Marburg-Virus: Tödliche Krankheit ängstigte Marburg vor 50 Jahren

Eine gefährliche Seuche grassierte im August 1967 in Marburg. 31 Menschen hatten sich mit einem unbekannten Erreger infiziert. Sieben von ihnen starben.
Zunächst hielten Ärzte die Erkrankungen für eine etwas schwerer ausgefallene Sommergrippe. Doch bald schon erkannten sie die tödliche Gefahr dieser mysteriösen Epidemie. Wegen des Orts ihres Auftretens nannten sie die Seuche „Marburger Krankheit“.
Krankheitsfälle traten zwar auch in Frankfurt und Belgrad auf, doch die meisten Patienten lebten in Marburg. Außerdem hatten alle Infizierten enge Verbindungen zu den Behringwerken.
Angst machte sich breit in der beschaulichen Universitätsstadt. Niemand wusste, wie sich diese unbekannte Seuche weiterentwickeln und verbreiten würde. Keiner konnte mögliche Spätfolgen ausschließen.
Erst nachdem die zwischenzeitlich genesenen Patienten im September 1967 wieder aus dem Krankenhaus entlassen waren, trauten sich Forscher der Philipps-Universität an die Isolierung des unbekannten Erregers heran. Dem damaligen Forschungsassistenten Dr. Werner Slenczka gelang am 20. Oktober 1967 im Labor der Marburger Virologie der Nachweis des Erregers. Fortan hieß der Erreger der Marburger Krankheit nur noch „Marburg-Virus“.
Affen für das Forschungslabor der Behringwerke hatten ihn aus Uganda eingeschleppt. Ihnen freilich konnte der Virus nichts anhaben. Menschen hingegen besaßen keinen körpereigenen Schutz vor ihm.
Der „Marburg-Virus“ ist ein enger Verwandter des Lhassa-Fiebers und des Ebola-Virus. Die Erfahrungen der Marburger Virologen um den heute 82-jährigen Prof. Dr. Werner Slenczka und seinen Nachfolger Prof. Dr. Stefan Becker helfen heute noch nachhaltig bei der Bekämpfung dieser hochpathogenen Viren.
Allerdings wird der „Marburg-Virus“ auch im US-Army Medical Institute for Diseases (USAMRID) als Biologische Waffe vorrätig gehalten. Da nur wenige Laboratorien über isolierte Marburg-Viren verfügen, können sich alle anderen nur schwer gegen durch ihn ausgelöste Erkrankungen wehren.
Im Vordergrund der medizinischen Tradition Marburgs jedoch steht bereits seit den Zeiten des Immunologen Prof. Dr. Emil von Behring die Seuchenbekämpfung. Innerhalb der ethischen Maximen des ersten Nobelpreisträgers für Medizin bewegt sich die virologische, immunologische und virologische Forschung der Philipps-Universität bis heute.
Dank dieser Tradition befindet sich das erste Hochsicherheits-Genlabor in Deutschland auf den Lahnbergen. Becker leitet das hermetisch abgedichtete Forschungslabor der höchsten Sicherheitsstufe.
Dort entwickeln die Wissenschaftler Impfstoffe gegen todbringende Krankheiten wie Ebola. Damit profitiert die Marburger Virologie auch 50 Jahre nach dem ersten Auftreten des „Marburg-Virus“ immer noch von den Erfahrungen der Entdecker des Virus mit diesem heimtückischen Krankheitserreger.

* Franz-Josef Hanke

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