Ein „blaues Wunder“ können Vorübergehende derzeit am Rudolphsplatz erleben. Mouna Jemal Siala zeigt dort maßgeschneiderte Kunst.
Ganz in Blau zeigt sich der Rudolphsplatz: In der Veranstaltungsreihe „KUNST.LABOR.STADT.PLATZ“ gibt es dort seit dem Wochenende eine neue Kunstintervention. Im Mittelpunkt stehen diesmal raumgreifende Arbeiten der Künstlerin Mouna Jemal Siala unter dem Titel „Der blaue Wurf“.
Die Ausstellung hat am Samstag (27. August) Premiere in Marburg gefeiert. Noch bis Sonntag (11. September) ist die Installation im Herzen der Stadt zu sehen. Zur Eröffnung spielte das Duo ArcEnCiel.
Eigens für den Platz im Herzen von Marburg entwickelte Siala großformatige, textile Installationen, die die Passant*innen zum Entdecken einladen. Die Künstlerin arbeitet mit blauem transparentem Tuch, mit dem sie die vorgefundene Architektur verdeckt, verformt und modelliert.
Die Besuchenden selbst werden Teil der Installation, indem sie beim Durchschreiten Öffentliches und Verstecktes, Verhülltes und Offengelegtes durch die farbigen Stoffe neu und anders wahrnehmen. So soll ein Spiel mit den Perspektiven und Potentialen des städtischen Raums entstehen als Durchgangsort, als Passage, aber auch als Aufenthaltsort, der zwischen Stadt und Flussufer mehr und mehr zum Verweilen einlädt.
„In diesem Jahr beleben wir diesen Ort künstlerisch als einen lebenswerten Ort“, sagte Stadträtin Kirsten Dinnebier zur Eröffnung der Kunstintervention von Mouna Jemal Siala. „Durch Austausch und Begegnung und dadurch, dass wir Perspektivwechsel wagen – genau das, was uns zusammenbringt.“
Sie ergänzte: „Diese Intervention schenkt uns neue Perspektiven auch in der Art, wie wir Kunst verstehen wollen aus der Perspektive einer Frau, einer Mutter, einer Künstlerin.“ Dinnebier schloss ihre Ansprache mit dem Wunsch, dass jede und jeder bei der Entdeckung des altbekannten Platzes im besten Wortsinn „manch blaues Wunder“ erleben möge. . Die textile Kunstinstallation ist bis Sonntag (11. September) auf dem Rudolphsplatz zu besichtigen.
Während der Ausstellungsfeier am Wochenende führten Kuratorin Bettina Pelz und Mouna Jemal Siala im Dialog in die Arbeit der Künstlerin ein, die enge Kontakte ins tunesische Sfax als Partnerstadt der Universitätsstadt Marburg pflegt. Die Situation der Künstler*innen in Sfax sei schwierig, sagte Siala.
Auf Nachfrage wechselte sie zwischen Französisch und Englisch. „“s gibt viele Potenziale, aber die Strukturen fehlen für künstlerisches Schaffen in der Öffentlichkeit.“
Siala arbeite in ihrer Kunst viel mit Portraits, was ihr die Beobachtung ihrer selbst ermögliche und für sie Nachdenken und Reflexion bedeute. Auch in der Passage am Rudolphsplatz hat Siala für diese Intervention in Marburg Portraits angefertigt von Menschen, die mit dem Rudolphsplatz in Verbindung stehen.
Zur Ausstellung gehört auch die Spiegel-Installation auf einem mittig am Ort platzierten blauen Container. Wie die Kuratorin Pelz erklärte, lädt diese Installation Betrachtende ein, innezuhalten, den Moment wahrzunehmen und auch ein zweites Mal hinzusehen.
„Interventionen für Orte wie hier bedeutet für Mouna Jemal Siala auch Beobachtungen“, sagte Pelz. Diese blauen Tücher schaffen demnach auf dem Platz im Herzen der Stadt (Farb-) Räume. Begleitet wurde die Vernissage vom Duo ArcEnCiel: Die Flötistin Liene Krole und die Harfenistin Helene Schütz griffen experimentell mit musikalischen Impressionismus Motive der Installation auf.
Die 1973 in Frankreich geborene tunesische Künstlerin Mouna Jemal Siala schafft Zeichnung und Malerei, Fotografie und Videografie, Installation und Intervention. Wiederkehrende Themenstränge in ihren Arbeiten sind Identität, Erinnerung und kulturelles Erbe. Sie bearbeitet in ihren großen Installationen Themen wie Materialien, Körper im Raum sowie biografische Erfahrungen.
Siala hat ihre Arbeiten bereits international aus gestellt. In Deutschland war sie zuletzt 2013 mit einer Ausstellungsbeteiligung im „Zentrum für Kunst und Medien“ (ZKM) in Karlsruhe. Das Kunstprojekt am Rudolphsplatz ist ihre erste Einzelausstellung in Deutschland.
„KUNST.LABOR.STADT.PLATZ“ ist eine Projekt- und Veranstaltungsreihe im Rahmen von „Marburg800“ und seinen Jubiläumsschwerpunkt „Marburg erfinden“. Initiatorin ist die „AG KUNST“. Das ist ein Zusammenschluss von Marburger Kunstprojekten und Institutionen wie dem Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK), der FotoCommunityMarburg, des Instituts für Bildende Kunst, des Instituts für Kirchenbau und Kunst der Gegenwart, der KunstWerkStatt, dem Marburger Kunstverein und dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Kuratorin ist Bettina Pelz.
* pm: Stadt Marburg