Eine eigene Fahne: Stadt setzt Zeichen gegen Gewalt

Mit einer eigenen Fahne setzt die Stadt Marburg ein Zeichen gegen Gewalt gegen Frauen. Außerdem gibt es am Donnerstag (8. Dezember) eine Lesung und Podiumsdiskussion zu Frauenmorden.
Die Stadt Marburg engagiert sich intensiv mit verschiedenen Projekten gegen Gewalt gegen Frauen. Zum diesjährigen Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen wird dabei erstmals eine eigene Fahne gehisst. Diese Fahne hat die Stadt Marburg eigens für den Tag gestaltet.
Damit setzt sie am Freitag (25. November) ein deutliches Zeichen. Zudem lädt die Stadt zu einer Lesung mit anschließender Podiumsdiskussion zum Thema Frauenmorde am Donnerstag (8. Dezember) um 18.30 Uhr in den Historischen Saal des Rathauses ein.
„In Deutschland ist jede dritte Frau mindestens einmal im Leben von Gewalt betroffen“, berichtete Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Dabei könne diese Gewalt ganz verschiedene Formen und Gesichter annehmen. Sie reichen von sexueller Belästigung, systematischer Benachteiligung, „Catcalling“ in der Öffentlichkeit, Gewalt in Partnerschaften bis hin zur Ermordung von Frauen, sogenannten „Femiziden“.
„Gewalt gegen Frauen in all ihren unterschiedlichen Facetten ist nicht hinnehmbar“, erklärte Spies. Als wichtigen Schritt in Richtung einer gleichberechtigten und gewaltfreien Zukunft nannte Spies die Notwendigkeit, Gewalt gegen Frauen als ein gesamtgesellschaftliches, strukturelles Problem zu fassen.
„Es ist notwendig, dass wir hin- und nicht wegsehen, die Missstände benennen und aktive Maßnahmen gegen systematische Gewalt an Frauen ergreifen“, fordert auch Dr. Christine Amend-Wegmann. Sie ist die Leiterin des Referats für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung der Universitätsstadt Marburg.
Um ein Zeichen zu setzen, dass Gewalt gegen Frauen in Marburg auch weiterhin weder geduldet noch hingenommen wird, ließ die Stadt eine eigene Fahne gegen Gewalt gegen Frauen anfertigen. Sie ist erstmals anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt gegen Frauen am Freitag (25. November) am Rathaus zu sehen. „Die Fahne soll als ein Symbol dienen und dazu aufrufen, sich gemeinsam gegen Gewalt zu solidarisieren und couragiert für Menschenrechte einzustehen“, sagte Amend-Wegmann.
Häufig endet die Gewalt für Frauen sogar tödlich. Statistiken zeigen, dass jeden Tag ein Mann versucht, seine (Ex-)Partnerin zu ermorden, und dass jeden dritten Tag solch ein Versuch gelingt. Im Jahr 2020 wurden in Deutschland 139 Frauen ermordet.
Für mehr Bewusstsein für dieses Thema innerhalb der Gesellschaft veranstaltet das Gleichberechtigungsreferat der Stadt eine Lesung aus dem Buch „Femizide“ von Julia Cruschwitz und Carolin Haentjes. Die Autorinnen haben für ihr Buch mit Überlebenden, Angehörigen und Expert*innen gesprochen. Sie zeigen aus unterschiedlichen Perspektiven die Ursachen für Gewalt gegen Frauen aber auch, wie sie verhindert werden kann.
Die Lesung findet am Donnerstag (8. Dezember) um 18.30 Uhr im Historischen Saal des Rathauses statt. An die Lesung mit Julia Cruschwitz schließt sich eine Podiumsdiskussion mit der Straf- und Strafprozessrechtlerin Prof. Dr. Stefanie Bock von der Philipps-Universität, Tina Kurzke als Leiterin des Marburger Modells „Häusliche Gewalt“ sowie Vertreter*innen der feministischen Anti-Gewalt-Arbeit in Marburg an. „Wir sind sehr dankbar für das gemeinsame Engagement von Feministischer Antigewalt-Arbeit, den Verwaltungen von Stadt und Landkreis und der Universität in Marburg, um Gewalt präventiv zu verhindern“, erklärte Amend-Wegmann.
Erst kürzlich hat sich die Stadt Marburg im Rahmen einer Plakatkampagne unter dem Hashtag „sexism isn’t sexy“ (Sexismus ist nicht sexy) gegen sexistische Werbung eingesetzt. Unter dem Satz „Man muss die Hüllen nicht fallen lassen, um aufzufallen“ war jeweils ein Tier – zum Beispiel ein Dalmatiner oder eine Giraffe – zu sehen, das Steifen oder Punkte verliert. Die Kampagne sollte auf den Missstand aufmerksam machen, dass Frauen in Werbung häufig sexualisiert dargestellt werden.
Die Motive haben die Kunststudentinnen Elena Faist und Anna Hubrich von der Macromedia Hochschule in München im Rahmen eines studentischen Plakatwettbewerbs für eine Awareness-Kampagne gegen sexistische Werbung entwickelt. Finanziell unterstützt wurde die Umsetzung der Kampagne sowohl in München als auch in Marburg von der Firma Ströer Deutsche Städte Medien. Sexualisierte Gewalt ist eine der Gewaltformen, die Frauen häufig im Alltag erleben. Indem die Stadt die Plakatkampagne auch nach Marburg holte, setzte diese ein Zeichen gegen die Sexualisierung von Frauen.
Zudem nimmt die Stadt Marburg an der Aktion „Wir brechen das Schweigen. Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“ des Hilfetelefons teil. Der Hessische Städtetag hat Städte und Kommunen dazu aufgerufen, sich an der Aktion zu beteiligen und über Social-Media-Kanäle auf das Hilfetelefon für Frauen, die Gewalt erfahren haben, aufmerksam zu machen und sich gegen jegliche Form der Gewalt auszusprechen.
Die Stadt Marburg macht sich seit Jahren gegen jegliche Form der Diskriminierung stark. So unterzeichneten Amend-Wegmann und OB Spies bereits 2021 die bundesweite Erklärung „Gemeinsam gegen Sexismus und sexuelle Belästigung“. Mit dem EU-geförderten Projekt „Marburg ohne Partnergewalt“ verfolgte die Stadt das Ziel, das Problem von Partnergewalt ins öffentliche Bewusstsein zu holen und alle dazu aufzurufen, Partnergewalt in ihrem Umfeld zu erkennen, sich einzumischen und Hilfe anzubieten.

* pm: Stadt Marburg

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