In die Bundeshauptstadt: 25 Jahre Sehbehindertentag am 6. juni

Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) feiert „25 Jahre Sehbehindertentag“ am 6. Juni. Beteiligt an der erfolgreichen Kampagne waren auch viele Menschen aus Marburg.
Sehbehinderte Menschen haben täglich mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Morgens die mikroskopisch kleine Schrift auf einer Lebensmittelverpackung, im Büro ein Software-Update, das die komplette Hilfsmitteltechnik außer Gefecht setzt, und abends auf dem Weg zum Restaurant eine Stolperstufe, die kaum zu erkennen ist . So abwechslungsreich wie dieser tägliche Hindernislauf sind auch die Themen, denen sich der Sehbehindertentag in den vergangenen 25 Jahren gewidmet hat.
Im Jahr 1998 nahm der Deutsche Blindenverband (DBV) sehbehinderte Menschen in seine Satzung und seinen Namen auf. Im gleichen Jahr rief er gemeinsam mit drei korporativen Mitgliedern erstmals bundesweit dazu auf, an „Sehbehindertenaktionstagen“ teilzunehmen. Sie fanden am 5. und 6. Juni in Bonn statt.
Die zweitägige Veranstaltung im Bonner Wasserwerk unter der Schirmherrschaft der damaligen Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süßmuth moderierte damals der Marburger Journalist Franz-Josef Hanke. Eine Sternfahrt mit prominenten Radsportlern und sehbehinderten Copiloten auf Tandems eröffnete den ersten Tag. Daran schloss sich ein buntes Programm aus Vorführungen und Vorträgen, künstlerischen Darbietungen sowie Gesprächen mit prominenten Politikerinnen und Politikern an.
So entstand der bundesweite Sehbehindertentag, der seit 25 Jahren auf die Bedürfnisse und Probleme sehbehinderter Menschen, aber auch auf ihre Leistungen und Potenziale aufmerksam macht. Als Datum wurde der 6.6. gewählt, weil die Zahl 66 ein wenig an eine Brille erinnert.
„Der Sehbehindertentag hat in den ersten Jahren auch verbandsintern viel in Bewegung gebracht“, erinnerte sich Bernd Peters vom Leitungsteam der Koordinationsstelle „Leben mit Sehbehinderung“ im DBSV. „Vielen blinden Mitgliedern war nicht klar, wie unterschiedlich Sehbehinderungen sich auswirken und wie individuell deshalb der Bedarf an Unterstützung ist.“
Inzwischen investieren der Verband und seine Landesvereine seit 13 Jahren systematisch in die Beraterausbildung und konnten auf dieser Basis mit „Blickpunkt Auge“ ein qualitätsgesichertes bundesweites Beratungsangebot etablieren. Der Sehbehindertentag ist aus der Verbandsarbeit und auch aus vielen Redaktionskalendern nicht mehr wegzudenken. Mit aufmerksamkeitsstarken Aktionen hat er zu den Erfolgen beigetragen, die der DBSV zugunsten sehbehinderter Menschen erzielen konnte.
Dazu gehört die Norm DIN 32975 zur Gestaltung visueller Informationen im öffentlichen Raum, für die der Verband viele Jahre gekämpft hat. Sie regelt beispielsweise, wie Bedienelemente von Automaten und Aufzügen beschaffen sein müssen, um eine möglichst gute Wahrnehmbarkeit zu erreichen.
Ein weiterer Erfolg ist eine Regelung, die auf Forderung des DBSV im Jahr 2017 vom Bundestag beschlossen wurde. In Ergänzung der vorherigen Regelung gilt nun, dass bei Kurz- und Weitsichtigkeit Sehhilfen mit mehr als 6 Dioptrien im medizinisch notwendigen Umfang von der Kasse gezahlt werden, bei Hornhautverkrümmung reichen mehr als 4 Dioptrien.
Auch von dem Internetangebot leserlich.info des DBSV profitieren viele sehbehinderte Menschen. Die Online-Plattform ist eine praxisnahe Arbeitshilfe für Profi-Gestalter und interessierte Laien und bietet unter anderem einen Schriftgrößenrechner und einen Kontrastrechner, mit denen konkrete Maße und Farbwerte für Druckprodukte und Webseiten errechnet werden können.

* pm: Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband

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