Bei der Konferenz „TACHELES #2“ haben die Teilnehmenden über Aktionen gegen Rassismus diskutiert. Auch Lösungsansätze wurden angesprochen.
Was können wir im Kinder- und Jugendbereich gegen Rassismus und Diskriminierung tun? Wie könnte ein städtisch organisiertes Bündnis von Vermieter*innen und Wohnungsbaugesellschaften gegen Benachteiligung helfen? Mit diesen und anderen Fragen haben sich die Teilnehmenden der Online-Vernetzungskonferenz „TACHELES #2“ befasst, die von der Journalistin Hatice Akyün moderiert wurde.
„Zum Abbau von Rassismus braucht es eine aktive Zivilgesellschaft – und“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Die haben wir in Marburg.“
Vernetzung könne bei dem Thema weiterhelfen. Genau darum ging es bei der Online-Konferenz „TACHELES #2“. Ihr Ziel war, zivilgesellschaftliche, öffentliche und private Akteure in Kontakt zu bringen.
Insgesamt 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich dabei ausgetauscht. Die Konferenz ist Teil des Handlungsprogramms „Für Dialog und Vielfalt –
Gegen Rassismus, Ausgrenzung und Demokratiefeindlichkeit“, das im Januar 2020 von der Stadtverordnetenversammlung (StVV) beschlossen wurde.
Zwei Jahre zuvor hatte „TACHELES #1“ stattgefunden. Über das Handlungsprogramm hat die Stadt Marburg bislang zudem circa 50.000 Euro an Einrichtungen und zivilgesellschaftliche Gruppen bereitgestellt, um Aktivitäten gegen Rassismus und Ausgrenzung zu unterstützen.
Einige der Projekte wurden in der Online-Konferenz vorgestellt. Bei „Empowerment für schwarze Kinder“ werden unter anderem Unternehmungen organisiert, um das Selbstbewusstsein von Kindern und Jugendlichen zu stärken.
Referenten des AStA Marburg planen gemeinsam mit anderen Akteuren wie Greenpeace und Fridays for Future ein antirassistisches Kulturfestival am Sonntag (19. Juni). Institutionen, die in dem Bereich arbeiten, sind eingeladen, sich mit einem Stand zu beteiligen, erklärten die Organisator*innen. „Wir wollen mit dem Event die migrantische Gesellschaft empowern. Es sollen sich alle Menschen in Marburg und Umgebung angesprochen fühlen.“
In Arbeitsgruppen vertieften die Teilnehnden an der Konferenz einzelne Themen: Die größte Gruppe beschäftigte sich mit Antirassismus und Antidiskriminierung im Kinder- und Jugendbereich.
„Es gibt hier einen Bedarf an Sensibilisierung von pädagogischen Fachkräften“, sagte Andrea Fritzsch vom WIR-Vielfaltszentrum, die die Arbeitsgruppe moderierte. Viele der Teilnehmenden wollen gemeinsam an dem Thema weiterarbeiten.
Auch Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt wurde thematisiert: Eine Arbeitsgruppe diskutierte darüber, wie ein städtisch organisiertes Bündnis“Fair vermieten“ auf den Weg gebracht werden könnte. Es solle sich an Vermieter*innen und Wohnungsbaugesellschaften wenden, die sich durch einen Beitritt zu konkretem Handeln verpflichten.
„Zum Beispiel zur Umsetzung eines diskriminierungssensiblen Vermietungs- und Vergabemanagements“, erklärte Dr. Griet Newiger-Addy vom Fachdienst Bürgerbeteiligung. Besprochen wurde auch eine öffentliche Kampagne, um das Thema deutlicher in den Fokus zu rücken zum Beispiel über Anzeigen auf Onlineplattformen, auf denen Wohnungen angeboten werden.
In einer Arbeitsgruppe zum Thema „Dialogformate“ berichtete Sebastian Heidrich vom Fachdienst Bürgerbeteiligung von der Aktion „Marburg spricht“, die die Stadt Marburg in Kooperation mit „ZeitOnline“ und der „Oberhessischen Presse“ durchführte. Vergangenes Jahr hatten sich die Teilnehmenden zum Diskutieren politischer Fragen mit Menschen anderer Meinung verabredet.
Mit dem Format sollte eine demokratische Gesprächskultur gefördert werden. „Es ändert sich nicht die Meinung der Teilnehmenden, sondern es wird die Person hinter der Meinung gesehen und Verständnis für andere Sichtweisen geweckt“, berichtete Heidrich von den Erfahrungen.
In weiteren Workshops ging es um die Arbeit der Antidiskriminierungsstellen der Universitätsstadt Marburg sowie der Philipps-Universität. Dabei berichteten Aygün Habibova und Katharina Völsch von ihrer Arbeit und diskutierten mit der Arbeitsgruppe wie empowernde Antidiskriminierungsarbeit und -beratung aussehen kann.
„Antidiskriminierungsarbeit muss als Querschnittsthema gedacht werden, um das Zusammenspiel unterschiedlicher Diskriminierungsformen zu berücksichtigen“, erläuterte Aygün Habibova. Ein weiterer Workshop diskutierte Aktionsformen gegen Rassismus im öffentlichen Raum.
* pm: Stadt Marburg