Schattentänze: Schattenflügel von Hans Schohl an der Alten Synagoge

„Schattenzelte – Schattenflügel“ heißt eine Kunstinstallation von Hans Schohl. Bis Ende Januar 2023 ist sie an der Alten Synagoge zu sehen.
Die Werkschau des Kirchhainer Künstlers wird in diesem Winter an insgesamt vier Orten in Marburg erlebbar. Teil davon ist die Installation „Schattenzelte – Schattenflügel“ in der mittelalterlichen Synagoge am Willi-Sarge-Platz, die Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies und Museumsdirektor Dr. Christoph Otterbeck vom Kunstmuseum am Dienstag (29. November) eröffnet haben.
Sie zeigt beleuchtete Zelte, bewegliche Konstruktionen in ihrem Innern, die Schattenflügel an die Wände werfen. „Das verknüpfen wir mit Fliegen und Unterwegssein, mit Nomadentum und Wandern, aber eben auch mit seiner Kehrseite: mit Unbehaustsein und Flucht.“ So fasste Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies seine Gedanken zur Rauminstallation von Schohl zusammen.
Denn fünf bewegliche Skulpturen spielen in der alten Synagoge am oberen Markt bis Ende Januar mit Licht und Schatten. Die Arbeiten wecken Träume und Sehnsüchte: nach Beheimatung, Bewegung und Fliegen zugleich. Die Installation wird in Kooperation mit der Stadt Marburg gezeigt.
Ihre Poesie mache die Arbeiten von Schohl ganz unterschiedlich ausdeutbar, betonte Otterbeck bei der offiziellen Eröffnung in einer kurzen Einführung. Die Bedeutung der Rauminstallationen entstehe in der Wahrnehmung und Reflexion der Menschen, die sie sehen: durch das, was sie dabei empfinden, denken und kommunizieren. Deshalb wolle er alle zur persönlichen Auseinandersetzung einladen, denn die Schattenflügel wirkten auf jeden und an jedem Ort anders.
Das erste Mal waren die Schattenflügel 2009 in Japan auf der Biennale in Kobe zu sehen. Damals standen sie in einem Frachtcontainer aus Stahl. Indem sie in Marburg in der ehemaligen mittelalterlichen Synagoge ausgestellt werden, ändert sich auch die künstlerische Aussage in Wechselwirkung zu ihrer Umgebung einerseits und durch die Wahrnehmung der Betrachtenden andererseits.
Das Zusammenspiel mit den Überresten der alten Synagoge lässt auch Raum für politische Gedanken. Für Oberbürgermeister Spies weitet es den Blick für das Thema Flucht – gestern wie heute. Das Ensemble erinnere an „gewaltsam vertriebene Menschen, die heute weltweit vor Krieg, Konflikten und Verfolgung auf der Flucht sind.
Mit rund 103 Millionen Menschen sei das eine erschreckende Zahl. Noch nie war sie so hoch.“
Die Eröffnung der Rauminstallation wurde vom Spiel des Saxophonisten Jörg Eichberger und Gedichten stimmungsvoll gerahmt. Die Schauspielerin Franziska Knetsch trug Texte jüdischer Dichter*innen vor, die Themen aus der Arbeit von Schohl aufgriffen.
Die Installation wurde in Kooperation mit der Philipps-Universität und dem Kunstmuseum Marburg realisiert. Sie ist Teil der Werkschau „. und Schatten. Eine Langzeitbeobachtung“, die im Kunstmuseum und im Landgrafenschloss bis zum 22. Januar 2023, in der alten Synagoge bis zum 31. Januar 2023 und in der Universitätsbibliothek bis 15. Februar 2023 zu sehen ist.
Schohl wurde 1952 geboren und studierte Erziehungswissenschaften, Germanistik, Politik und Kunst in Marburg und Kassel. Er ist Mitglied der Künstlergruppe „Werkstatt Radenhausen“. Zu seinem Werk zählen neben beweglichen Arbeiten auch Skulpturen und Holzschnitte.

* pm: Stadt Marburg

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