Das „Kleine Restaurant“ am Wilhelmsplatz ist eine der nobelsten Gaststätten Marburgs. Preisgünstig ist ein Besuch dort nicht gerade.
Dennoch bedarf dieser lukullische Genusstempel einer Erwähnung in der Reihe der legendären Lokale in Marburg. Zumindest ich verbinde mit dem Restaurant am Barfüßertor unmittelbar beim Wilhelmsplatz einige schöne Erinnerungen. Sie reichen in die 90er Jahre zurück, zu deren Beginn das Speiselokal in dem Haus Barfüßertor 25 eröffnet wurde.
Zuvor hatte in den Räumen ein jugoslawisches Restaurant residiert. Dort habe ich mehrmals Pljeskavica mit Reis gegessen und dazu Sliwowitz getrunken.
Der Gastraum des „Kleinen Restaurants“ befindet sich in einem Wintergarten. Die Tische sind mit edlen Tischdecken bedeckt. Die Polsterstühle sind bequem und stilvoll.
Ins „Kleine Restaurant“ geht man nicht ohne Voranmeldung. Das hat den Vorteil, dass das Personal seine Kundschaft mit Namen anspricht. Spätestens bei meinem dritten Besuch wurde ich dort als Stammgast bbehandelt.
Alles im „Kleinen Restaurant“ atmet das Flair gehobener Gastronomie. Das reicht von der Speisekarte über die obligatorischen Vorspeisen und die Weine bis hin zu den luxuriösen Preisen. Besonders deswegen beschränken sich meine Erfahrungen dort auf eine Handvoll Besuche.
Das „Kleine Restaurant“ gönnte ich mir, wenn ich einer lieben Freundin zum Geburtstag ein ganz besonderes Geschenk machen wollte. Darum verbinde ich es auch mit schönen Gedanken an sehr schöne Frauen. Der Genuss war dann sowohl lukullisch als auch emotional.
1996 lud ich meine damalige Freundin anlässlich ihres Geburtstags ins „Kleine Restaurant“ ein. Zur Vorspeise aßen wir Räucherlachs und als Hauptgericht Nudeln mit einem Lammsteak. Dazu wollten wir einen Wein bestellen.
Der Wirt Karl-Heinz Krohn empfahl uns verschiedene Weine. Sie alle hatten aber den typischen „Baric“-Geschmack alter Eichenfässer. Entgegen der allgemeinen Mode war er für uns beide nicht das Richtige.
Daraufhin bat uns der Wirt um ein wenig Geduld. Er wolle aus seinem Weinkeller in Amöneburg einen Wein holen, der nicht nach „Baric“ schmeckt. Nach einer guten halben Stunde kam er mit dem versprochenen Wein zurück.
Damals war „Das kleine Restaurant“ in Marburg eine Filiale des „Dombäckers“ in Amöneburg. Dieses Nobel-Restaurant mit Hotel hat seither jedoch den Besitzer gewechselt. „Das kleine Restaurant“ am Wilhelmsplatz hingegen strebt weiterhin nach der Zufriedenstellung seiner Kundschaft auf höchstem Niveau.
Auch wenn in Marburg mittlerweile weitere Edel-Restaurants entstanden sind, bleibt „Das kleine Restaurant“ mit seiner regionalen Küche für mich die allererste Adresse. Ich speiste dort mit einer lieben Kollegin vom Hessischen Rundfunk (HR) ebenso wie mit meiner späteren Ehefrau Erdmuthe Sturz. Jedesmal hat mich der Service dort vollkommen überzeugt.
* Franz-Josef Hanke