Mehr zu Marburg: Marita Metz-Becker über Universitätsstädte

„Zum kulturellen Gedächtnis deutscher Universitätsstädte“ referiert Prof. Dr. Marita Metz-Becker am Donnerstag (11. Mai) um 19 Uhr. Die Kulturwissenschaftlerin spricht im Historischen Saal des Rathauses.
Stadt, Universität und Land planen im Wilhelmsbau des Landgrafenschlosses ein Museum, das Landes- und Stadtgeschichte erzählt. Doch wie funktioniert(e) das Gedächtnis deutscher Universitätsstädte? Was schließt es ein und was wird ausgeschlossen?
Kaum jemand kann das besser beantworten als Prof. Dr. Marita Metz-Becker, die sich als Kulturwissenschaftlerin aber auch als Vorstandsvorsitzende des Marburger Hauses der Romantik ganz museumspraktisch mit dieser Fragestellung auseinandergesetzt hat. Ihr Vortrag fokussiert die Erinnerungskultur deutscher Universitätsstädte am Beispiel der Mittelstädte Marburg, Jena und Göttingen. Dabei steht das Selbstverständnis einer Universitätsstadt im Zentrum der Überlegungen, wie die Stadt sich im Unterschied zu anderen Städten selber sieht und wie sie gerne gesehen werden möchte.
Dieses Selbstverständnis hat sich vornehmlich im 19. Jahrhundert vor dem Hintergrund eines beginnenden Nationalstaats herausgebildet, als sich demonstrative öffentliche Erinnerungskultur sehr stark in Personendenkmälern manifestierte. In neuerer Zeit zeigen Benennungen wie „Wissenschaftsstadt Darmstadt“ oder die gemeinsame UNESCO-Bewerbung von Marburg und Tübingen unter dem Motto „Universitätsstadt als kultureller Raum“ das Interesse an einer spezifisch universitätsstädtischen Profilierung. Gefragt wird nach der Erinnerungspolitik deutscher Universitätsstädte als identifikationsstiftendes Moment.
Wie „tickt“ eine Stadt? Welche Ideen wurden in ihr generiert und realisiert und wie ist sie historisch zu ihrer eigenen ganz unverwechselbaren Gefühlsstruktur gelangt?
Spezifisch für Universitätsstädte sind beispieilsweise statt personenbezogener Denkmäler Erinnerungstafeln an den Häusern, in denen einst bedeutende gelehrte Persönlichkeiten gelebt und geforscht haben. Welche Persönlichkeiten hier aber Eingang fanden und welche nicht und aus welchen Gründen, sind Fragen, denen der Vortrag nachgeht. Anhand zahlreicher Abbildungen wird diese spezifische Herausbildung eines kulturellen Gedächtnisses am Beispiel der Universitätsstadt Marburg herausgearbeitet und analysiert.
Metz-Becker ist Professorin am Institut für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft der Philipps-Universität mit den Forschungsschwerpunkten Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts, Medikalkulturforschung, Biographieforschung, Frauen- und Geschlechtergeschichte. In zahlreichen Veröffentlichungen, Vorträgen und Stadtführungen hat sie sich intensiv mit Frauengeschichte in Marburg beschäftigt.
Der Vortrag von Metz-Becker ist der vierte in der fünfteiligen Vortragsreihe der Initiative „Die Marburg kann mehr!“. Am Donnerstag (16. Februar) hatte der Mittelalterhistoriker Prof. Dr. Steffen Krieb über die Marburg als Fürstenresidenz der hessischen Landgrafschaft vorgetragen. Am Donnerstag (23. März) hatten die Burgenexperten Gerd Wagner und Prof. Dr. Steffen Herrmann über die rheinische Marksburg und die Marienburg des Deutschen Ordens in Livland/Polen gesprochen.
Am Dienstag (25. April) entwickelte der Architekt Andreas Schmitt für das Schloss-Areal Ideen für ein „Gipfelerlebnis“. Beim abschließenden Vortrag am 15. Junium 19.00 Uhr im Erwin-Piscator-Haus werden die Museumspädagoginnen Christiane Peters und Diana Nauhardt über ihre Erfahrungen mit den Schlössern Marburg und Neuenburg als Außerschulische Lernorte sprechen.
Wie bei den bisherigen Vorträgen wird es Wein unter anderem vom Schlossberg geben. Der Eintritt ist wieder frei.

* pm: Initiative „Die Marburg kann mehr!“

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