Das Studium Generale endete mit einer Podiumsdiskussion zur Zukunft von Gärten. Der Botanische Garten ist demnach ein noch nicht geborgener Schatz.
„Use it or lose it: Gartenkonzepte für die Zukunft“ lautete das Thema der Podiumsdiskussion zum Abschluss des Studiums Generale der Philipps-Universität. Am Mittwoch (9. Februar) konnten sich Gartenfans online zuschalten und eine angeregte Diskussion zur Rolle, Finanzierung und Zukunft von Botanischen Gärten verfolgen. Die Teilnehmenden aus Marburg, Gießen und Frankfurt machten deutlich: Botanische Gärten haben einen Bildungs- und Transferauftrag, sind aber auch wichtige Nah- und Fernerholungsräume, die es zu erhalten gilt.
Zunächst lud Moderatorin Dr. Ines Braune dazu ein, über die genaue Rolle von Botanischen Gärten zu sprechen. Dabei stellten die Teilnehmenden fest, dass die Gärten in Marburg und Gießen andere Aufgaben erfüllen als zum Beispiel der Palmengarten in Frankfurt, der in erster Linie ein Schaugarten ist.
Als Leiter des Botanischen Gartens Marburg machte Dr. Andreas Titze deutlich, welche Kernaufgaben der 20 Hektar große Botanische Garten auf den Lahnbergen erfüllt: „Früher wurde der Garten rein wissenschaftlich genutzt. Über die Zeit hat sich die Rolle des Botanischen Gartens aber gewandelt.“
Heute liegt laut Titze ein wichtiger Schwerpunkt auf der Wissensvermittlung in den Bereichen Biodiversität und Artenschutz zum einen durch Expertise innerhalb der Wissenschaftscommunity, die bundesweit nachgefragt wird, zum anderen an die Öffentlichkeit. Zum Beispiel im Rahmen der „Grünen Schule“, einem umfangreichen Lern- und Erlebnisprogramm für Schülerinnen und Schüler aller Altersstufen. Darüber hinaus spielen Besucherinnen und Besucher auch eine wichtige Rolle in der Finanzierung des Gartens.
Das betonte auch Prof. Dr. Thomas Nauss, der ab Mitte Februar Präsident der Philipps-Universität ist. Die jährlichen Kosten von etwa 2,5 Millionen Euro werden von der Universität und dem Land Hessen getragen. Zudem gibt es einen Zuschuss von der Stadt Marburg.
„Für den Erhalt der Gärten in Marburg ist sehr wichtig, Einnahmen durch Eintritte und beispielsweise Vermietungen zu generieren“, erläuterte Nauss. „Bei Renovierungen und Reparaturen, die über den Jahreshaushalt hinausgehen, sind wir auf zusätzliche Unterstützung angewiesen. Das motiviert auch zur aktuellen Spendenkampagne ,Ich blüh für dich. Spende für mich‘.“
Einen Blick in den Nachbargarten nach Gießen gewährte Prof. Dr. Volker Wissemann. Er ist wissenschaftlicher Leiter des Botanischen Gartens der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Der mitten in der Stadt gelegene Garten ist bereits über 400 Jahre alt, hat allerdings nur etwa ein Zehntel der Fläche des Gartens in Marburg – was auch Vorteile hinsichtlich der Finanzierung biete.
Dr. Katja Heubach ist Leiterin des Palmengartens und des Botanischen Gartens in Frankfurt am Main. „Bei der Frage der Finanzierung sieht man häufig nur die Kosten“, merkte sie an. „Aber wir dürfen nicht vergessen, was die Botanischen Gärten für die Menschen leisten. Wir schaffen eine Naturerfahrung mitten in der Stadt, die Identität stiftet und kulturelle Werte vermittelt.“
Darüber hinaus erbringe ein Botanischer Garten immer auch eine Ökosystemleistung. Beispielsweise erfolge sie durch die Verbesserung des Mikroklimas.
„Wenn ich mich darin bewege, dann bewege ich mich kurzzeitig in einer anderen Welt, in den Gewächshäusern in Marburg sogar in einer exotischen Welt“,berichtete Geschäftsführer Jan-Bernd Röllmann vom Stadtmarketing Marburg. Für ihn ist der Botanische Garten allerdings auch ein noch nicht geborgener Schatz hinsichtlich der Vermarktung. Wichtig sei unter anderem, Anlässe zu schaffen, die Besucherinnen und Besucher dazu bewegen, den Garten zu besuchen und dort auch eine Zeit lang zu verweilen.
Ein bereits sehr erfolgreiches Beispiel ist die beliebte „Kürbisschnitz-Aktion“ jedes Jahr an Halloween. Aktionen und Projekte wie diese binden die Gartengenerationen der Zukunft emotional an die Botanischen Gärten, betonte Heubach. Es sei auch wichtig, bei den Besucherinnen und Besuchern „Aha-Momente“ zu schaffen.
Von ihnen berichtete Titze und betonte damit abschließend den wichtigen Bildungs- und Transferauftrag von Botanischen Gärten: „Bei unseren Führungen begegnen mir immer wieder Kinder, die fragen, ob die Pflanzen echt sind oder ob es sich um Animationen handelt. Es ist sehr wichtig, dass gerade Kinder das alles in echt sehen, anfassen und erfahren können.“
* pm: Philipps-Universität Marburg