Zwei Syrer: Sechs Stipendien für angehende Mediziner

Bereits zum siebten Mal hat die von Behring-Röntgen-Stiftung am Mittwoch (18. Januar) Stipendien für Abiturbeste in der Medizin verliehen.
In der aktuellen Vergaberunde konnten 6 Stipendiaten, die in Marburg oder Gießen Medizin studieren, die Förderung von jeweils 500 Euro pro Semester für zwei Jahre entgegennehmen. Im Rahmen einer Feierstunde im Marburger Landgrafenschloss begrüßte Stiftungspräsident Friedrich Bohl die Neuankömmlinge.
„Die Nachwuchsförderung in der Medizin gehört zu den Hauptaufgaben unserer Stiftung“, erklärte er. „Unser Ziel ist es, jungen Talenten den Weg für medizinische Spitzenleistungen von morgen zu ebnen.“Neben den vier aus Hessen stammenden Abiturienten, für die das Programm im Jahr 2009 aufgelegt wurde, unterstützt die Stiftung in diesem Jahr zusätzlich zwei syrische Flüchtlinge mit den einkommensunabhängigen Mitteln. „Mit dieser Entscheidung wollen wir ein Zeichen setzen“, sagte Friedrich Bohl.
DieSyrerin Olla Hayas hatte bereits in ihrem Heimatland zwei Jahre Medizin studiert. Nachdem der Weg zur Baath-Universität in Homs durch das Kriegsgebiet immer gefährlicher wurde, musste sie ihr Studium an der viertgrößten Universität des Landes schließlich abbrechen. Gemeinsam mit ihrem Zwillingsbruder, der ebenfalls Medizin studiert, kam sie im Jahr 2015 nach Deutschland, um zunächst an der Volkshochschule und danach am Sprachenzentrum in Leipzig Deutsch zu lernen.
Seit 2016 hat die 21-jährige Syrerin, die übergangsweise bei einer katholischen Kirchengemeinde wohnt, einen Studienplatz an der Philipps-Universität. Auf Unterstützung durch ihre Eltern, die nach der Zerstörung ihrer Wohnung unter äußerst schlechten Lebensbedingungen wohnen, kann sie nicht hoffen.
„Für die Förderung durch die Von Behring-Röntgen-Stiftung bin ich deshalb besonders dankbar“, erklärte Hayas. „Sie führt mich meinem Ziel, später eine gute Ärztin zu werden, einen Schritt näher. Mit Abiturnoten von 1,0 bringen Hayas und ihr syrischer Kommilitone Ayoub Skaff, der ebenfalls zu den Begünstigten zählt, die besten Voraussetzungen mit.
Bei der Auswahl geeigneter Kandidaten aus Hessen spielten nicht nur sehr gute Noten, sondern auch besondere Erfolge und Auszeichnungen, ehrenamtliches, gesellschaftliches und politisches Engagement sowie besondere persönliche oder familiäre Umstände eine Rolle. Neben der erfolgreichen Teilnahme an verschiedenen hessischen Schulwettbewerben im naturwissenschaftlichen Bereich haben die vier Stipendiaten Sophie Hermann, Carolin Lehnert, Annalena Knoblauch und Moritz Bögel bereits durch Praktika während ihrer Schulzeit Einblicke in ihr späteres Berufsfeld gewonnen.
In seinem Fachvortrag zu neuesten Erkenntnissen aus dem Bereich der Hirnforschung widmete sich Prof. Dr. Andreas Jansen der Fragestellung, warum der Mensch zwei Hirnhälften hat. Jansen leitet die Core-Unit „Brainimaging“ an der Klinik für Psychiatrie der Philipps-Universität Marburg.
Auch 2017 haben interessierte Abiturienten aus Hessen, die in Gießen oder Marburg Medizin studieren wollen, bis zum 31. Oktober Gelegenheit, sich bei der von-Behring-Röntgen-Stiftung um ein Stipendium für Abiturbeste zu bewerben. Vorausgesetzt wird, dass der Bewerber oder die Bewerberin zu diesem Zeitpunkt an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) oder der Philipps-Universität immatrikuliert ist.
Zusätzlich beteiligt sich die Stiftung an der Vergabe von Deutschlandstipendien für jeweils drei Studierende je Hochschulstandort. Eine Bewerbung dafür ist über die Universitäten möglich. * pm: Von-Behring-Röntgen-Stiftung, Marburg

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