Nach zweijähriger Pause läuft am Montag (20. Februar) wieder ein Rosenmontagszug durch Marburg. 40 Gruppen nehmen daran teil.
Der Festausschuss Marburger Karneval (FMK) kehrt wieder zu seinen „Traditionen“ zurück. Diese „Traditionen“ sind im evangelisch geprägten Marburg jedoch weit entfernt von denen des katholischen Rheinlands. Dort haben die lebensfrohen Katholokinnen und Katholiken seit Jahrhunderten vor der 40-tägigen Fastenzeit im Vorfeld von Ostern bis zum Aschermittwoch noch einmal heftig „die Sau rausgelassen“.
Bayern und Hessen bezeichnen den Karneval als „Fasching“. Für Rheinländerinnen und Rheinländer klingt das ähnlich wie „Fascho“. Das vom lateinischen „Carne vale“ für „Fleisch ade!“ abgeleitete Wort „Karneval“ hingegen klingt nach Lebensfreude und Rio de Janeiro oder „Kamelle“.
Zu allem Überfluss nennen manche in Hessen die jecke Prozession auch noch „Rosenmontagsumzug“. Umgezogen haben sich die Jecken ja wirklich, aber doch wohl eher vor dem Zug. Nachher ziehen sie sich irgendwann wohl auch wieder um, bevor siee erschöpft von der Theke ins Bett sinken.
Das Merkwürdigtste am Marburger Rosenmontaszug ist für echte Jecken aus dem Rheinland aber sein Höhepunkt. Da jubeln die Jecken am Straßenrand dem Oberbürgermeister und dem Hauptamtlichen Magistrat der Universitätsstadt Marburg zu. In Köln hingegen sitzt die Oberbürgermeisterin auf einer Tribüne auf dem Alten Markt und nimmt gelassen bis begeistert die Parade der gesamten Jeckenschar ab.
Traditionen haben halt oft etwas sehr Beschränktes: Sie sind auf eine Gegend oder sogar eine Stadt begrenzt und nur schwer anderswohin übertragbar. Der einstige Marburger Verkehrsdirektor Hans-Christian Sommer hat vor fast 50 Jahren den Karneval aus seiner niederrheinischen Heimat nach Marburg mitgebracht und dort den ersten Rosenmontagszug organisiert.
Letztlich muss Marburg dem Mann dennoch dankbar sein, dass er den großen und kleinen Kindern Kamellen und lustige Lieder beschert hat sowie den Zug der Narren durch die Stadt. Ab 13.33 Uhr bewegen sich Fußgruppen und Wagen von der Universitätsstraße aus über den Rudolphsplatz und durch die Biegenstraße an der Elisabethkirche und dem Hauptbahnhof vorbei zum Afföller. Wenn schon das Leben mit Corona und Krieg nicht gerade leicht ist, dann ist der Karneval wenigstens für ein paar Tage eine willkommene Welle der Fröhlichkeit und der Entspannung.
* Franz-Josef Hanke
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