„Unter den Marburger Direktkandidaten bin ich der Jüngste“, stellt Niklas Hannott fest. „Generationengerechtigkeit ist mir sehr wichtig.“
Zur Bundestagswahl am Sonntag (26. September) bewirbt sich Hannott als Direktkandidat der FDP im Wahlkreis 171 „Marburg-Biedenkopf“. Geboren wurde der Lehramtsreferendar 1995 in Aachen. Dort ist er auch aufgewachsen.
2014 kam er zum Studium nach Marburg. Damals war er bereits Mitglied der Jungen Liberalen und später dann auch der FDP.
„Während meiner Schulzeit hatten wir im Unterricht mehrere Diskussionen mit Vertretern verschiedener Parteien“, berichtet er. Dabei habe ihn der nordrhein-westfälische FDP-Generalsekretär Johannes Vogel überzeugt: „Da stimmte einfach alles mit meinem Vorstellungen überein.“
Ausschlaggebend war für den damaligen Schüler der Freiheitsbegriff des FDP-Landespolitikers, den Hannott als „umfassend“ beschreibt. „Freiheit muss alle Bereiche des Lebens und der Politik durchdringen“, erklärt er. „Jeder Mensch muss selber entscheiden können, wie er leben möchte.“
Dabei versteht Hannott gelebte Vielfalt und Toleranz als elementare Stärke der Demokratie. Herkunft oder Hautfarbe, Religion oder sexuelle Identität müsse die Gesellschaft ebenso respektieren wie unterschiedliche demokratische Überzeugungen. Die Grundrechte dürften niemals ohne Not eingeschränkt werden.
Diesen Freiheitsbegriff überträgt Hannott auch auf die Bildungspolitik, die er aufgrund seiner Berufswahl als eines seiner wichtigsten Themenfelder nennt: „Chancengerechtigkeit bedeutet für mich, jedem und jeder Einzelnen den sozialen Aufstieg zu ermöglichen und ihnen dafür gleiche Bildungschancen einzuräumen“, fordert er. „Das muss schon in der Kita beginnen.“
Notwendig sei dafür eine gerechtere Ausgestaltung der Ausbildungsförderung ebenso wie eine gezielte Förderung benachteiligter Kinder. „Wir können es uns einfach nicht leisten, viele Talente unbeachtet links liegen zu lassen“, erläutert er. „Daher wollen wir insbesondere in sozial schwächeren Orten und Stadtteilen Talentschulen mit modernster Pädagogik und bester Ausstattung aufbauen.“
Zudem fordert Hannott die Absenkung des Wahlalters auf allen Ebenen. Bei Kommunalwahlen ebenso wie Landtags- und Bundestagswahlen sollten 16-jährige Jugendliche mitwählen, wie es in einigen Bundesländern und kurzzeitig auch in Hessen bereits auf unteren Ebenen gegolten hatte.
„Junge Menschen nehmen bereits in vielen Lebensbereichen Verantwortung wahr, werden aber von der politischen Teilhabe ausgeschlossen“, beklagt er. „Dabei sind sie diejenigen, die am längsten von allen Entscheidungen betroffen sind.“
Beim Klimaschutz setzt Hannott auf marktwirtschaftliche Lösungen wie den Zertifikate-Handel. „Wenn die Industrie CO2-Zertifikate teuer bezahlen muss, wird sie schon aus Eigeninteresse auf mehr Klimaschutz setzen“, glaubt er. „Verbote und Bürokratie helfen da wenig.“
In der mittelhessischen Region spricht Hannott sich für den Weiterbau der Autobahn A49 aus. „Wir brauchen diese Infrastruktur vor Ort“, erklärt er. Deutschland leide unter maroden Brücken und Straßen ebenso wie am der verpassten Entwicklung digitaler Technologien.
Scharf kritisiert Hannott den Einsatz sogenannter „Staatstrojaner“. „Die Informationstechnologie muss dringend ausgebaut werden, damit an jeder Milchkanne in Deutschland 5g-Anschluss besteht“, fordert er. „Datenschutz ist die Voraussetzung dafür, dass Privatpersonen und die Wirtschaft die Vorteile dieser Technologie ungehemmt nutzen.“
Überbordende Bürokratie hält er für eines der größten Probleme in Deutschland. „Das hemmt die Kreativität“, erklärt Hannott. „Wir sollten mehr auf den einzelnen Menschen und seine Stärken vertrauen.“
In der Corona-Pandemie habe es mitunter zu starke Eingriffe in die Bürgerrechte gegeben. „Das hat Verschwörungstheorien und ihre Verfechter unnötig gestärkt“, warnt Hannott. „Wir brauchen eine breite gesellschaftliche Debatte, die allerdings auf gegenseitigem Respekt und der Erkenntnis fußen sollte, dass jeder Mensch auch mal Fehler macht.“
* Franz-Josef Hanke