Die Stadt organisiert BliStA-Schulungen zu Sehbehindertengerechten Baustellen. Mit Augenbinde und Blindenstock erkunden die Teilnehmenden das n Selbstversuch.
Die Bedürfnisse von Verkehrsteilnehmenden sind so vielseitig wie sie selbst. Diese Bedürfnisse in Marburg zu berücksichtigen, ist die Aufgabe der Straßenverkehrsbehörde der Stadt. Das gilt auch für die Sicherheit von Straßenbaustellen.
Wie eine Baustelle sehbehindertengerecht wird, hat der Fachdienst Straßenverkehr in einer Schulung vertieft. Dafür hat er die Deutsche Blindenstudienanstalt (BliStA) engagiert.
„In Marburg achten wir einander und aufeinander“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Daher sehen wir als Stadtverwaltung es als unsere wichtigste Aufgabe, zum Wohle und zur Sicherheit aller Bürger*innen zu handeln.“
Weiterbildungen der städtischen Mitarbeiterinnen und mitarbeiter wie die, die der Fachdienst Straßenverkehr angestoßen hat, seien daher in den verschiedensten Bereichen unerlässlich. Das Ziel der Veranstaltung ist, all jene, die an einer Baustelle beteiligt sind, in Bezug auf eine sehbehindertengerechte Absicherung der Baustellen weiter zu schulen. Der Kreis der Teilnehmenden umfasst dementsprechend neben Mitarbeitenden der Straßenverkehrsbehörde der Stadt und des Dienstleistungsbetriebs Marburg (DBM) auch Bauunternehmer*innen, Bau- sowie Projektleiter*innen und Verkehrssicherungsunternehmen.
Das Besondere an der Schulung auf dem DBM-Gelände Am Krekel war die Sensibiliesierung: Nach einer theoretischen Einführung durchlaufen die Teilnehmer*innen im praktischen Teil – unter anderem mit Augenbinde und Blindenstock versehen – eine simulierte Baustelle. Nach den Feedbackgesprächen zu den jeweiligen Durchläufen geht es für alle gemeinsam zu einer echten Baustelle in der Stadt. Diese Baustelle besprechen die Teilnehmer*innen vor dem Hintergrund der Schulungsinhalte.
„Es ist unser Anspruch an uns selbst, uns stetig zu verbessern“, erklärte Harald Schröder vom Fachdienst Straßenverkehr der Stadt Marburg. „Wir möchten vertiefend lernen, wie wir eine Baustelle für alle Verkehrsteilnehmer*innen und ihre individuellen Bedürfnisse absichern.“
Bei den mehr als 1.000 Baustellen pro Jahr sei es eine besondere Herausforderung, den Bedürfnissen aller Verkehrsgruppen gerecht zu werden. „Daher haben wir den Kontakt zur BliStA aufgenommen und nachgefragt, ob es möglich wäre, eine Schulung speziell für die Einrichtung einer sehbehindertengerechten Baustelle zu machen“, ergänzte Markus Harder vom Fachdienst Straßenverkehr. Die Schulung leitet Berater Manfred Fuchs von der BliStA.
Die Inhalte sind explizit auf die Bedürfnisse von Sehbehinderten ausgerichtet. Sie benötigen neben klaren Kanten zum Beispiel sogenannte Tastleisten, um sich im Baustellenbereich zu orientieren. Doch auch kontrastreiche Absperrmittel sind für Sehbehinderte von großer Wichtigkeit, da sie so leichter zu erkennen sind.
Daher werden für alle Absperrungen grundsätzlich die bekannten rot-weiß markierten Kunststoff-Elemente verwendet. „Die Stadt Marburg und die BliStA stehen bereits seit Jahren im engen Kontakt“, berichtete Fuchs. „So werden Ideen. Ansätze beim gemeinsamen „Runden Tisch“ miteinander besprochen, entwickelt und ausgearbeitet. Das hat sich bisher immer bewährt, da ist Marburg wirklich eine Vorzeigestadt.“
Schätzungsweise 2.000 blinde und sehbehinderte Menschen leben im Landkreis Marburg-Biedenkopf, weiß Dr. Imke Troltenier von der BliStA. „Die Stadt Marburg zeigt als Blindenstadt ein vorbildliches Engagement, wenn es darum geht, die Stadt blinden- sowie sehbehindertengerecht zu machen“, sagte Troltenier. Dieses Engagement zeige sich auch im starken Interesse an dieser Schulung.
Ein erster Termin hat bereits im Juli stattgefunden. Aufgrund des großen Interesses an den Schulungsinhalten, erfolgte nun im September der zweite Workshop.
Weitere Mitarbeitende zum Beispiel des Fachdiensts Tiefbau der Stadt Marburg, des DBM oder der Stadtwerke Marburg (SWM) haben ebenfalls ihr Interesse an der Fortbildung bekundet. Deshalb folgt demnächst schon der dritte Schulungstermin.
* pm: Stadt Marburg