In Haft befindet sich nun ein 14-jähriger Jugendlicher. Die Polizei verdächtigt ihn einer ganzen Reihe von Straftaten.
Aufgrund der Ermittlungen der Kriminalpolizei Marburg erließ das Amtsgericht Marburg am Freitag (3. März) gegen einen 14-jährigen Jugendlichen den – von der Staatsanwaltschaft beantragten – Haftbefehl wegen Verdachts der besonders schweren räuberischen Erpressung, des schweren Raubs, des versuchten Raubs sowie der gefährlichen Körperverletzung und des Haftgrunds der Wiederholungsgefahr. Der Jugendliche wurde am Samstag (4. März) dem zuständigen Haftrichter des Amtsgerichts Marburg vorgeführt. Er befindet sich nun in Untersuchungshaft.
Die intensivierten, präventiven und konsequenten strafverfolgenden Maßnahmen der Polizei greifen. Bereits seit Juni 2018 gibt es das Konzept „Sicheres Marburg“. Die Vereinbarung zwischen der Stadt und der Polizei wurde damals noch von Bürgermeister Wieland Stötzel und Polizeipräsident Bernd Paul unterzeichnet.
Ziel dieser Vereinbarung war und ist, die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu erhöhen und das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung in der Marburger Innenstadt zu verbessern. Die Umsetzung eines ganzen Katalogs von Maßnahmen – unter anderem mit deutlich mehr sichtbarer Präsenz von städtischer Ordnungspolizei und Polizei, mit Aufenthaltsverboten für Mehrfachtäter, verstärkter Präventionsarbeit und auch Jugendschutzkontrollen aber auch mehr Sauberkeit und Beleuchtung an potentiellen Angsträumen sowie die Einbindung der Anlieger wie Kino und Studentenwerk – zeigte bald Wirkung und führte zu einem Rückgang von Straftaten in der Öffentlichkeit.
Im Mai 2019 schloss sich die Stadt Marburg der Hessischen Sicherheitsinitiative „KOMPASS“ an. „KOMPASS“ ist ein Angebot des Hessischen Innenministeriums an die Städte und Gemeinden in Hessen. Es zielt auf eine nachhaltig ausgerichtete Verzahnung und noch engere Zusammenarbeit zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Polizei und Kommune ab. Die Polizei Hessen bietet an, gemeinsam mit den Kommunen und den Bürgerinnen und Bürgern, die spezifischen kommunalen Sicherheitsbedürfnisse und damit auch die Sorgen und Ängste der Bevölkerung zu erheben, zu analysieren und gemeinsam ein passgenaues Lösungsangebot zu entwickeln.
Mittlerweile hat das Land Hessen alle Sicherheitsprogramme des Landes Hessen unter dem Dach von „Gemeinsam sicher in Hessen“ in einem Sicherheitsportal vereint. Unter www.sicherheitsportal.hessen.de finden Bürgerinnen und Bürger eine Meldestelle für HessenGegenHetze, können online eine Anzeige erstatten, Mängel in ihrer Stadt melden und sich über die Sicherheitsinitiativen informieren.
Nach einem Anstieg von Gewalttaten – insbesondere in der Innenstadt und rund um das Marktdreieck – seit Sommer 2022 intensivierten die Polizei und die Stadt Marburg erneut die Maßnahmen für ein Sicheres Marburg. Bei Sonderkontrollen unterstützte vermehrt die Bereitschaftspolizei. Die Polizei und die Stadt liefen zwischen Juni und Dezember zusätzliche 160 Fußstreifen an den relevanten Orten in Marburg rund um das sogenannte Marktdreieck bis hin zum Hauptbahnhof.
Hinzu kommen verdeckte Fußstreifen und Observationen durch zivile Einsatzkräfte. So gelang es im Jahr 2022, insgesamt 69 Personen als Beschuldigte zu identifizieren und Strukturen zu erkennen. Gegen elf Jugendliche beziehungsweise Heranwachsende und zwei Erwachsene wurden Haftbefehle erlassen.
Teilweise waren die ermittelten Beschuldigten erst 14 Jahre alt. Diese Maßnahmen bewirkten einen Rückgang der Straftaten in der Innenstadt und eine Anpassung der polizeilichen Maßnahmen.
Die relevanten Örtlichkeiten und Beschuldigten wurden weiterhin durch die Polizei beobachtet und ständig einer Lagebewertung unterzogen. Das führte zu schnellen Reaktionen, als die Gewaltstraftaten im Februar 2023 erneut anstiegen. Dabei traten insbesondere junge Menschen, Kinder und Jugendliche, auf, die sich scheinbar gleichaltrige oder nur unwesentlich ältere Personen als Opfer auswählten und dabei teilweise enthemmt, rücksichtslos sowie skrupellos vorgingen.
Die Polizei identifizierte in diesem Zusammenhang bis Montag (6. März) sechs weibliche und 42 männliche Personen im Alter zwischen 13 und 21 Jahren als mutmaßliche Täter. Neben dem jetzt ergangenen Haftbefehl gegen den 14Jährigen wurden seit Mitte Februar drei weitere Haftbefehle gegen Jugendliche beziehungsweise Heranwachsende erlassen. Ergänzend dazu kam es auch zu Maßnahmen gegen noch 13 Jahre alte und daher nach dem Strafgesetzbuch nicht strafmündige Kinder.
Auf Initiative der jeweils zuständigen Jugendämter erfolgte nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) eine zwangsweise Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung mit dem Ziel der Erstellung eines Gutachtens hinsichtlich des Vorliegens einer psychischen Störung oder eines pädagogischen Problems. Auch strafunmündige Kinder müssen also mit Konsequenzen rechnen. Nahezu alle identifizierten Personen befinden sich auf die eine oder andere Weise in der Befassung bei den Jugendämtern, Staatsanwaltschaft, Gericht oder Polizei, die in einem ständigen Kontakt und Austausch miteinander stehen.
„Die Polizeidirektion Marburg-Biedenkopf behält die Entwicklung von Straftaten in Marburg ständig im Blick und geht konsequent bei der Strafverfolgung vor“, erklärte Frank Göbel. „Die Polizei hofft dabei weiterhin auf die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger, die entsprechende Vorfälle anzeigen und die sich insbesondere als Zeugen zur Verfügung stellen.“
Der Leiter der Polizeidirektion Marburg-Biedenkopf betonte: „Beim Konzept „Sicheres Marburg“ ist mir besonders wichtig, dass wir – wie bisher – eng und konstruktiv mit der Stadt Marburg zusammenarbeiten, um gemeinsam zusätzliche präventive Maßnahmen und Einrichtungen erfolgreich umsetzen zu können.“
* pm: Polizei Marburg