Zur Kundgebung am Internationalen Frauentag waren 200 Menschen gekommen. Sie wollen für Frauenrechte einstehen an jedem Tag.
Trotz widriger Wetterbedingungen sind viele Menschen vor das Erwin-Piscator-Haus (EPH) zur frauenpolitischen Kundgebung anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März gekommen, zu der die Stadt Marburg aufgerufen hatte. Etwa 200 Frauen und Männer verfolgten am Mittwoch (8. März) die Reden zu frauenpolitischen Themen, die Stadträtin Kirsten Dinnebier einleitete.
„Nicht nur am 8. März, sondern jeden Tag gibt es genug Anlässe, für die Rechte von Frauen aufzustehen, Diskriminierung zu bekämpfen und tatsächliche Gleichberechtigung einzufordern“, erklärte Dinnebier. Das vergangene Jahr habe in diesem Zusammenhang besondere Herausforderungen gebracht: So habe der Krieg in der Ukraine vor allem Frauen und Kinder in die Flucht getrieben.
Im Iran gingen bei den Protesten gegen das Regime maßgeblich Frauen auf die Straße und müssten das zum Teil mit ihrem Leben bezahlen. Die Lage für Frauen in Afghanistan habe sich nach der Machtübernahme der Taliban massiv verschlechtert. Unter den Folgen des Erdbebens an der türkisch-syrischen Grenze litten Frauen und Mädchen ebenfalls.
„Doch auch in Deutschland erleben Frauen tagtäglich Benachteiligung und Gewalt, nur, weil sie Frauen sind“, sagte Dinnebier. Die Art der Diskriminierung unterscheide sich je nach Lebenssituation, sexueller Orientierung, Herkunft, Religion oder einer möglichen Behinderung. Daher sei es wichtig, das mit in den Blick zu nehmen und entsprechende Beratungs- und Hilfsangebote zu machen.
Ganz besonders wies Dinnebier auf die Situation alleinerziehender Frauen hin. Die Stadträtin sprach aber auch auf die ungleiche Bezahlung von Frauen, die Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen und Sexismus im Alltag.
Auch Patricia Agricola von der Frauenkommission des Landkreises betonte, man könne nicht aufhören, gleiche Rechte für alle Frauen einzufordern – und nannte das jüngst vom Bundesarbeitsgericht gefällte Urteil zum Anspruch von Frauen auf gleiche Bezahlung als einen Erfolg dieser Bemühungen.
Sylvie Cloutier und Sareh Darsaraee vom Ausländerbeirat der Stadt Marburg forderten, dass die bestehenden Hürden für Migrantinnen abgeschafft werden müssten – so werde beispielsweise deren berufliche Qualifikation häufig nicht anerkannt. Darsaraee wies nachdrücklich auf die Situation der Frauen im Iran hin und forderte ein Ende ihrer Unterdrückung.
Naxina Wienstroer vom Verein zur Förderung der Inklusion behinderter Menschen (fib) wies darauf hin, dass Frauen mit Behinderungen mehrfach diskriminiert würden – als Frau und als Behinderte, die beispielsweise nicht das Recht auf gleichgeschlechtliche Pflege hätten. Die stellvertretende Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Stefanie Riedasch von der Philipps-Universität betonte, dass auch an der Uni trotz vieler Veränderungen zum Positiven der Kampf um wirkliche Gleichberechtigung längst nicht beendet sei. Rebecca Richter vom Queeren Zentrum wies darauf hin, dass die Unterdrückung von Frauen und Queerfeindlichkeit zwei Seiten einer Medaille seien; und Inga Fielenbach von Pro familia Marburg machte auf die Tatsache aufmerksam, dass Frauen noch immer das Recht auf den eigenen Körper abgesprochen werde.
Im Vorfeld der Kundgebung präsentierten der Ausländerbeirat und das Marburger Kollektiv zur Unterstützung der Frauen*Revolution im Iran auf dem Vorplatz des Erwin-Piscator-Hauses eine Performance. Der Frauen-Kammerchor Marburg umrahmte die Kundgebung musikalisch.
Das Rahmenprogramm zum Internationalen Frauentag läuft noch bis Freitag (24. März). Dass Programmheft mit allen Aktionen gibt es unter www.marburg.de/frauentag2023 oder unter www.marburg-biedenkopf.de/gleichstellung.
* pm: Stadt Marburg