Why can´t we live together: Kunstausstellung zu politischen Fragen

„Why can´t we live together?“ lautet der Titel einer Doppelausstellung im Kunstmuseum und beim Kunstverein. Zu sehen ist sie von Freitag (25. März) bis Donnerstag (19. Mai).
Die Sammlung Florian Peters-Messer kombiniert bekannte Positionen zeitgenössischer Kunst mit Werken junger Künstlerinnen und Künstler. Sie umfasst ein breites Spektrum künstlerischer Haltungen, die sich mit den Lebensbedingungen der Gegenwart auseinandersetzen und politische sowie gesellschaftliche Entwicklungen reflektieren. Das geschieht mal mit verstörender Direktheit, mal in expressiven Gesten oder solchen von konzeptueller Klarheit.
Raumgreifende Installationen gehören genauso dazu wie Malerei, Zeichnung, Fotographie und Videokunst. Der Titel der Ausstellung „Why can’t we live together“ ist vom gleichnamigen Bild des Künstlers Murat Önen übernommen und stellt die Frage nach dem Verhältnis von Individuum, Beziehungen und Gesellschaft, die sich laut dem Soziologen Andreas Reckwitz seit den 70er Jahren in eine „Gesellschaft der Singularitäten“ verwandelt hat. Die Transformation vom industriellen zum kulturellen Kapitalismus zog eine asymmetrische Verteilung von Aufmerksamkeit und Wertschätzung nach sich.
Aufwertung brachte sie nur für einen kleinen Teil der Bevölkerung, Entwertung für alle Milieus unterhalb der neuen Mittel- und Oberschicht. Während die einen mit Selbstkulturalisierung, Entfaltung und Verwirklichung beschäftigt sind, kämpfen die anderen – die „Modernisierungsverlierer“ – mit den Widrigkeiten des Überlebens und fühlen sich abgehängt.
Bjarne Melgaards Arbeit „I am not a piece of shit I am a piece of society“ kritisiert dieses Phänomen. Der Kanon gemeinsamer Werte ist in Auflösung begriffen, die Gesellschaft immer mehr gespalten.
„Das spannungsreiche Konfliktpotential innerhalb unserer westlichen Hemisphäre – aber auch im Verhältnis zum globalen Süden – wird in der Ausstellung facettenreich reflektiert“, erklärte Dr. Carola Schneider vom Marburger Kunstverein. „Die Künstler*innen der Sammlung Peters-Messer entlarven den schönen Schein und treffen zielsicher den wunden Punkt.“
Die Auswahl der im Kunstmuseum Marburg gezeigten Werke richtet den Fokus auf das Verhältnis zwischen Staat und dem Einzelnen, das Driften im öffentlichen Raum, zwischenmenschliche Begegnungen und Selbstbefragung.
Im Kunstverein werden diese Themen aufgegriffen und um Fragen nach kultureller Identität und Geschlecht, der Migration sowie den Folgen des Kolonialismus und der Umweltzerstörung erweitert. „Kritische Gegenwartskunst kann „zum Wechsel eingefahrener Standpunkte beitragen, Wegbereiter für die Auseinandersetzung mit neuen Inhalten werden und im besten Fall Orientierung in unserer immer komplexer werdenden Welt bieten“, meint Peters-Messer.

* pm: Marburger Kunstverein

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