Unklare Zukunftsaufgabe: 9 Millionen für deutsch-tunesisches Forschungsprojekt

Neun Millionen Euro wurden für ein internationales Forschungsprojekt im Maghreb bewilligt. Die Philipps- Universität koordiniert das „MECAM“-Hauptprojekt bis 2029.
Das „Merian Centre for Advanced Studies in the Maghreb“ (MECAM) kann seine Arbeit für die kommenden sechs Jahre fortsetzen. Das ist das Ergebnis einer positiven Projektevaluation. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert MECAM bis 2029 mit einer Gesamtfördersumme von 9,2 Millionen Euro.
Davon entfallen fast 7 Millionen Euro auf die Philipps-Universität. Sie koordiniert das Projekt federführend. „In den kommenden Jahren soll MECAM weiter die internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit stärken und durch die Förderung interdisziplinärer, interregionaler und generationenübergreifender Formate und Aktivitäten dazu beitragen, sowohl traditionelle Ansätze der Area Studies als auch monodisziplinäre Perspektiven zu überdenken“, erklärte MECAM-Direktor Prof. Dr. Rachid Ouaissa von der Philipps-Universität.
Daraus ergebe sich die Hoffnung, dass MECAM auch zur Verringerung von Asymmetrien in der Wissensproduktion zwischen Deutschland und Tunesien, Europa und dem Maghreb und auch zwischen dem sogenannten „Globalen Norden“ und dem „Globalen Süden“ beitragen kann. „MECAM kann in den kommenden Jahren zu einem intellektuellen Knotenpunkt werden, der wegweisende internationale Forschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften zu Tunesien und dem Maghreb in Deutschland und international sichtbarer macht“, erläuterte Uni-Vizepräsidentin Prof. Dr. Evelyn Korn.
In den vergangenen Jahren haben die Pandemiekrise und die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine die zentralen Forschungsthemen von MECAM bestätigt. Kulturelle, wirtschaftliche, politische und soziale Ungleichheiten im heutigen Maghreb haben sich vertieft. Ungleichheiten auf lokaler, regionaler, nationaler und globaler Ebene wurden offengelegt und verschärft. In diesem Kontext setzt MECAM seine Forschung fort, um die komplexen Verbindungen zwischen den Ungleichheiten und den verschiedenen Arten der Zukunftsvorstellung und -verhandlung zu erforschen.
Die bisher erforschten Themenbereiche „Aesthetics and Cultural Practice“, „Inequality and Mobility“, „Memory and Justice“, „Resources and Sustainability“ und „Identities and Beliefs“ haben die zentralen Dynamiken im Maghreb und darüber hinaus erfasst. Diese thematischen Linien sollen nun in der Projekthauptphase von MECAM 2023 bis 2029 weiter ausgebaut werden. Kürzlich fand unter dem Titel „Imagining Futures – Dealing with Disparity“ –
gleichzeitig Leitmotiv von MECAM – die internationale Abschlusskonferenz der Projektvorphase des Zentrums in Tunis statt. In der Vorphase von 2020 bis 2023 hat MECAM 28 Wissenschaftler*innen aus Deutschland, dem Maghreb und der Welt beherbergt und mehr als 80 akademische Aktivitäten und Veranstaltungen in Tunesien, der Maghreb-Region, Deutschland und in weiteren Ländern (zum Beispiel Indien, Mexiko und dem Libanon) durchgeführt.
Der deutsche Botschafter in Tunis Peter Prügel betonte bei der Tagung „die zentrale Bedeutung des MECAM als Akteur in der tunesisch-deutschen Wissenschaftskooperation“. Seit seiner Gründung im April 2020 hat sich MECAM unter der federführenden Koordination der Philipps-Universität in Kooperation mit der Université de Tunis sowie vier weiteren renommierten Partnerinstitutionen aus Deutschland und Tunesien, als eine international anerkannte Forschungsplattform und als erstes Institute for Advanced Studies im Maghreb etabliert.
Die gleichberechtigte deutsch-tunesische Partnerschaft nach dem Motto „forschen mit statt über“ machen MECAM einzigartig. Für den Präsidenten Prof. Habib Sidhom von der Université de Tunis handelt sich bei MECAM um eine „unverzichtbare Struktur in der tunesischen Forschungslandschaft, die entscheidend zur Internationalisierung der tunesischen Forschung beiträgt“.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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