Macht der Musik: „BrassSonanz“ begeisterte mit einem Feuerwerk von Blech

Mit Pauken und Trompeten begann am Sonntag (29. Oktober) die neue Saison des Marburger Konzertvereins. „BrassSonanz“ leitete das Eröffnungskonzert mit der „Feuerwerksmusik“ ein.
Die bombastische Krönungsmusik des Barock-Komponisten Georg Friedrich Händel erfüllte das Erwin-Piscator-Haus (EPH) gleich zu Beginn mit majestätischer Macht. Doch schon bei der „Feuerwerksmusik“ bewiesen die zehn Mitspielenden, dass sie nicht nur der lautstarken Töne mächtig sind, sondern auch der leiseren und gefühlvollen Klänge.
Vier Trompeter, zwei Hornisten, vier Posaunen und eine Tuba sowie ein Schlagzeuger bilden das Blechblasensemble „BrassSonanz“. Kennengelernt haben sie sich in verschiedenen Jugendorchestern. Neben Auftritten mit Kammermusik spielen die meisten auch in einem großen Orchester.
Sein Programm hatte „BrassSonanz“ unter das Motto „Eternal Light“ gestellt. Es reichte von Händels machtvoller Barockmusik bis hin zu Jazz oder den „London Miniatures“ von Gordon Langford. Dabei zeigten die jungen Musiker, was alles möglich ist mit Blechblasinstrumenten.
Mit Charme und Witz moderierte der Posaunist Niklas van der Ven zwischendurch einzelne Stücke an. So erklärte er, dass Giovanni Gabrieli vor mehr als 400 Jahren bereits die Stereo-Technik erfunden habe, indem er seine „Sonata a 8“ Nummer XIII als zweichöriges Werk komponierte. Anschließend postierten sich die Blechbläser an zwei Enden des Raums und führten diesen Stereo-Effekt eindrucksvoll vor.
Besonders hilfreich war die Anmoderation bei dem Stück „Russian Funeral“ von Benjamin Britten. Damit hatte der britische Komponist 1936 versucht, die Greueltaten des sowjetischen Diktators Josef Stalin kompositorisch zum Ausdruck zu bringen. Die beklemmend bedrohliche Musik war sicherlich der eindringliche Höhepunkt des hervorragenden Konzerts.
Brittens „Fanfare for St. Edmundsbury“aus dem Jahr 1959 eröffnete die zweite Hälfte des Konzerts nach der Pause. Auch hier hatten sich die Musiker wieder im Raum verteilt, um das Klangerlebnis intensiver zu gestalten.
Die von Enrique Crespo bearbeitete „Bruckner Etüde für das tiefe Blech“ zeigte mit dumpfen Bässen wieder eine andere Seite der Blechblasmusik. Das „Urlicht“ aus der Sinfonie Nummer 2 in c-Moll von Gustav Mahler leitete schließlich wieder zurück zum Motto „Eternal Light“. Zum Schluss ließ „Brass Sonanz“ den Choral „Gelobet seist du, Jesu Christ“ von Martin Luther ohne Pause in ein Jazz-Stück übergehen.
Langanhaltender begeisterter Applaus entlockte dem Ensemble zwei Zugaben. Vor der zweiten erklärte van der Ven, mehr sei nicht möglich, denn die Bläser seien „plattgespielt“. Wer selbst ein Blasinstrument spiele, der kenne das.
Dann kündigte er den „Abendsegen“ von Josef Gabriel Rheinberger an. Vor der letzten Zeile des Stücks setzten die Bläser ihre Mundstücke ab und sangen im Chor: „Denn es ist Abend.“
Gleich von mehreren Seiten im Publikum war daraufhin der behagliche Seufzer „Schön!“ zu vernehmen. Dem ist nur noch der Wunsch nach einer baldigen Wiederholung hinzuzufügen.

* Franz-Josef Hanke

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