Gemeinsam gefeiert: Tausende auf Kulturmeile beim EPH

Tausende haben am Montag (3. Oktober) die Vielfalt in Marburg gefeiert. Geschehen ist das auf der Kulturmeile zum „Tag der Deutschen Einheit“.
Am „Tag der Deutschen Einheit“ hat die Stadt Marburg wieder den „Tag der kulturellen Vielfalt“ mit einer Kulturmeile entlang der Biegenstraße gefeiert. Der Tag begann mit einer gemeinsamen Feierstunde mit der Partnerstadt Eisenach im Erwin-Piscator-Haus (EPH).
„Der 3. Oktober ist ein Friedensfeiertag und ein Tag der Demokratie“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies im Rahmen der gemeinsamen Feierstunde mit der Partnerstadt Eisenach im EPH. „Es ist ein Tag, an dem wir feiern, dass Deutschland durch Annäherung und dem Streben nach Freiheit, begann miteinander zu kommunizieren und zu kooperieren – wieder ein Ganzes zu werden. Dennoch gibt es noch einiges für unser Land zu tun, um wirklich ein geeintes und sozial gerechtes Deutschland zu sein.“
Spies betonte den friedlichen Charakter der Feier: „Dieser Tag gehört allen, die friedlich zusammenleben wollen, denn Solidarität, Gerechtigkeit und Freiheit einen uns – und darauf kommt es an.“
Aus der Partnerstadt Eisenach nahm Bürgermeister Christoph Ihling stellvertretend für Oberbürgermeisterin Katja Wolf teil: „Auch 33 Jahre nach der Wende ist noch nicht ganz zusammengewachsen, was zusammengehört. Viele fühlen sich immer noch abgehängt. Daran müssen wir arbeiten. Ich hoffe, dass wir in Eisenach unsere Vergangenheit als Vermächtnis und als Kompetenz verstehen, mit gesellschaftlichen Transformationen umzugehen.“
Während des Fests im EPH zeichnete OB Spies gemeinsam mit Stadtverordnetenvorsteherin Dr. Elke Neuwohner und der Vorsitzenden Sylvie Cloutier vom Ausländerbeirat Marburg die Bürger*innen Susanne Lohmiller, Balduin Winter und Dr. Hamdi Elfarra für deren ehrenamtliches Engagement für die Gemeinschaft mit dem historischen Stadtsiegel aus. Lohmiller und Winter sind schon lange in der Marburger Kulturszene aktiv und waren unter anderem zentral an der Gründung des Freundeskreises Marburg-Sfax im Jahr 2013 beteiligt. In den vergangenen zehn Jahren haben sie in ihrer Funktion als Co-Vorsitzende zahlreiche Veranstaltungen organisiert.
Dr. Hamdi Elfarra ist Herzchirurg und hat sich ehrenamtlich in besonderem Maße in der Gesundheitsförderung am Richtsberg eingesetzt, Workshops für Erste-Hilfe angeboten und dazu beigetragen, dass ein Laiendefibrillator auch in der Moschee am Richtsberg angebracht wurde. Die „Sister Cities“ – eine Band, die sich aus Musiker*innen aus allen Partnerstädten Marburgs zusammensetzt – begleitete die Feierstunde musikalisch.
Nach Ende der Feierstunde ging die große Feier auf den Straßen und bei den teilnehmenden Institutionen erst richtig los. „Es ist immer wichtig, sich auch andere Sichtweisen anzuhören“, sagte Cloutier. „Denn erlebte Vielfalt ist, wenn wir uns begegnen und aufeinander eingehen. Marburg ist bunt und vielfältig – und genau das feiern wir heute“
Spies dankte allen, die den „Tag der kulturellen Vielfalt“ seit bereits zwölf Jahren möglich machten und ihn mit Leben füllten. Im Jubiläumsjahr „Marburg800“ freuten sich die Universitätsstadt Marburg, der Ausländerbeirat und das Kultur- und Freizeitzentrum KFZ darauf, erstmalig gemeinsam mit dem Kunstmuseum, dem Kunstverein, den Marburger Kinobetrieben und vielen Marburger Vereinen und Initiativen unter dem Titel „Kunst, Kino und Konzerte an der Kulturmeile“ zu feiern.
Hanna Kehl und Ann-Kathrin Schumann besuchten die Kulturmeile das erste Mal. „Ich finde es gut, dass es so einen Tag gibt, um andere Kulturen kennenzulernen“, sagte Kehl. Gemeinsam mit Schumann arbeitete sie an einem Einbürgerungstest, den Interessierte beim Stand des Ausländerbeirats der Stadt Marburg ausprobieren konnten.
„So eine Veranstaltung ist auch gut, um sich mal über die ganzen Initiativen in Marburg zu informieren“, erklärte Schumann. Und davon nahmen in diesem Jahr wieder eine Menge teil: Mehr als 50 Marburger Vereine und Initiativen bespielten die Stände sowie die Bühne vor dem EPH in der Biegenstraße.
Darunter war auch das Mobile Reklamemuseum, das ab dem 10. Dezember im VielRAUM in der Wettergasse 23 zu sehen sein wird. Auch die „Margays –
Verein für queere Menschen“ waren vor Ort. Der Verein, der Veranstaltungen wie die Christopher Street Days in Mittelhessen mit unterstützt, bot Informationen, Beratung und Aufklärung zur eigenen Sexualität und Gefühlswelt an.
Die Mitglieder des Vereins „Philipp der Bunte“ stellten Bilder zum Thema Frauenbewegung aus und informierten über die aktuelle Situation im Iran. Bei den Jugend Migrations Diensten (jmD) erfuhren Besucher*innen etwas über Beratungsmöglichkeiten für Menschen mit Migrationshintergrund.
Die Mitglieder des Deutsch-Schwedischen Freundschaftsvereins Marburg stellten ihr Projekt „Pippiperspektiv“ vor. „Pippi Langstrumpf ist das stärkste Mädchen der Welt, das seine Macht jedoch niemals missbraucht; und genau diese Perspektive brauchen wir in unserer Welt“, sagte Brigitte Knobl vom Verein.
Die Geschichte von Pippi Langstrumpf ist in 79 Sprachen übersetzt. 64 davon hat der Deutsch-Schwedische Freundschaftsverein bereits für sein interkulturelles Leseprojekt gesammelt.
Auch die Engagierte Stadt war durch die Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf vertreten. Hier infromierten sich Besuchende darüber, in welchen Bereichen sie sich mit ihrem Engagement einbringen können und welche Fortbildungen die Agentur bietet. Am Stand der Blue Community Marburg erklärte Karin Brahms von den Stadtwerken, welche Vorteile das Trinken von Leitungswasser für die Umwelt birgt.
Das Jubiläumsbüro „Marburg800“ war ebenfalls dabei. Dort gab es etwa Infos über das Engagement-Bündnis gegen Obdachlosigkeit und für ein Vinzi-Dorf.
Das „KOMBINE“-Projekt der Stadt Marburg brachte junge und ältere Gäste mit zahlreichen Sportgeräten in Bewegung. Besonders die Jüngeren spielten, hüpften und liefen ihre Energie aus, bevor oder nachdem sie sich bei der Löschübung der Marburger Feuerwehren verausgaben konnten.
Außerdem gab es eine „Kunstpause“ im Kunstmuseum, das Führungen in verschiedenen Sprachen wie Persisch, Arabisch, Russisch und viele weitere anbot. Während es im Capitol Kunstfilme aus unterschiedlichen Kulturen zu sehen gab, gab es vor dem Cineplex unter anderem ein singendes Krokodil zu bewundern.
Auch der Förderverein „Terra Tech“ war vor Ort, um über seine Arbeit aufzuklären. Anwesend waren zudem die Naturfreunde Marburg, der Oberhessische Gebirgsverein, die Evangelische Familienbildungsstätte (fbs), das Interkulturelle Begegnungszentrum Kerner, die Ausleihbar und viele weitere.
Die Stimmung war ausgelassen. Die Menschen kamen ins Gespräch an den Ständen sowie beim gemeinsamen Essen und Genießen des Bühnenprogramms.
„Ich hätte nicht gedacht, dass es gleich von Anfang an so voll sein würde“, sagte Eugenia Lübbe. „Voll cool, das hat mich richtig positiv überrascht.“
Auch Hannah Rogge war sehr angetan von dem Fest: „Ich finde es toll, dass es das in der Form gibt, denn man lernt hier so viele verschiedene Initiativen kennen, von denen man vorher gar nicht wusste, dass es die gibt, obwohl ich in Marburg lebe.“

* pm: Stadt Marburg

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