Der Kreis wappnet sich gegen Gasmangel. Darin sieht Landrat Jens Womelsdorf auch eine „Gemeinschaftsaufgabe für die nächsten Monate“.
Gedrosselte Gaslieferungen aus Russland als Folge des Krieges in der Ukraine sind eine der großen Herausforderung der nächsten Monate, die auch die Verantwortlichen im Landkreis Marburg-Biedenkopf beschäftigen. Der Kreis beobachtet die aktuelle Entwicklung sehr genau und entwickelt Handlungsoptionen. Das Ziel dabei ist, Energie und insbesondere Gas zu sparen, wo es möglich ist, um eine sichere Energieversorgung zu ermöglichen.
„Das ist eine Aufgabe, an der wir alle gemeinsam mitwirken können und müssen: Politik, Verwaltung, Wirtschaft sowie die Bürgerinnen und Bürger“, unterstrich Landrat Jens Womelsdorf. Wichtig sei es jetzt, ruhig und besonnen zu bleiben und nicht in Aktionismus zu verfallen.
„Wir werden mit der gebotenen Ruhe, aber auch mit dem nötigen Nachdruck die Situation regelmäßig analysieren und – daraus abgeleitet – sachgerechte Lösungen auf den Weg bringen“, kündigte Womelsdorf an. „Dazu habe ich den Verwaltungsstab als Koordinierungsgremium aktiviert. Dort werden alle Informationen gesammelt, geprüft und bewertet.“
Zudem stehe der Kreis im Austausch mit den Energieversorgern. Auch die Städte und Gemeinden werden eingebunden.
„Das Motto lautet: Jetzt sparen, damit wir im Winter nicht frieren müssen“, betonte Womelsdorf. „Wenn wir jetzt sparen, sind die Gas-Speicher im Winter besser gefüllt.“
Wie Gas verteilt wird, hat der Kreis allerdings nicht in der Hand. Das wird durch Gesetze und die Bundesnetzagentur geregelt. Allerdings können alle durch ihr Verhalten und durch verhältnismäßig einfache Maßnahmen dazu beitragen, dass es nicht zu einer Mangellage kommt, bei der das Gas rationiert oder die Versorgung drastisch gedrosselt werden muss.
Der Kreis wird auch dabei mit gutem Beispiel vorangehen. Eine Arbeitsgruppe ist derzeit dabei, Einsparmöglichkeiten in den Liegenschaften des Kreises – Verwaltungs- und Schulliegenschaften – zu identifizieren.
Ziel ist, den Energieverbrauch dort insgesamt um mindestens 15 Prozent zu reduzieren. Dafür prüft die Arbeitsgruppe derzeit, welche Maßnahmen kurzfristig greifen und setzt diese konkret um, und welche mittel- sowie langfristigen Maßnahmen notwendig sein werden.
Darüber hinaus wird der Kreis auch seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter für das Energiesparen sensibilisieren. „Das unterstreicht nochmal, wie wichtig uns ein ganzheitlicher Ansatz ist“, betonte Landrat Womelsdorf.
„Wir bereiten uns aber bereits jetzt parallel auch darauf vor, falls es im Winter tatsächlich zu einer Mangelsituation kommen sollte“, berichtete der Landrat. „Unser Ziel: Die Funktion der Verwaltung für die Bürgerinnen und Bürger aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus hat der Kreis überwiegend eine koordinierende Funktion und wird sich daher eng mit den Städte und Gemeinden abstimmen.“
Auch die Untere Katastrophenschutzbehörde des Kreises treffe bereits Vorbereitungen nach den Vorgaben des Landes. Allerdings müsse auch klar gesagt werden, dass der Katastrophenschutz keine ausgefallenen Energienetze ersetzen oder eine flächendeckende Energieversorgung sicherstellen kann. Das sei auch nicht die Aufgabe des Katastrophenschutzes, erklärte Landrat Womelsdorf.
Vielmehr gelte es, eine Vielzahl von Aufgaben der Feuerwehren, des Rettungsdienstes und des Katastrophenschutzes zu koordinieren und vorzubereiten. Beispielsweise gehe es darum, wie unmittelbare Gefahren für die Bevölkerung abgewendet werden oder die schlimmsten Folgen für die Bevölkerung gemildert werden können.
Auch die Menschen, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind und Sozialleistungen beziehen, hat der Kreis im Blick, um Vorgaben des Landes oder des Bundes schnell umsetzen zu können. „Klar ist aber auch, dass jetzt die übergeordneten Ebenen in Land und Bund gefordert sind, um einheitliche und verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen“, betonte der Landrat.
* pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf