Pippi-Perspektive: Deutsch-schwedischer Verein erhält Christian-Meineke-Preis

„Die Welt braucht eine Pippi-Perspektive.“ Der deutsch-Schwedische Verein erhält den Christian-Meineke-Preis für kulturelle Interaktion.
Der „Deutsch-Schwedische Freundschaftsverein Marburg“ erhält den Christian-Meinke-Preis 2021. Den mit 1.500 Euro dotierten Preis für kulturelle Interaktion und gemeinnützigen Einsatz für die Stadtgesellschaft hat Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies dem Verein gemeinsam mit der Islamischen Gemeinde Marburg, „Vielfalt Marburg e.V.“ und dem Ausländerbeirat im Rahmen des Turmfestes an der Marburger Moschee bei St. Jost verliehen.
„Wir ehren mit diesem Preis einen Verein, der großen Wert auf das Zusammenwirken der Kulturen und Religionen legt und damit einen tollen Beitrag zum Kulturleben und dem gemeinsamen Miteinander leistet“, lobte der Oberbürgermeister den preistragenden Verein, der sich seit 2013 ehrenamtlich engagiert. „Dieses Handeln passt gut zu Christian Meineke, der sich als Integrationsbeauftragter der Universitätsstadt für das friedliche Zusammenleben aller Kulturen eingesetzt und ehrenamtliches Engagement auf vielfältige Weise unterstützt und gefördert hat“, sagte Spies. Er überreichte den Scheck über 1.500 Euro an Brigitte Knobl.
Sie ist die zweite Vorsitzende des „Deutsch-Schwedischen Freundschaftsvereins Marburg“. Sie betonte, der Preis gelte auch dem im vergangenen Jahr verstorbenen Lothar Hofmann.
Der Vereinsgründer, Ideengeber und langjährige Vorsitzende habe das Motto „Alle gehören dazu“ geprägt. Sie hob hervor, dass auch die anderen Bewerber die Auszeichnung für ihr Engagement ebenso verdient hätten.
Der Preis, dessen Name an den 2016 verstorbenen Integrationsbeauftragten der Stadt erinnern soll, wurde nun zum dritten Mal verliehen.Der Christian-Meineke-Preis soll ein Dankeschön an die Aktiven und Engagierten in der Stadt Marburg für ihren gemeinnützigen Einsatz für die Stadtgesellschaft und gleichzeitig Motivation für deren weitere Arbeit sein. „Die Bewerbungen waren wieder beeindruckend und haben deutlich gemacht, dass sich viele Menschen ehrenamtlich und sehr engagiert für das friedliche, gesellschaftliche und kulturelle Zusammenleben in Marburg einsetzen“, freute sich Spies.
Den Preisträger ermittelte eine achtköpfige Jury. Ihr gehören Monika Bunk von „Gemeinsam – Marburger Gemeinschaft für Jüdisch-Muslimischen Dialog“, Sylvie Cloutier als Vorsitzende des Ausländerbeirats, Bilal El-Zayat von der Islamischen Gemeinde Marburg, Wolfgang Engler vom städtischen Fachdienst Migration- und Flüchtlingshilfe, Pia Gattinger vom Verein „Bewohnernetzwerk für Soziale Fragen“ (BSF), Susanne Hofmann vom Verein „Vielfalt Marburg“, Said Shatout vom Islamischen Kulturverein „Hadara“ undTang Xiaotian, ehrenamtliche Integrationsbeauftragte der Stadt Marburg an.
Durchgesetzt hat sich der „Deutsch-Schwedische Freundschaftsverein Marburg“, der seit 2013 unter dem Motto „Alle gehören dazu“ für eine interkulturelle, internationale, integrative und inklusive Ausrichtung in Marburg aktiv ist. Laut Jurybegründung gelingt es den Vereinsmitgliedern mit ihrer Arbeit, viele Menschen und auch andere Vereine und Initiativen zusammenzubringen, unabhängig von kultureller oder sozialer Herkunft. Der Verein veranstaltet das Luciafest nach schwedischer Tradition zur Wintersommerwende. In Marburg geschieht dies international mit Teilnehmenden, etwa aus Afrika, Asien und Saudi-Arabien. 2019 war die Lichterkönigin eine Rollstuhlfahrerin, die den Zug anführte. Das Mittsommerfest, das unter anderem im Botanischen Garten jährlich stattfindet, wird mit dem Flechten von Blumenkränzen und dem Tanz um die Mitsommerstange gefeiert. Der Verein unterstützt außerdem mit zahlreichen Aktionen das Spendenprojekt „Pippi of Today“, worüber Frauen und Mädchen, die auf der Flucht sind, eine Unterstützung erfahren sollen.
2020 stand für den Verein dann ganz im Zeichen der Autorin Astrid Lindgren und ihrer starken Mädchenfigur Pippi Langstrumpf. Viele Lesungen und Workshops, sowohl in Schwedisch als auch in anderen Sprachen, machten die Figur für Kinder und Erwachsene wieder lebendig. Pippi Langstrumpf war auch im vergangenen Jahr beim Weltfrauentag im Cineplex-Kino mit einem bunten Mitmach-Programm vertreten.
Mit dem Märchen „Sonnau“ – einer Geschichte über Verlust und Ängste besonders für geflüchtete Menschen – sprach der Verein in Lesungen mit Geflüchteten ihre besondere Situation an. Gelesen und gespielt wurde es gemeinsam mit Menschen mit Migrationshintergrund.
In diesem Jahr lag der Schwerpunkt bei einem internationalen Leseprojekt und dem Aufbau einer internationalen Bibliothek. Nun kann Astrid Lindgren in den Sprachen Arabisch, Chinesisch, Dari, Deutsch, Englisch, Finnisch, Griechisch, Pashto, Persisch, Polnisch und Schwedisch gelesen werden. Dafür wurden viele Menschen mit ihrer Muttersprache in die Gestaltung einbezogen.
Bücher fördern die psychische Widerstandskraft sowie Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen zu meistern, und stärken Menschen im selbstbewussten Handeln. In Zukunft will der Verein weiter unter dem Motto „Die Welt braucht eine Pippi-Perspektive“ dazu beitragen, dass es möglich ist, stark zu sein, ohne die eigene Macht zu missbrauchen.
Der Preis wurde im Rahmen des Fests zur Einweihung des Turms der Marburger Moschee verliehen. Das sei „der absolut passende Anlass für diese Preisverleihung“, betonte Spies. „Die Islamische Gemeinde hat bei St. Jost mit dem Turm ein weiteres Zeichen gesetzt, damit die deutsche Moschee als kulturelles Zentrum in der Universitätsstadt für die Stadtgesellschaft sichtbar und zugänglich wird.“
Der Tag sei ein Zeichen dafür, dass ein friedliches Miteinander der Religionen möglich sei. Das werde durch die Teilnahme vieler Marburgerinnen und Marburger sowie zahlreicher Vertreter anderer Religionsgemeinschaften unterstrichen, die gemeinsam mit den muslimischen Mitbürger*innen die Einweihung feiern.
Die Möglichkeit zum Diskurs und unterschiedliche Auffassungen seien wichtig, erklärte das Stadtoberhaupt, aber jede und jeder solle seinen Glauben nach eigenen Wünschen leben können. Da mische sich der Staat auch nicht ein, sondern garantiere und schütze die Religionsfreiheit. „Und darüber wollen wir in Marburg keinen Zweifel aufkommen lassen.“

* pm: Stadt Marburg

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