Chemiker machen mit: Gernot Frenking erhält Erich-Hückel-Preis

Prof. Dr. Gernot Frenking erhält den Erich-Hückel-Preis. Der Marburger Chemiker wird für die Arbeiten zur Analyse chemischer Bindungen ausgezeichnet.
Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) verleiht dem Marburger Chemiker den Erich-Hückel-Preis für seine Verdienste um die Untersuchung und Analyse verschiedenster Aspekte der chemischen Bindung. Die Auszeichnung wurde bereits 2020 vergeben, die Preisverleihung wurde aber wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben.
Sie findet nun im Zuge des Symposiums für Theoretische Chemie am Mittwoch (22. September) in Würzburg statt. Die GDCh würdigt mit dem Erich-Hückel-Preis hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der theoretischen Chemie. Der Preis ist mit 7.500 Euro dotiert und wird seit 2016 alle zwei Jahre verliehen.
„Dieser Preis hat eine besondere Bedeutung für mich, weil der Namensgeber Erich Hückel von 1937 bis 1962 Professor für Theoretische Physik an der Philipps-Universität war und ich 1996 ein Symposium zum Gedenken an ihn veranstaltet habe“, erklärte Frenking. „Bei dieser Gelegenheit habe ich seine Tochter Irene kennengelernt und mit seinen letzten Mitarbeitern gesprochen und Anekdoten über sein spätes Wirken in Marburg erfahren. Obwohl Erich Hückel Physiker war, ist er aufgrund seiner bahnbrechenden Arbeiten in der Quantenchemie für Chemiker weltweit einer der bekanntesten deutschen Wissenschaftler.“
Hückel, ist bekannt für das von ihm entwickelte Hückelsche Molekülorbital-Verfahren, die HMO-Methode. Die daraus abgeleiteten Hückel-Regeln für die Definition aromatischer beziehungsweise nicht-aromatischer organischer Moleküle gehören heute zum Grundlagenwissen in der Chemie.
„Die Auszeichnung für Prof. Frenking ist ein weiterer Beleg für seine hervorragende Forschung“, sagte Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause. „Dazu gratuliere ich ihm ganz herzlich und ich freue mich sehr über die Würdigung seiner Arbeit.“
Frenking machte von 1960 bis 1964 eine Ausbildung zum Chemielaboranten und arbeitete danach in diesem Beruf. Er absolvierte das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg und studierte von 1969 bis 1973 Chemie an der RWTH Aachen. Von 1973 bis 1976 war er DAAD-Stipendiat in Kyoto (Japan).
1979 promovierte er am Fachbereich Chemie der TU Berlin. Er habilitierte sich dort 1984 mit einer Arbeit zum Thema „MO-SCF-Untersuchungen zu Struktur und Reaktivität von Molekülen in der Gasphase“. In den 80er Jahren forschte Frenking mehrere Jahre am Stanford Research Institute in der Nähe von San Francisco.
Von 1989 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2014 forschte und lehrte Frenking als Professor für theoretische Chemie an der Philipps-Universität. Auch nach seiner Pensionierung ist er wissenschaftlich aktiv geblieben als Visiting Research Professor am Donostia International Physics Center (DIPC) in San Sebastian (Spanien) und an der Nanjing Tech University in Nanjing (China).
In der theoretischen Chemie werden die Strukturen und Eigenschaften von Molekülen und Festkörpern und der Verlauf chemischer Reaktionen mit quantenchemischen Methoden berechnet. Die sehr komplizierten Rechnungen erfordern leistungsfähige Computer, weshalb die Entwicklung und Bedeutung der theoretischen Chemie mit dem Fortschritt der Computerindustrie verknüpft ist. Aufgrund der rasanten Entwicklung der Soft- und Hardware in der Informatik in den letzten Jahrzehnten sind quantenchemische Berechnungen von Molekülen und chemischen Reaktionen inzwischen zu einem Standardwerkzeug der modernen Forschung in der Chemie geworden, die komplementär zu experimentellen Untersuchungen durchgeführt werden.
Der Erich-Hückel-Preis reiht sich ein in eine Vielzahl von Auszeichnungen, die Frenking erhalten hat. 2007 erhielt er den Elhuyar-Goldschmidt Preis der Royal Society of Chemistry of Spain. 2008 wurde er Fellow der Royal Society of Chemistry (FSRC).
2009 erhielt er die Schrödinger Medal der World Association of Theoretical and Computational Chemists, 2011 die Lise-Meitner Lectureship an der Universität Jerusalem und 2012 den Hans-Hellmann-Forschungspreis der Philipps-Universität. Im Jahr 2019 erhielt er den renommierten International Solvay Chair in Chemistry der International Solvay Institutes, Brüssel.
„Ich freue mich sehr über die Ehrung, zeigt sie doch erneut die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit in der Marburger Chemie, denn sie ist bereits die zweite Auszeichnung in kurzer Zeit“, sagte Frenking. Damit bezog er sich auf den Alfred-Stock-Gedächtnis-Preis, den Prof. Dr. Stefanie Dehnen vor wenigen Tagen entgegengenommen hat.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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