Eine 28 Jahre alte Frau wurde Opfer eines betrügerischen Telefonanrufs. Die Polizei warnt vor den verschiedenen Maschen geldgieriger Anrufer.
Es gibt so viele Facetten der Betrügereien via Telefon, dass man sie gar nicht alle aufzählen kann. Die bekanntesten sind der Enkeltrick, die sogenannten Schockanrufe oder auch die Anrufe angeblicher Polizeibeamter. Das sind jedoch lange nicht alle Varianten.
Es gab auch Anrufer, die sich als Mitarbeiter von Microsoft oder als Bankangestellte ausgaben. „Die Opfer sind nicht immer nur Seniorinnen und Senioren. Es trifft auch jüngere Menschen.
„Die Geschichten sind mindestens so unterschiedlich und verschieden wie die Legenden der Betrüger; letztlich geht es aber immer ums Geld, ums Vermögen oder um Datenfreigaben“, sagte Jan-Oliver Karo, von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle des Polizeipräsidiums Mittelhessen. „Der beste und wohl effektivste Schutz davor, Opfer solcher Betrüger am Telefon zu werden, ist tatsächlich, das Gespräch sofort zu beenden, wenn es bei einem unerwarteten Anruf irgendwann um Geld, Vermögen oder die Bekanntgabe von Daten geht.“
Wie geschickt die Betrüger vorgehen, zeigt ein Fall, bei dem sich ein Betrüger als Bankangestellter ausgab und von einer 28 Jahre alten Frau fast 25.000 Euro erbeutete. Der Betrüger telefonierte am Mittwoch (25. August) nahezu viereinhalb Stunden mit der in Mittelhessen lebenden Frau. Das Telefondisplay ihres Handys zeigte die – ihr bekannte – richtige Rufnummer ihres Kreditinstituts an.
Der Anrufer klang relativ jung, sprach deutsch ohne erkennbaren Akzent oder Dialekt. Er kannte nicht nur die Mobilfunknummer, sondern auch die „Hausbank“ seines Opfers und sogar deren Zugangsmöglichkeit zum Online-Banking, wobei sich bislang nicht nachvollziehen ließ, woher er diese Daten hatte. Aufgrund der Kenntnisse, des sehr eloquenten Auftretens und der vertrauenserweckenden Gesprächsführung schöpfte das Opfer keinen Verdacht.
DerAnrufer gab ihr dann zu verstehen, dass man wegen einer akuten Bedrohung ihres Kontos durch eine wohl unbekannte Person sofort Schutzmaßnahmen ergreifen müsse. Für diese Schutzmaßnahmen und zur angeblichen Verifizierung bedürfe es der Übermittlung von Transaktionsnummern (TAN) ihres TAN-Generators.
Spätestens hier hätte das Gespräch beendet sein müssen, denn jetzt ging es ums Geld. „Die Übermittlung von TAN gibt dem Empfänger freie Hand für Überweisungen an von ihm bestimmte Ziele“, weiß der Experte der Kriminalprävention.
Da das ahnungslose Opfer mehrere TAN übermittelte, gelangen dem Betrüger mehrere Überweisungen mit einem Gesamtbetrag von fast 25.000 Euro. Als das Opfer am nächsten Tag Kontakt mit tatsächlichen Mitarbeitern ihrer Bank hatte, fiel der Betrug auf. Zu der Zeit war das Geld von den Zielkonten leider schon abgehoben und unwiederbringlich weg.
In Mittelhessen gab es im Jahr 2021 bislang 19 bekannt gewordene gleichartige Fälle. Neun blieben im Versuchsstadium stecken. Bei den zehn vollendeten Taten entstand ein Gesamtschaden von über 37.000 Euro.
Von einer Dunkelziffer nicht angezeigter versuchter und vollendeter Betrügereien dieser Art ist auszugehen. Darum sollten alle sofort auflegen, wenn es am Telefon um Geld geht.
* pm: Polizei Marburg