Neue Ideen und Angebote entstehen beim Stadtlabor Richtsberg. Dazu zählen eine Offene Bühne, Theater und die Stadtteilplanung.
Wie sehen Richtsbergerinnen und Richtsberger ihren Stadtteil und was wünschen sie sich für die Zukunft? Im Austausch mit der lokalen Kulturszene hat das „Forum Stadtlabor“ in der Richtsberg-Gesamtschule (RGS) zwölf Mitmach-Workshops angeboten. Dabei entstanden unter anderem Ideen zu bestehenden und neuen Angeboten am Richtsberg.
Abschließend stellten einige Gruppen auf einer offenen Bühne vor, was sie während des Nachmittags kreativ erarbeitet hatten. „Ich erwarte mir, dass wir heute durch das Konzept des Stadtlabors besonders viel von und mit Ihnen über den Richtsberg erfahren, damit wir diesen schönen Stadtteil noch schöner gestalten können“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies zum Beginn der Veranstaltung. Schon am frühen Nachmittag füllte sich das Forum der Richtsberg-Gesamtschule, während Moderatorin Dominique Macri die zahlreichen Besuchenden auf das Programm einstimmte.
Stadträtin Kirsten Dinnebier fasste zusammen, was das Besondere der Veranstaltung ist: „Mit dem Stadtlabor werden vielfältige Angebote im Stadtteil Richtsberg unterstützt und ins Leben gerufen wie zum Beispiel die Kreativwerkstatt. Theater ist ein völlig anderer Zugang zu sich selbst und dem Stadtteil. Das ist genau das, was ich an dem Projekt Stadtlabor so liebe – es bietet vielfältige Möglichkeiten, den eigenen Stadtteil zu gestalten.“
Die Vorfreude und die Erwartungen bei den Beteiligten waren groß. So hob beispielsweise die Ortsvorsteherin Erika Lotz-Halilovic hervor, was sie am Richtsberg besonders schätzt: „Die Vielfalt und das Miteinander – das ist das, was unseren Stadtteil ausmacht.“
RGS-Lehrer René Norwig betonte: „Unsere Schule ist stolz, Teil des Richtsbergs zu sein. Wir wollen wissen: Wo sind noch kreative Bewohner*innen im Stadtteil, die mit unseren Kindern Kultur machen können? Das wollen wir heute herausfinden und uns verbinden.“
Dafür gab es zwölf sogenannte „Mini-Labs“. Das sind Mitmach-Workshops, die Begegnungen und den Austausch von Ideen ermöglichten. So gab es kreative Workshops rund um Street Art und Graffiti, Hip Hop, Podcast, Poetry Slam, Offene Bühne und Theater.
Auch Informations- und Mitmach-Stände zur Chor-Kultur oder dem Angebot, auf kreative Art Steine zu gestalten, wurden geboten. Schließlich sprachen im „Planungs-Lab“ und „Open Space“ Quartiersmanagerin Pia Tana Gattinger, die Leiterin der Bürger*innenbeteiligung Dr. Griet Newiger-Addy und Sozialplanerin Monique Meier mit Interessierten über Grünflächen, E-Mobilität am Richtsberg und die Gestaltung des Christa-Czempiel-Platzes.
Umrahmt wurden die Workshops von einem Eröffnungsprogramm, bei dem Zauberkünstler und Comedian Bernd Waldeck mit seiner Diabolo-Jonglage erklärte, wie genau die Idee des Stadtlabors beschaffen ist. Ebenso trat der Gießener Rapper FY2 mit Special-Guest Alisha auf; und Tänzerin Fiya zeigte Choreografien zu sogenannter K-Pop-Musik.
Nicht zuletzt beklatschte das Publikum auch den auf Zuruf erfundenen Richtsberg-Western von Impro-Theater-Experte Tom Gerrits. Daneben gab es einen Portraitfoto-Stand von Paul Ndimande und vor der RGS standen E-Rikschas bereit, mit denen der Stadtteil aus ganz neuen Perspektiven erkundet wurde.
Der Theater-Workshop von Camil Morariu, Inga Blix und Nathalia Kochetkova fand zunächst durch Kennenlern-Übungen einen ganz niedrigschwelligen Zugang, mit Mitteln des Theaters sich selbst und die Umgebung neu zu erleben. Dann ging es um die Geschichten der Richtsberger*innen: Lebendige Standbilder von Erfahrungen aus dem Stadtteil oder die sogenannte „Theater-Maschine“ mit Geräuschen machten nicht nur das Leben am Richtsberg ganz anders sichtbar.
Der Workshop weckte auch Interesse für das seit dem 9. März wieder regelmäßige Treffen der Theatergruppe, die bis Ende September eine Inszenierung rund um die Geschichten und Erfahrungen vom Richtsberg erarbeitet. Auch Bernd Waldeck sprach als Leiter des Workshops „Offene Bühne“ mit Interessierten darüber, im Stadtteil eine regelmäßige Offene Bühne zu etablieren. Alle, die mitmachen oder sich über diese Idee sowie sämtliche Angebote des Stadtlabors informieren möchten, können sich bei Rebecca Richter von der Stabstelle Bürgerbeteiligung per Mail rebecca.richter@marburg-stadt.de melden.
Beliebt war auch das „Streetart- und Graffiti-Lab“. Dabei zeichneten viele junge Besuchende ihre späteren „Tags“ zunächst mit Stift und Papier vor, bis es dann mit Maske und Sprühdose vor der RGS unter Anleitung an die Kunstwerke selbst ging.
Während sich am Stand von Boris Holzwarth Jüngere und Ältere über Hip-Hop informierten und passende Musik-Software und Hardware zum Aufnehmen und Produzieren ausprobierten, entstanden nebenan im Planungs-Lab konkrete Anregungen zur Verbesserung der Lebensqualität im Stadtteil. Vorschläge wie ein Flohmarkt für den Christa-Czempiel-Platz oder mehr Sitzmöglichkeiten und Bäume, Wünsche für den Stadtteil wie einen Skatepark, ein Bouleplatz oder mehr Spielgeräte und viele weitere Anregungen wurden auf Zetteln an Aufsteller gepinnt.
Am Ende machte die Offene Bühne von Bernd Waldeck fünf Ergebnisse des Tages sichtbar: mit Solo-Gesang, einem Show-Boxkampf des Boxclub Marburg, einer vierköpfigen Band mit Perkussion und Trompete, die sich an diesem Tag erst kennengelernt und zusammengefunden hatte, mit Tanz und einer Chor-Darbietung unter der Leitung von Doris Hilberger, die das ganze RGS-Forum zum Mitsingen brachte.
Der Theater-Workshop von Camil Morariu präsentierte zwei lebendige Richtsberg-Standbilder; und Dominique Macri hatte im Laufe des Nachmittags ein Gedicht über den Tag und das Stadtlabor Richtsberg geschrieben, das sie aus dem Poetry-Slam-Lab auf der Bühne vortrug. Dolmetschende für Arabisch, Russisch, Türkisch und Englisch sowie ein Kinderprogramm ermöglichten dabei vielen Besuchenden die Teilnahme an Workshops.
Wer Spaß daran hat, eigene Projektideen zu entwickeln, kreativ zu sein und Ideen für den Stadtteil zu sammeln, kann an den verschiedenen Beteiligungsformaten des Stadtlabors teilnehmen oder Anregungen auch unter www.marburgmachtmit.de/stadtlaborrichtsberg inbringen. Darüber sind auch Informationen zu finden zur abschließenden Ausstellung und Präsentation der Ergebnisse im September.
* pm: Stadt Marburg