Als „gefährliches Spiel mit dem Feuer“ kritisiert die Humanistische Union (HU) die derzeitgige Atomdebatte. In unverantwortlicher Weise lenke sie von den drängenden Problemen ab.
„Neuerdings geäußerte Vorschläge, Atomkraftwerke länger am Netz zu lassen, können den dringlichen Energiebedarf nicht befriedigen“, erklärte der Marburger HU-Regionalvorsitzende Franz-Josef Hanke. „Stattdessen schaffen solche Scheindebatten erhebliche Probleme und gefährden den notwendigen gesellschaftlichen Frieden. Statt derart rückwärtsgeewandter Forderungen sollten alle Verantwortlichen ihre Kraft in den zügigen Ausbau erneuerbarer Energien und Einsparmöglichkeiten konzentrieren.“
Hanke wies darauf hin, dass der Atomausstieg die Folge zweier gravierender Störfälle war. „Diese Gefahr ist mit dem zunehmenden Alter der Atomanlagen sogar noch weiter gestiegen“, betonte der Bürgerrechtler. „Geradezu unverantwortlich ist ein Weiterbetrieb zu Zeiten von Krieg und Terrorismus, wo Atomanlagen sowohl militärische Ziele wie auch ein Ziel von Anschlägen terroristischer Gruppen werden können.“
Die anfängliche Zurückhaltung der Bundesregierung bei Waffenlieferungen an die Ukraine sei ja vor Allem der – durchaus begründeten – Furcht vor einem Atomkrieg zuzuschreiben, erläuterte Hanke. Mit einem Weiterbetrieb der drei derzeit noch laufenden Atomkraftwerke verlagere sich diese Furcht von einem möglichen Angriff mit Atombomben auf die zusätzliche Gefahr eines Angriffs auf – in einem Krieg unbeherrschbare – Atomanlagen.
„Dem gewissenlosen Aggressor Vladimir Putin ist leider alles zuzutrauen“, betonte Hanke. „Vor dem 24. Februar hatten die meisten einen Angriff der russischen Armee auf die Ukraine und einen Vormarsch auf Kiew fü unwahrscheinlich gehalten. Trotzdem hat der Kreml Gewalt als Mittel zur Machterhaltung selbst dann noch weiter vergrößert, als Sanktionen und ein unerwartet schwieriger Verlauf der Kampfhandlungen diese Option längst zu einem Debakel gemacht haben.“
Die Lieferung auch schwerer Waffen an die ukrainische Armee hält Hanke in dem fatalen moralischen Dilemma, in dem sich die Bundesregierung angesichts des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs der russischen Regierung auf die Ukraine befindet, für eine menschenrechtskonforme Antwort auf die Aggression. Auf Dauer sollte man seiner Auffassung nach aber auch bedenken, dass jeder Krieg nur mit diplomatischen Verhandlungen beendet werden kann. „Auch wenn Putin derzeit nicht verhandlungsbereit und wohl auch nicht verhandlungsfähig ist, haben die Warnungen vor einem Abrutschen Europas in einen flächendeckenden Krieg und vor einer ständigen Steigerung der Gewaltspirale durchaus ihre Berechtigung“, mahnte Hanke.
Die aktuelle Aufgabe der Humanistischen Union sieht der Vorsitzende der HU Marburg im Einsatz für geflüchtete Menschen nicht nur aus der Ukraine: „Überall, wo Menschen vor Krieg und Hunger oder Gewalt fliehen, herrschen die gleichen Nöte, die von uns derzeit auch eine gleichwertige Antwort verlangen“, betonte Hanke. „Darum setzen wir uns auch für die Aufnahme russischer Oppositioneller in Marburg ein.“
* pm: Humanistische Union Marburg