Den Start der ersten Forschungsgruppe am neuen „Zukunftszentrum Mikrokosmos Erde“ melden MPI und Uni Marburg. Die Mikrobiologin Dr. Judith Klatt forscht zum Thema „Biogeochemie“.
Wie beeinflussen Mikroorganismen die Nährstoff- und Kohlenstoffkreisläufe unserer Erde? Welche Prozesse beginnen, fast unsichtbar, auf mikrobieller Ebene, um schließlich in den großen biogeochemischen Prozessen unserer Erde zu münden?
Diesen Fragen widmet sich Dr. Judith Klatt. Sie startet in diesem Monat als erste von drei Forschungsgruppen am neuen Zukunftszentrum, das im September 2022 feierlich eröffnet wird.
Das Zukunftszentrum ist ein gemeinsames Projekt von Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie (MPI-TM) und der Philipps-Universität. Es hat eine Laufzeit von zunächst 7 Jahren und wird vom Land Hessen finanziell unterstützt.
Künftig soll es neben dem Zentrum SYNMIKRO ein weiterer Knotenpunkt interdisziplinärer Zusammenarbeit in der mikrobiologischen Forschungslandschaft Marburgs sein. Der forscherische Ansatz erstreckt sich dabei über alle Skalen des Lebens: Neben der Aufklärung von Mechanismen im Kleinsten, also auf zellulärer und molekularer Ebene, sollen auch Beobachtungen der Wechselwirkung in natürlichen Ökosystemen einfließen.
Der Geschäftsführende Direktor Tobias Erb vom Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie, der das Zukunftszentrum mitinitiiert hat, erklärte: „Mit dem Zukunftszentrum wollen wir die nächste Generation herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Marburg gewinnen, und Ihnen über die klassischen Disziplingrenzen hinaus mikrobiologische Spitzenforschung ermöglichen. Diese interdisziplinäre Perspektive ist auch ein zentrales Merkmal der ersten Arbeitsgruppe der Philipps-Universität, die seit Juni 2022 im Gebäude des Fachbereichs Chemie auf den Lahnbergen beheimatet ist.
Geomikrobiologin Judith Klatt bearbeitet chemische, geologische und biologische Themen und erforscht ihre Fragestellungen in einem breiten Spektrum an Umgebungen: kontaminierte Böden, hydrothermale Quellen, Korallenriffe, Seen, mikrobielle Matten, tierassoziierte Mikroben und mehr. Ihre Forschungsfragen und -ansätze reichen – ganz im Sinne des Zukunftszentrums – von den molekularen Abläufen bis zur Ebene der mikrobiellen Wechselwirkungen mit ihrer Umwelt.
„Unsere methodischen Stärken liegen in der Online-Beobachtung von mikrobiellen Prozessen direkt in der Umwelt, ohne die Mikroorganismen „zu stören“, erklärte die Forschungsgruppenleiterin. „Dabei arbeiten wir auf möglichst kleinen zeitlichen und räumlichen Skalen, was uns einen Einblick in die mikrobielle Perspektive der Umwelt ermöglicht. Wir konzentrieren uns insbesondere auf die Entwicklung und den Einsatz von Mikrosensoren. Aber wir nutzen auch klassische mikrobiologische Ansätze, um die Physiologie der Schlüsselorganismen besser zu verstehen.“
Nach ihrer Promotion in Bremen und einer Post-Doktorandenzeit an der Universität Michigan in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) forschte sie in den vergangenen Jahren am Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie. An dem Bremer Schwesterinstitut des Marburger MPI entwickelte sie zum Beispiel die Idee für einen möglichen Zusammenhang zwischen der Erdrotationrate und dem Anstieg des globalen Sauerstoffs in der frühen Erdgeschichte.
Auch unter dem Dach des neuen Zentrums wird es eine enge Verflechtung mit dem Max-Planck-Institut geben:.Das MPI koordiniert einerseits das „Zukunftszentrum Mikrokosmos Erde“, außerdem wird es in Kürze selbst mit einer Forschungsgruppe im Zentrum vertreten sein.
Klatt freut sich auf die Zusammenarbeit: „Marburg ist ein Epizentrum der Mikrobiologie, und ich freue mich auf neue Perspektiven, die mir die Zusammenarbeit bieten kann. Auf forscherischer Ebene erwarte ich noch tiefere Einblicke in die molekularen Mechanismen, die hinter den gemessenen mikrobiellen Prozessen stehen. Denn letztlich sind sie zentrale Puzzlestücke im gesamten Verständnis der globalen Regulation und Evolution von Prozessen“, erklärte sie.
„Wir freuen uns, mit Judith Klatt eine exzellente Forscherin für Marburg gewinnen zu können und sind fest davon überzeugt, dass sie die mikrobiologische Spitzenforschung an der Philipps Universität und dem Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie weiter in die Zukunft entwickeln wird“, erklärte Uni-Vizepräsident Prof. Dr. Gert Bange. Zunächst gilt es, das neue Forschungsteam zusammenzustellen: An einer Promotionsstelle interessierte Kandidatinnen und Kandidaten sind aufgerufen, sich zu bewerben.
* pm: Philipps-Universität Marburg