratsmitgliedern und Stadtverordneten in Marburg von 1945 bis 1989 untersucht. Die Ergebnisse wurden Ende 2016 öffentlich vorgestellt.
Informationen über die Künstlerin Katharina Eitel wird vor Ort die Kuratorin Dr. Sabine Runde vom Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt beitragen. Dabei sein werden auch der Stadtverordnete Henning Köster, der die Umbenennung mit angestoßen hat, sowie Claus Schreiner,. Er ist der Witwer der nun geehrten Künstlerin.

* pm: Stadt Marburg

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