Mediziner der Philipps-Universität haben ein DAAD-Projekt zur Master-Ausbildung für Notfallmedizin eingeworben. Es soll die Ausbildung für Notfallmedizin in Tansania stärken.
Notfallmedizin spielt in afrikanischen Ländern eine zentrale Rolle bei der Patientenversorgung. Gleichzeitig trifft eine hohe Zahl an Patientinnen und Patienten auf eine relativ geringe Zahl an speziell ausgebildetem ärztlichen Personal. In Moshi, im Nordosten Tansanias, wird die Philipps-Universität in den kommenden Jahren gemeinsam mit dem Kilimanjaro Christian Medical Centre (KCMC) und dem dazugehörigen College (KCMUCo) einen Master-Kurs für Notfallmedizin aufbauen.
Dieser Kurs entspricht im tansanischen System einer Facharztausbildung. Möglich wird er durch das Programm „SDG-Partnerschaften“. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) fördert damit aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) internationale Hochschulpartnerschaften zu den 17 Sustainable Development Goals (SDG).
Die Marburger Mediziner Prof. Dr. Harald Renz und Christian Kreisel haben das Projekt „Introduction of a Master’s course in emergency medicine at the KCMCo in Tansania
“ eingeworben. Bis Ende 2025 wird das Projekt mit 300.000 Euro für die Ausbildung und den bilateralen Austausch zwischen dem KCMC und der Philipps-Universität gefördert.
„In Tansania gibt es bisher nur in Dar es Salaam einen Master of Emergency Medicine“, erläuterte Kreisel. „Gleichzeitig ist der Bedarf an Notfallmedizin hoch, denn viele Menschen in Tansania gehen aus finanziellen und kulturellen Gründen nur zum Arzt, wenn es sehr dringend ist. Deshalb kommen die meisten Patientinnen und Patienten in entsprechend fortgeschrittenen Krankheitsstadien in die Notaufnahmen.“
Die Verbesserung der notfallmedizinischen Versorgung gehört in Tansania zu den wichtigen Entwicklungszielen der Regierung. „Das ist wichtig, denn das Eigeninteresse der Institutionen vor Ort ist zentral für den Erfolg von Entwicklungshilfeprojekten“, erläuterte Renz. „Wir können die fachlichen Kompetenzen vor Ort stärken, aber letztlich müssen die Kolleginnen und Kollegen in Moshi die Ausbildung umsetzen.“
Bereits seit 2018 ist Marburg im Klinikpartnerschaftsprogramm der Bundesregierung. Die Kooperation mit dem KCMC in Moshi steht auf einer breiten Basis aus Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Das aktuelle Projekt zielt durch das Stärken der Ausbildung auf die Verbesserung der Krankenversorgung.
Das Lernen findet dabei in beide Richtungen statt. Der bilaterale Austausch zwischen Marburg und Moshi ist deshalb zentraler Bestandteil des Programms. Der Austausch reicht von Famulaturen Marburger Studierender in Moshi bis zu gemeinsamen wissenschaftlichen Studien in Tansania.
Im Rahmen des vom DAAD geförderten Programms soll zunächst gemeinsam ein Curriculum für den Master-Studiengang entwickelt werden, gleichzeitig werden in Marburg und in Moshi Fortbildungen stattfinden, um die tansanischen Dozentinnen und Dozenten zu befähigen, den Master-Kurs zu unterrichten.
„Da die Patientenversorgung in der Notaufnahme immer interdisziplinär stattfindet, ist es erfreulich, dass sich auch hier in Marburg mehrere Disziplinen an dem Programm beteiligen“, erklärte Kreisel. „Allen voran ist die zentrale Notaufnahme des UKGM mit dem Chefarzt Dr. Andreas Jerrentrup sowie mehrere Oberärztinnen und Oberärzte in das Projekt eingebunden.“
Der erste Master-Kurs soll 2023 in Moshi starten. Die Master-Ausbildung dauert vier Jahre. In der Ausbildung werden auch wissenschaftliche Arbeiten angefertigt.
Geplant ist, dass Doktorandinnen und Doktoranden aus Moshi, aber auch aus Marburg, ihre Arbeiten bei einem jährlich stattfindenden internationalen wissenschaftlichen Symposium für den Bereich Notfallmedizin in Moshi präsentieren können. „Wir gehen davon aus, dass Moshi durch die Etablierung des Master-Studiengans und die wissenschaftlichen Symposien seine Kompetenz und Sichtbarkeit deutlich erhöht“, sagte Renz.
* pm: Philipps-UniversitätMarburg