Ausgrenzung abgebaut: Internationale Wochen gegen Rassismus in Marburg

Die „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ finden vom 13. bis 29. März statt. Das Motto lautet dabei „Haltung zeigen“.
Bei den „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ geht es darum, ins Gespräch zu kommen und ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Auch in diesem Jahr macht die Universitätsstadt Marburg bei der Aktion der Vereinten Nationen mit – und hat gemeinsam mit rund 20 Kooperationspartner*innen ein vielfältiges Programm vom 13. bis 27. März auf die Beine gestellt. Das Motto in diesem Jahr lautet „Haltung zeigen“.
„Marburg positioniert sich gemeinsam gegen Rassismus und gegen jegliche Form der Diskriminierung; deshalb ist klar, dass wir uns auch in der Pandemie und trotz – oder gerade wegen – des Krieges in der Ukraine an den Internationalen Wochen gegen Rassismus beteiligen“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Marburg hat eine klare Haltung gegen die Abwertung und Ausgrenzung von Menschen wegen ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe, ihrem Glauben, ihrer Kultur, ihrem Geschlecht oder ihrer sexuellen Identität.“
Bei der Auftaktveranstaltung am Sonntag (13. März) wird er als Gesprächspartner bei der ersten Station des Postkolonialen Stadtrundgangs beteiligt sein. „Rassist*innen sind nicht als Rassist*innen geboren“,, sagte die Integrationsbeauftragte Xiaotian Tang. „Sie sind Rassist*innen geworden. Bei der Entwicklung zu Rassisten hat die ganze Gesellschaft beigetragen. Wir sind deshalb alle in der Pflicht, wachsam zu bleiben.“
Integrationsbeauftragte der Universitätsstadt Marburg ermutigt zu einer klaren Haltung: „Wir sagen laut NEIN zu Rassismus. Egal, ob als Witz oder Meinung, die etwa bei einer Familienfeier auftaucht.“ Sie möchte alle dazu ermutigen, „Stopp“ zu sagen und so zu helfen.
Dass eine klare Haltung und Engagement gegen Rassismus notwendig sind, zeigen Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) zu sogenannter „Hasskriminalität“. Das sind Straftaten, bei denen Täter*innen durch gruppenbezogene Vorurteile motiviert sind. Im Jahr 2020 wurden über 10.000 solcher Fälle gezählt.
Das war eine Zunahme zum Vorjahr um knapp 20 Prozent. An die Antidiskriminierungsstelle des Bundes wurden im Jahr 2020 über 2.000 Anfragen im Zusammenhang mit rassistischer Diskriminierung gestellt.
„Die Gesellschaft muss vielfältig sein, damit wir uns gegenseitig bereichern“, erklärte Johannes Maaser. Er ist Koordinator des Projekts „Einsicht – Marburg gegen Gewalt“ im Fachdienst Gefahrenabwehr und Mitinitiator der Internationalen Wochen gegen Rassismus in Marburg.
„Wir brauchen den aktiven Austausch miteinander, sonst bleiben wir uns fremd“, ergänzte er. „Der oberste Wert unserer Demokratie ist die Würde aller Menschen: Für einhundert Prozent Menschenwürde treten wir gemeinsam ein.“
Organisiert wird das Programm zudem von der Antidiskriminierungsstelle, den Koordinationskräften des Landesprogramms „Wegweisende Integrationsansätze realisieren“ (WIR) sowie dem Ausländerbeirat der Universitätsstadt Marburg. Die Internationalen Wochen werden durch die Stadt finanzielle unterstützt. Im Rahmen des Projekts „Dialog und Vielfalt“ tragen rund 20 Kooperationspartner*innen zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus bei.
Die offizielle Auftaktveranstaltung findet in Marburg bereits einen Tag vor dem Start der bundesweiten Aktionswochen statt: Am Sonntag (13. März) können Interessierte ab 10.30 Uhr an einem Postkolonialen Stadtrundgang teilnehmen, mit der Fragestellung „Inwieweit ist der Kolonialismus – auch in Marburg –
bis heute im Alltag präsent?“. Organisiert wird die Aktion vom Weltladen Marburg.
Treffpunkt und erste Station des Rundgangs ist die Gedenkinstallation „Verblendung“ beim Jägerdenkmal im Ludwig-Schüler-Park Marburg. Hier soll es auch die Möglichkeit eines kurzen Austauschs mit dem Oberbürgermeister geben.
Am Dienstag (15. März) startet die Veranstaltungsreihe „Diversitätssensibel Erziehen“. Organisiert wird sie vom Ausländerbeirat und dem Interkulturellen Begegnungszentrum Kerner.
Über den gesamten Zeitraum der Aktionswochen stellt die Seebrücke Marburg eine Online-Materialsammlung zum Thema „Kritisches Weißsein“ zur Verfügung. Podcasts, Videos und Bücher laden zum Reflektieren der eigenen Rolle in der Gesellschaft ein. Begleitend dazu finden drei Online-Abende zum Austausch statt.
In der Marburger Fußgängerzone gibt es Improvisations-Theater am Freitag (18. März) von 16 bis 18 Uhr an der Treppe der Wasserscheide und am Samstag (19. März) von 11 bis 13:30 Uhr am Marktplatz. Die Initiative „200 nach Marburg“ setzt sich gemeinsam mit dem Fast Forward Theater in Straßenszenen mit dem Thema „Flucht und Fremdsein“ auseinander. Dabei werden Fragen des Ankommens und Willkommenseins gestellt und Impulse gegeben.
Das Kinder- und Jugendparlament (KiJuPa) führt gemeinsam mit der Frauenvereinigung „Soroptimist International Club Marburg“ erneut die Stolperstein-Aktion „Sichtbar machen“ durch. Treffpunkt ist am Sonntag (27. März) um 15 Uhr vor der Synagoge an der Liebigstraße. Auf diesem Gedenksparziergang werden die Stolpersteine gereinigt und es wird den Schicksalen der dort abtransportierten jüdischen Mitbürger*innen gedacht.
Die offizielle Abschlussveranstaltung der Internationalen Wochen gegen Rassismus „TACHELES #2 – Digitale Vernetzungskonferenz zu Rassismus und Ausgrenzung in Marburg“ findet schließlich am Dienstag (29. März) von 18 bis 21 Uhr statt. In der Online-Veranstaltung sollen Fragen wie „Wo stehen wir auf dem Weg zu einer rassismus- und diskriminierungsfreien Stadtgesellschaft?“und „Wer ist wo aktiv?“ sowie „Was wurde seit der letzten TACHELES-Konferenz in Marburg getan und wie soll es weitergehen?“ diskutiert. Die Konferenz wird im Rahmen des städtischen Programms „Für Dialog und Vielfalt – Gegen Rassismus, Ausgrenzung und Demokratiefeindlichkeit“ vom Fachdienst Bürger*innenbeteiligung umgesetzt.
Auch nach dem Ende des offiziellen Aktionszeitraums finden in Marburg weitere Veranstaltungen im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus statt. Der Arbeitskreis Soziale Brennpunkte (AKSB) veranstaltet am Montag (9. Mai) von 14 bis 17 Uhr eine skurrile Strickaktion (Pantomime gegen Rassismus) auf der Freifläche vor der Kindertagesstätte in der St.-Martin-Straße im Waldtal. Damit sollen Passant*innen aufmerksam gemacht werden und gemeinsam an einem Werkstück stricken.
Das vollständige Programm der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ in Marburg sowie Flyer und Informationen zu den Einzelveranstaltungen und Angeboten aller Beitragenden werden unter www.marburg.de/migration veröffentlicht. Die Termine sind ebenfalls im bundesweiten Veranstaltungskalender der Stiftung gegen Rassismus zu finden:

* pm: Stadt Marburg

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