Angekommen: Sanierung von Ketzerbach 63 abgeschlossen

Das Gebäude Ketzerbach 63 ist im 21. Jahrhundert angekommen. Die Sanierung des ehemaligen Pharmazie-Gebäudes ist abgeschlossen.
Nach etwa dreijähriger Bauphase ist das Universitätsgebäude Ketzerbach 63 wieder für Forschung und Lehre geöffnet. Früher wurde es von der Pharmazie genutzt. Künftig
finden hier nun das Institut für Politikwissenschaft und das Dekanat des Fachbereichs Gesellschaftswissenschaften und Philosophie ihren Platz.
Ein wichtiges Ziel der Sanierung war, die Energiebilanz des Gebäudes zu verbessern und den Bau zugleich denkmalgerecht zu sanieren. Mit dem Abschluss der Bauarbeiten ist auch ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen „Campus Firmanei“ der Philipps-Universität erreicht.
Das Gebäude an der Ketzerbach 63 hat eine lange Geschichte – 1841 wurde es als anatomisches Institut errichtet. Heute gehört es zu den ältesten Backsteinhäusern in Marburg.
„Es handelt sich um ein sehr bedeutendes Baudenkmal“, erklärte Universitätspräsident Prof. Dr. Thomas Nauss. „Ich freue mich sehr, dass wir es mit Unterstützung des Landes Hessen denkmalgerecht in das 21. Jahrhundert bringen konnten. Die Steigerung der Energieeffizienz ist insbesondere angesichts der aktuellen Energie- und Klimakrise einfach unabdingbar.“
Wissenschaftsministerin Angela Dorn zeigte sich ebenfalls erfreut: „Mit der erfolgreichen Sanierung dieses historischen Gebäudes wurden die Lehr- und Lernbedingungen für das Institut für Politikwissenschaft durch neue Flächenzuschnitte und eine Rundumerneuerung deutlich verbessert. So geben wir Hessens klugen Köpfen noch mehr Platz zur Entfaltung.“
Die Marburgerin hat sich als Wissenschaftsministerin für die Sanierung eingesetzt: „Mit der Instandsetzung der Ketzerbach 63 wurde ein Stadtbild prägendes Baudenkmal einer neuen und modernen Nutzung zugeführt. Es ist ein gutes Beispiel für einen zeitgemäßen und schonenden Umgang mit einem denkmalgeschützten Gebäude, der immer wieder ein Balanceakt im Spannungsfeld zwischen der historischen Bausubstanz und der Anpassung der Flächen auf einen modernen Standard ist. Die Sanierung zeigt einmal mehr, dass wir modernste Infrastruktur für die hervorragende Lehre und Forschung an den hessischen Hochschulen schaffen.“
Als Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Politikwissenschaft lobte Prof. Dr. Susann Gessner den Standort des neuen Gebäudes: „Wir freuen uns über die neuen Räumlichkeiten. Die Mitglieder des Instituts haben sich nun zwischenzeitlich gut eingelebt und insbesondere unsere Studierenden freuen sich unter anderem über die Nähe zur neuen Universitätsbibliothek.“
Aufgrund einer Asbestbelastung musste das Bauwerk zunächst unter anderem einer umfangreichen Schadstoffsanierung unterzogen werden. Ein weiterer wichtiger Punkt war die Verbesserung der Energieeffizienz. Um den Wärmeverlust des Gebäudes zu minimieren, zugleich aber auch die originalen Eichenfenster im Hauptgebäude zu erhalten, wurden sie als Kastenfenster ausgebildet.
Die äußeren historischen Fenster in der Fassade wurden komplett erhalten und fachgerecht aufgearbeitet und zur Verbesserung des Klimaschutzes durch moderne Innenfenster verstärkt. Die Räume wurden für die Nutzung als Büros umgebaut – denn vorher waren
Teile des Gebäudes als Labore ausgebaut. Zusätzlich zu den Büros gibt es im Gebäude große helle Versammlungsräume, die die Kommunikation fördern.
Ein Problem vor dem Umbau war auch die mangelnde Barrierefreiheit. Durch den Einbau eines Aufzugs und den Bau einer Rampe am seitlichen Eingang kann das Gebäude nach der Sanierung nun barrierefrei betreten werden. Neben dem Hauptgebäude wird demnächst auch das seitlich angebaute Hörsaalgebäude in der Wilhelm-Roser-Straße saniert.
Die Gesamtkosten der Sanierung belaufen sich auf etwa 11,5 Millionen Euro. Davon stellte das Land Hessen aus dem Hochschulpakt 2020 und „Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken“ (ZVSL) etwa 9 Millionen Euro zur Verfügung. 2,5 Millionen Euro steuerte die Universität bei.
Der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) betreute die Baumaßnahme. Das Gebäude an der Ketzerbach wurde 1841 als anatomisches Institut errichtet. Der ursprünglich zweigeschossige Backsteinbau wurde 1903 um eine Etage aufgestockt.
Danach zog das zoologische Institut dort ein. In den 50er Jahren wurde der Bau grundlegend saniert. Nach einem Umbau im Jahr 1976 nutzte der Fachbereich Pharmazie den Backsteinbau.
Bis zum Umzug auf die Lahnberge war dort bis 2011 das Institut für Pharmakologie und Toxikologie untergebracht. Bis 2016 beherbergte das Gebäude außerdem die Pharmazeutische Technologie.
Die Philipps-Universität hat keinen zentralen Campus. Die insgesamt etwa 120 Gebäude der Universität verteilen sich auf die beiden Hauptbereiche „Campus Firmanei“ und „Campus Lahnberge“ sowie weitere Standorte in der Innenstadt.
Der „Campus Firmanei“ bildet am Fuße der historischen Marburger Oberstadt ein etwa zwölf Hektar großes, neues geistes- und sozialwissenschaftliches Zentrum. Dazu gehören das ehemalige Klinikviertel zwischen Ketzerbach, Pilgrimstein und Deutschhausstraße und der Alte Botanische Garten sowie das Areal um die ehemalige Brauerei und das zentrale Hörsaalgebäude in der Biegenstraße.
Herzstück des Campus Firmanei ist die neue Universitätsbibliothek. Als nächster Meilenstein für den Campus Firmanei ist die Fertigstellung des neuen Forschungsbaus für das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg (DDK) geplant.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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